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Neue Chipfabrik in Dresden: TSMC plant Milliardeninvestition

TSMC plant mit Partnern Bau einer neuen Halbleiterfabrik in Dresden für die Automobilindustrie, Investitionssumme über 10 Milliarden Euro.

Dresden: Unter maßgeblicher Führung von TSMC entsteht in Dresden ein neues Halbleiterwerk, das ESMC (Foto Illustration)
Foto: David Chang/EPA/dpa

Vom neuesten Zukunftsprojekt in Sachsen ist noch nicht viel zu sehen. Doch in den nächsten Monaten soll es Schlag auf Schlag gehen in Silicon Saxony – so nennt der Freistaat seine Mikroelektronik- und Halbleiterbranche rund um Dresden, frei nach dem Silicon Valley in Kalifornien. 2027 plant das taiwanesische Unternehmen TSMC mit drei Partnern im Norden von Dresden Chips vor allem für die Automobilindustrie herzustellen. Der weltweit größte Auftragsproduzent von Silizium-Mikroelektronik kommt damit nach Europa. Heute soll der symbolische erste Spatenstich gesetzt werden, Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werden als Gäste erwartet.

Was ist in Dresden geplant? 

TSMC plant zusammen mit den drei Unternehmen Bosch, Infineon und NXP Semiconductor den Bau einer neuen Halbleiterfabrik. Die Partner, die alle eigene Fertigungsstätten in Dresden haben, sollen jeweils zehn Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) halten, TSMC 70 Prozent. Die Investitionssumme wird voraussichtlich über zehn Milliarden Euro liegen. Die Hälfte der Investitionskosten wird von den deutschen Steuerzahlern getragen, da der Deal ein staatliches Subventionspaket beinhaltet.

Was genau soll hergestellt werden? 

Im Gegensatz zu den Chips für Hochleistungs-Smartphones sollen die Halbleiter aus dem neuen Werk in Dresden nicht in den neuesten 3- oder 4-Nanometer-Verfahren hergestellt werden, sondern mit größeren Strukturbreiten. Solche herkömmlichen Chips sind in der Autobranche üblich. Mit der zunehmenden Verbreitung vernetzter Fahrzeuge und Elektroautos benötigt die Branche immer mehr davon.

Wo sollen die Fachkräfte für das neue Werk herkommen?

Bei ESMC sollen 2000 Arbeitsplätze entstehen. Für den Fachkräftebedarf wird schon vorgesorgt. Dieser Tage kehrten die ersten 30 Studenten sächsischer Hochschulen aus Taiwan zurück. Sie hatten dort sechs Monate studiert und Praktika bei TSMC absolviert. Im kommenden Jahr soll eine duale Ausbildung in den Berufen Mikrotechnologe und Mechatroniker beginnen. Im Januar 2025 will das Unternehmen auf der Ausbildungsmesse «Karrierestart» in Dresden präsent sein. Auch Fachkräfte aus Taiwan sollen die Arbeit in Dresden unterstützen. 

Wie weit sind weitere Großprojekte der Branche in Deutschland?

In Magdeburg plant Intel den Bau mehrerer Chipfabriken. Es handelt sich um die größte Investition in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg, mit einem Volumen von rund 30 Milliarden Euro. Die Bundesregierung plant, 9,9 Milliarden Euro an Unterstützung zu leisten, jedoch steht die EU-Genehmigung noch aus. Intel ist derzeit in einem Sparmodus, aber laut Angaben der Landesregierung in Magdeburg hält das Unternehmen dennoch an seinen Plänen fest.

Im saarländischen Ensdorf plant der US-Hersteller Wolfspeed für rund 2,7 Milliarden Euro eine Fabrik für Halbleiter aus Siliziumkarbid. Es gibt jedoch Verzögerungen. Wolfspeed hat mitgeteilt, mit dem Baubeginn sei erst 2025 zu rechnen. In München baut der iPhone-Konzern Apple sein Zentrum für Chip-Design milliardenschwer aus.

Ein weiteres Bauprojekt in Dresden, das sich nicht weit vom TSMC-Projekt entfernt befindet, betrifft den Bau einer neuen Fabrik des deutschen Herstellers Infineon. Laut Vorstandschef Jochen Hanebeck macht das Projekt gute Fortschritte. Die Maschinen sollen ab September 2025 geliefert werden und im darauffolgenden Jahr soll die Produktion beginnen. Infineon plant, fünf Milliarden Euro in diese Erweiterung zu investieren und dadurch über 1000 neue Arbeitsplätze zu schaffen.

Warum fördert der Bund die Ansiedlungen? 

Lieferengpässe während der Corona-Zeit haben gezeigt, wie stark Deutschland und Europa von der Chip-Versorgung aus Asien abhängig sind. Besonders die Autoindustrie war stark betroffen. Mehrere Hersteller mussten die Produktion stoppen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht Deutschland nun als möglichen Hauptstandort für die Halbleiterproduktion in Europa. Dies sei entscheidend für die Widerstandsfähigkeit der Produktionsstrukturen weltweit, erklärte Scholz im vergangenen Jahr, als das Dresdner Projekt vorgestellt wurde. Staatliche Beihilfen sind in solchen Fällen nicht ungewöhnlich. Es gibt jedoch immer wieder Kritik an der Unterstützung von Unternehmen mit Steuergeldern.

dpa