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Commerzbank mit bestem Quartal seit 13 Jahren

Ein Gewinnsprung zum Jahresauftakt bestärkt die Zuversicht des Vorstands. Das Ergebnis könnte noch besser ausfallen, gäbe es nicht weitere Belastungen in Polen.

Die Zentrale der Commerzbank.
Foto: Helmut Fricke/dpa

Nach dem besten Quartal seit dem Jahresauftakt 2011 sieht sich die Commerzbank auf Kurs zum angepeilten Rekordgewinn im laufenden Jahr. «Wir sind mit viel Schwung ins neue Jahr gestartet. Das starke Kundengeschäft und das sehr gute Ergebnis im ersten Quartal bestärken uns in unserem Ziel, den Gewinn 2024 zu steigern», bilanzierte Konzernchef Manfred Knof am Mittwoch. 

Die Commerzbank profitiert von ihrem Fokus auf mittelständische Unternehmen und Privatkunden, da die Zinsen nicht so schnell fallen wie vor ein paar Monaten erwartet. Allerdings bleiben die Rechtsstreitigkeiten um Schweizer-Franken-Kredite in Polen eine Belastung.

Im ersten Quartal übertraf das Ergebnis vor Steuern mit knapp 1,1 Milliarden Euro das Niveau des Vorjahreszeitraums um fast ein Viertel, wie der Dax-Konzern in Frankfurt bekannt gab. Unter dem Strich verzeichnete die Bank einen Gewinn von 747 Millionen Euro, was einem Anstieg von rund 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Damit wurden auch die Erwartungen von Analysten übertroffen. Zuletzt erzielte die Commerzbank ein besseres Ergebnis in einem Quartal im ersten Quartal 2011 mit damals 985 Millionen Euro Überschuss.

Der Zinsüberschuss betrug im ersten Quartal mit knapp 2,1 Milliarden Euro fast so viel wie im Rekordquartal des dritten Quartals 2023 (2,166 Mrd). Die Prognose für den Zinsüberschuss im Gesamtjahr wurde um etwa 200 Millionen auf rund 8,1 Milliarden Euro erhöht. Im Jahr 2023 war ein bilanzieller Wert von rund 8,4 Milliarden Euro zu verzeichnen, was einem Anstieg um fast 30 Prozent entsprach. Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli 2022 die Phase der Null- und Negativzinsen beendet und die Leitzinsen in der Folge zehnmal erhöht hat, müssen Banken und Sparkassen keine Zinsen mehr zahlen, wenn sie Geld bei der Notenbank parken, sondern verdienen daran.

Seit Jahren Probleme in Polen

Die Commerzbank musste in den ersten drei Monaten zusätzliche Belastungen bei ihrer polnischen Tochtergesellschaft mBank hinnehmen: Es wurden weitere 318 Millionen Euro für Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten zurückgestellt. Das Management geht davon aus, dass im zweiten Quartal weitere etwa 80 Millionen Euro zurückgestellt werden müssen, basierend auf dem aktuellen Stand.

Seit einigen Jahren hat die Commerzbank in Polen mit Problemen zu kämpfen. Der Hauptgrund dafür sind Schweizer-Franken-Kredite, die viele Polen vor Jahren zur Baufinanzierung aufgenommen haben. Als der polnische Zloty gegenüber dem Franken an Wert verlor, stiegen die Belastungen für die Kreditnehmer. Viele haben daraufhin Klagen wegen möglicherweise unrechtmäßiger Klauseln gegen polnische Geldinstitute eingereicht. Die Commerzbank versucht durch außergerichtliche Einigungen, die Rechtsrisiken in diesem Bereich zu reduzieren.

In den vergangenen beiden Jahren drückten jeweils Belastungen in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro in Polen das Konzernergebnis der Commerzbank. Dennoch erzielte das Institut 2023 – beflügelt von der Zinswende – einen Rekordgewinn von 2,2 Milliarden Euro. Diesen Wert will der Vorstand im laufenden Jahr übertreffen – sogar «deutlich», wie im Geschäftsbericht für 2023 zu lesen ist. Der Ausblick hänge jedoch «von der Entwicklung der Belastungen bei den Schweizer-Franken-Krediten der mBank» ab, schränkte die Bank am Mittwoch ein.

Die Anteilseigner der Commerzbank sollen von den angestrebten Gewinnsteigerungen im Gesamtjahr profitieren: “Mindestens 70 Prozent des Gewinns will der Vorstand in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen an die Aktionärinnen und Aktionäre ausschütten.” Seit der Rettung mit Steuermilliarden in der Finanzkrise 2008/2009 ist der Bund der größte Anteilseigner der Commerzbank.

dpa