Die Huthi-Miliz im Roten Meer zwingt Schiffe zu Umwegen um das Kap der Guten Hoffnung, was zu einem Anstieg von 46% führt.
Containerschiffe verursachen so viele CO2-Emissionen wie Griechenland,Angriffe auf Handelsschiffe führen zu längeren Umwegen und steigenden Emissionen.
Die CO2-Emissionen von Containerschiffen, die im vergangenen Jahr in der EU unterwegs waren, sind deutlich angestiegen. Dies geht aus EU-Daten hervor, die auch Fahrten außerhalb Europas erfassen. Die dänische Analysefirma Sea-Intelligence nimmt an, dass die Huthi-Miliz zu diesem Anstieg beigetragen hat: „Weil die Miliz Handelsschiffe attackiert, fahren die Schiffe längere Umwege – was dem Klima schadet.“
Containerschiffe, die in der EU-Datenbank aufgeführt sind, haben laut den Daten im vergangenen Jahr 52,8 Millionen Tonnen CO2 verursacht. Dies entspricht ungefähr den CO2-Emissionen Griechenlands. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Emissionen um 46 Prozent.
Schätzung: 18 Millionen zusätzliche Tonnen CO2
«Dieser Anstieg ist eindeutig auf die Krise im Roten Meer zurückzuführen», heißt es von Sea-Intelligence aus Kopenhagen in einer der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Analyse. Das Unternehmen nimmt an, dass die gefahrenen Umwege zu einem Ausstoß von zusätzlichen 18 Millionen Tonnen CO2 in der Containerschifffahrt führten. Mit einer Zunahme des Handels lasse sich die Entwicklung nicht allein erklären.
Laut Sea-Intelligence haben sich die CO2-Emissionen der Containerschiffe seit 2018, dem Beginn der Datenerhebung, auf einem Höchststand befunden. In den Jahren 2018 bis 2023 sanken die Emissionen jedoch kontinuierlich.
Auf Nachfrage teilte die Deutsche Emissionshandelsstelle in Berlin mit, dass sie nicht feststellen könne, ob die Umwege der Schiffe zu dem Anstieg der Emissionen geführt haben.
Auch ausländische Schiffe sind erfasst
In der Datenbank sind alle Fahrten großer Schiffe mit einem EU-Bezug erfasst. Die Statistik enthält Fahrten von Schiffen, die einen EU-Hafen angelaufen haben, um Güter zu entladen. Auch Abfahrten werden erfasst. Alle Flaggenstaaten sind im Gesetz enthalten, was bedeutet, dass auch Emissionen von panamaischen und chinesischen Schiffen registriert sind.
Die MRV-Seeverkehrsverordnung der EU, die 2015 in Kraft getreten ist, bildet die Grundlage der Datenbank. Reeder sind seit 2018 gemäß der Verordnung verpflichtet, die CO2-Emissionen größerer Schiffe zu überwachen. Ab Anfang 2025 gelten strengere Vorgaben.
Containerschiffe umfahren das Rote Meer
Die Huthi, die vom Iran unterstützt werden und im Konflikt mit Israel stehen, attackieren Handelsschiffe im Roten Meer und im angrenzenden Golf von Aden, die angeblich Verbindungen zu Israel haben. Dies hat dazu geführt, dass die Containerschifffahrt im Roten Meer weitgehend zum Erliegen gekommen ist. Viele Schiffe nehmen stattdessen den langen Umweg um das Kap der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas.
Die Angriffe der Huthi auf Schiffe begannen im November 2023, mehr als einen Monat nach Beginn des Gaza-Kriegs. Es gibt unterschiedliche Angaben, wie viele Schiffe schon angegriffen worden sind. Die UN-Seeschifffahrtsorganisation IMO sprach im Mai 2024 von rund 50 Attacken. Internationale Medien nennen inzwischen weitaus höhere Zahlen.