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Condor will im Streit mit Lufthansa nicht aufgeben

Der Ferienflieger Condor kann weiterhin nicht auf Vorzugskonditionen für seine Umsteiger beim Konkurrenten Lufthansa setzen. Die Airline baut Alternativen auf, will aber auch Grundsätzliches klären.

Lufthansa und Condor konkurrieren am Frankfurter Flughafen. (Archivbild)
Foto: Boris Roessler/dpa

Condor gibt trotz einer juristischen Niederlage im Streit mit der Lufthansa nicht auf. Es geht um die Bedingungen für die Nutzung von Lufthansa-Zubringerflügen. Laut Condor-Chef Peter Gerber prüft das Unternehmen rechtliche Schritte gegen das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Düsseldorf vom Mittwoch. Das Unternehmen kritisiert die angeblich marktbeherrschende Stellung des Lufthansa-Konzerns in Deutschland.

Der OLG-Kartellsenat hat eine Verfügung des Bundeskartellamtes aus dem Jahr 2022 aus formalen Gründen aufgehoben und äußerte Bedenken, dass Mitarbeiter der Behörde möglicherweise befangen sein könnten (Az.: VI -Kart 7/22). Die Wettbewerbsbehörde hatte die Lufthansa in der nun aufgehobenen Verfügung dazu verpflichtet, Umsteiger der Condor weiterhin zu Sonderkonditionen an das Drehkreuz Frankfurt zu befördern. Die einstige Lufthansa-Tochter gehört mittlerweile dem britischen Finanzinvestor Attestor und steht in Konkurrenz zur neuen Lufthansa-Touristik-Airline Discover.

Condor: Marktbeherrschung ungeklärt

Condor wie auch das Kartellamt hatten den Anspruch auf ein Sonderabkommen für die Umsteiger mit der marktbeherrschenden Stellung der Lufthansa begründet. Zu diesem Kernpunkt habe sich das Gericht nicht geäußert, bemerkte Gerber. «Gibt es einen Marktbeherrscher, der den Wettbewerb einschränkt? Diese Kontroverse ist mitnichten beendet.» Die Lufthansa hat hingegen die Ansicht vertreten, dass die Feststellung einer Marktbeherrschung und des Marktmissbrauchs durch das Kartellamt nunmehr «vollständig gegenstandslos» sei.

Lufthansa hat im Jahr 2020 die langjährige Dienstleistung gekündigt und wird sie bis Ende 2024 endgültig einstellen. Seitdem kann Condor nicht mehr so wie zuvor auf die Sitzplatzkapazitäten der Lufthansa-Zubringer zugreifen. Condor-Gäste werden jetzt nur noch auf Basis international üblicher Interline-Abkommen von Lufthansa mitgenommen. Statt über 20 Prozent kommen laut Gerber nun nur noch 5 Prozent der Condor-Langstreckengäste mit einem Lufthansa-Kurzflug zum Drehkreuz.

Als Reaktion darauf hat die deutlich kleinere Fluggesellschaft einige Nordamerika-Verbindungen nach Minneapolis, Edmonton oder Phoenix eingestellt und das eigene Zubringernetz nach Frankfurt verstärkt. „Dem seien aber enge Grenzen gesetzt, weil es nicht ausreichende Zeitfenster für Starts und Landungen gebe“, erläutert Gerber. Lufthansa hingegen sieht den Beweis erbracht, dass Condor nicht zwingend auf das Lufthansa-Netz angewiesen sei. Die Tatsache, dass Condor nun auch innerdeutsche Flüge anbiete, sei eine gute Nachricht für die Passagiere.

Condor klagt über wirtschaftliche Einbußen 

Bestimmte Fernflüge seien mit einem deutlich kleineren Zuliefernetz einfach nicht zu füllen, entgegnet Gerber. «Alles, was ein breites Netz braucht, müssen wir einstellen.» Wirtschaftlich bedeute das Einbußen. «Es geht auch ohne – aber wirtschaftlich schlechter», so der Condor-Chef. Während seine Airline das Zuliefernetz im Winter von neun auf zwölf europäische Destinationen ausbaue, bringe der Lufthansa-Konzern von mehr als 300 Flughäfen die Passagiere ans Drehkreuz Frankfurt. Als einziger heimischer Konkurrent auf der Fernstrecke habe Condor aber ein Recht darauf, dieses Zubringernetz zu nutzen. 

Condor war an dem Verfahren beteiligt und hat daher auch die Möglichkeit, eigene rechtliche Schritte einzuleiten. Eine Nichtzulassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof sowie eine erneute Wettbewerbsbeschwerde beim Kartellamt sind möglich.

dpa