Der Chef des Coca-Cola-Abfüllers bemängelt die Bürokratie und komplizierte Verhältnisse für Unternehmen. Er findet jedoch auch positive Worte für Deutschland.
Coca-Cola beklagt Standortbedingungen in Deutschland

Die wirtschaftlichen Standortbedingungen in Deutschland sind aus Sicht des Abfüllunternehmens von Coca-Cola schwierig. John Galvin, Deutschland-Chef von Coca-Cola Europacific Partners (CCEP), sagte bei einer Veranstaltung der Wirtschaftspublizistischen Vereinigung in Düsseldorf: Schon kleinere Vorhaben dauerten lange, weil statt einer Behörde oft mehrere Stellen zuständig seien. Das koste viel Zeit.
Galvin erwähnte als Beispiel das Versetzen eines Zauns, Baumarbeiten auf dem Werksgelände oder Dachreparaturen. Behörden geben oft unterschiedliche Auskünfte zu Bauprojekten. Es müssen viele Vorschriften beachtet werden – vom Immissionsschutz über Statik bis zum Lärm- und Bauschutz.
Galvin zufolge stößt das Unternehmen oft auf eine Behördenmentalität. «Die Haltung ist: Wir halten die Regeln ein, wir wollen diese Wirtschaftstypen einbremsen.» Dies erschwere Investitionen. Er beklagte, es sei eine deutsche Eigenschaft, Sachen unnötig kompliziert anzugehen. Er wünschte sich, sein Team hätte mehr Zeit für das Kerngeschäft.
Die Getränke Cola, Fanta und Sprite werden in Deutschland von CCEP produziert, vertrieben und verkauft. Das Absatzvolumen beträgt laut eigenen Angaben 4,1 Milliarden Liter pro Jahr. CCEP hat 24 Standorte in Deutschland, darunter 13 Produktionsstätten, und beschäftigt ungefähr 6.100 Mitarbeiter. Die Markeninhaberin ist die Coca-Cola Company.
«Es ist nicht so einfach, in diesem Land Geld zu investieren»
Galvin forderte eine Reduzierung der Bürokratie. «Es ist nicht so einfach, in diesem Land Geld zu investieren. Das dauert deutlich länger als an anderen Standorten.» Dies sei ein Hindernis für Unternehmen. Zugleich beklagte er hohe Kosten, etwa für Strom und Löhne, sowie hohe Krankenstände.
Dennoch lobte er Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Der habe angekündigt, die Regeln für Unternehmen zu vereinfachen. Galvin nahm die Politik in die Pflicht. «Am Ende misst man jemanden, nicht an dem, was sie sagen, sondern an dem, was sie tun.» Der Standort könne attraktiv sein, man müsse ihn nur anders gestalten. «Die Bundesregierung macht nicht genug, um die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.» Andere Länder leisteten mehr, um Investoren anzulocken.
Industrieverband warnt vor dramatischer Lage
Der Coca-Cola-Abfüller hat jedoch keine Absicht, die Produktion ins Ausland zu verlagern. «Wir stehen zu Deutschland», sagte Galvin. Es gibt viele Kritikpunkte, aber der Lebensstandard wird unterschätzt. Wer schon etwas herumgereist ist, weiß, wie einzigartig Deutschland ist.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) äußerte ebenfalls Besorgnis über die Situation im Land und schlug in dieser Woche Alarm. «Der Wirtschaftsstandort befindet sich in seiner historisch tiefsten Krise seit Bestehen der Bundesrepublik, doch die Bundesregierung reagiert nicht entschlossen genug», sagte BDI-Präsident Peter Leibinger. Die deutsche Industrie verliere kontinuierlich an Substanz und der Wirtschaftsstandort befinde sich «im freien Fall».








