Einigung auf Vorzugskonditionen steht aus, kleinere Ziele gestrichen, Fokus auf stark nachgefragte Strecken und neue Destinationen.
Condor reduziert Nordamerika-Programm wegen Streit mit Lufthansa
Der Ferienflieger Condor reduziert sein Nordamerika-Programm für den Sommer, da voraussichtlich weniger Passagiere von der Lufthansa an das Drehkreuz Frankfurt gebracht werden. Hintergrund ist eine Entscheidung des Bundesgerichtshofs, der in einem langjährigen Rechtsstreit zwischen den Fluggesellschaften eine vorläufige Entscheidung zugunsten des Lufthansa-Konzerns getroffen hat. Danach ist die Kranich-Airline derzeit nicht mehr verpflichtet, Condor-Gäste zu Sonderkonditionen nach Frankfurt zu den Langstreckenflügen des Konkurrenten zu befördern.
Bislang ist ein neues Abkommen, für das Lufthansa einen Vorschlag und eine Frist bis Heiligabend gesetzt hatte, nicht zustande gekommen, wie beide Seiten berichten. An bestehenden Buchungen für Condor-Gäste auf Lufthansa-Zubringern ändert sich jedoch nichts, versicherten Sprecher beider Unternehmen. Bei Neubuchungen in Lufthansa-Maschinen muss Condor dem Vernehmen nach höhere Preise zahlen und kann nicht mehr im bislang vereinbarten Maße über die Sitze verfügen. Lufthansa zufolge trägt Condor zudem das Risiko für verpasste Anschlüsse.
«Unverzichtbarer Partner»
Condor sucht nach eigenen Angaben weiterhin nach einer Einigung mit dem wesentlich größeren Partner. Zum Lufthansa-Vorschlag habe man eine Vielzahl von Rückfragen gestellt, die wohl auch wegen der Feiertage unbeantwortet geblieben seien. Grundsätzlich wolle man ein partnerschaftliches Fundament für die langfristige Zusammenarbeit finden. «Schließlich ist die Lufthansa Group für Condor unverzichtbarer Partner, der mit über 300 Zubringerflügen am Tag aus über 100 Städten in Deutschland und Europa die überwältigende Mehrheit an Kapazitäten für die Zubringung nach Frankfurt stellt.»
Condor hat auf teurere und vermutlich auch geringere Zubringer-Kapazitäten reagiert, indem sie kleinere Nordamerika-Ziele wie Halifax, Edmonton, Baltimore oder Phoenix für den Sommer gestrichen haben. Andere Strecken werden zugunsten von Verbindungen mit höherer Nachfrage reduziert. Es wird zusätzliche Flüge nach Miami und Mauritius geben, während demnächst ganzjährig Johannesburg und Bangkok angeflogen werden. Außerdem wurden Flüge zu europäischen Metropolen und deutschen Flughäfen ins Programm aufgenommen, die auch als Zubringer dienen können.
Hauptverfahren noch nicht entschieden
Seit Jahren geht es in dem Rechtsstreit darum, ob Lufthansa dem Konkurrenten aus Wettbewerbsgründen Sonderkonditionen einräumen muss, wie es auch das Bundeskartellamt befürwortet hatte. Das entsprechende Abkommen stammt noch aus der Zeit, als Condor noch zum Lufthansa-Konzern gehörte und nicht britischen Finanzinvestoren wie heute. Der BGH hat bisher nur im Eilverfahren entschieden, sodass die Entscheidung in der Hauptsache vor dem OLG Düsseldorf noch aussteht.