China setzte seine wirtschaftliche Stärke schon als Machtinstrument ein, bevor US-Präsident Trump seine zweite Amtszeit antrat. Die Verschärfung des Handelskonflikts trifft die deutsche Industrie.
Chinas Exportkontrollen verteuern seltene Erden
Die wichtigen seltenen Erden für die Industrie sind nach der Verschärfung der chinesischen Exporthürden deutlich teurer geworden. Laut dem monatlichen Rohstoffpreisindex der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) stiegen die Preise für die 17 Metalle, die unter diesem Oberbegriff zusammengefasst sind, im Mai insgesamt um acht Prozent auf Dollarbasis. Die Volkswirte der DZ Bank sind der Ansicht, dass Deutschland, die USA und andere westliche Staaten ihre Abhängigkeit von chinesischen Lieferungen nicht schnell reduzieren können und Peking somit ein politisches Druckmittel behalten wird.
Deutsche Industrie leidet unter US-Streit mit China
Die Pekinger Führung hatte als Revanche für die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Strafzölle im Exportkontrollen für sieben seltene Erden verhängt. Laut vbw-Index sind die Preise dieser Metalle noch viel stärker gestiegen. So verteuerte sich demnach Terbium um knapp 19 Prozent, Gadolinium um knapp 17 Prozent und Samarium um über 15 Prozent. «Mitverantwortlich für diese Entwicklung ist der Handelskonflikt zwischen den USA und China, infolgedessen die chinesische Regierung Exportkontrollen für viele wichtige seltene Erden und Magnete eingeführt hat», sagte vbw-Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt.
China hat bei der Verarbeitung seltener Erden ein Quasi-Monopol
Nach verschiedenen Schätzungen werden in der Volksrepublik China etwa zwei Drittel der Seltenen Erden abgebaut und 90 Prozent für die industrielle Verwendung aufgearbeitet. Metalle sind wichtig für die Herstellung elektronischer Bauteile und Magneten in den Branchen Elektronik, Auto und Rüstung.
Pekings schärfstes Schwert in Handelskonflikten
Mit den Exportbeschränkungen für seltene Erden und Magnete habe China im Handelsstreit mit den Vereinigten Staaten offenbar mit Erfolg sein wohl schärfstes Schwert gezogen, heißt es in der Analyse der DZ Bank mit Blick darauf, dass die Trump-Regierung sich anschließend sehr viel kompromissbereiter zeigte als vorher. «Die schnell entstandenen Engpässe und drohenden Produktionsunterbrechungen in deutschen Schlüsselindustrien sollten jedoch ein Weckruf sein, dass sich Deutschland dringend gegen vergleichbare Situationen in der Zukunft wappnen muss», schreiben die Ökonomin Monika Boven und ihr Mitarbeiter Bastian Reßing.
Es wird vorgeschlagen, eine strategische Rohstoffreserve aufzubauen, Recycling zu fördern und Freihandelsabkommen bzw. Partnerschaften mit anderen Lieferländern einzugehen. Zuvor hatte der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) vor einer zunehmenden Abhängigkeit von China bei wichtigen Rohstoffen gewarnt.