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Daimler Truck streicht 5.000 Stellen – Kosten sollen runter

Von Boom zur Bremse: Daimler Truck legt den Rotstift bei Mercedes-Benz Trucks an. In Deutschland sollen in den kommenden Jahren rund 5.000 Stellen wegfallen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

Daimler Truck will in Deutschland 5.000 Stellen streichen. (Archivbild)
Foto: Marijan Murat/dpa

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt danach, in Europa wettbewerbsfähiger zu werden, und plant bis 2030 etwa 5.000 Stellen in Deutschland abzubauen. Diese Ankündigung wurde auf dem Kapitalmarkttag des Unternehmens in Charlotte (North Carolina, USA) gemacht. Besonders betroffen ist die zuletzt schwächelnde Marke Mercedes-Benz, die hauptsächlich in Europa und Lateinamerika präsent ist. Doch was sind die Gründe für das Sparprogramm?

Maue Nachfrage in Europa

Das Dax-Unternehmen wird seit einiger Zeit durch das schwache Wirtschaftsumfeld in Europa und speziell in Deutschland gebremst. Der Umsatz des Konzerns ging im Jahr 2024 um zwölf Prozent zurück und im ersten Halbjahr 2025 um knapp sieben Prozent. Bei Mercedes-Benz Trucks war der Rückgang noch deutlich stärker. Sowohl 2024 als auch zu Beginn des Jahres wurden deutlich weniger Lastwagen verkauft. Im zweiten Quartal hat sich der Absatz etwas stabilisiert.

Daimler Truck profitierte lange Zeit vom Bestellboom der Speditionen nach der Corona-Pandemie. Die Nachfrage war kein Problem, aber die Versorgung mit Teilen wie Elektronikchips bereitete Schwierigkeiten. Zudem stiegen die Energie- und Frachtkosten teilweise deutlich an. In letzter Zeit hat sich jedoch das Bild geändert: Viele Speditionen halten sich zurück und bestellen derzeit keine neuen Lastwagen. Der Auftragseingang ist im ersten Quartal erneut gesunken.

Daimler Truck will wettbewerbsfähiger werden

Das spiegelt sich auch in den Geschäftszahlen wider: Der Umsatz und der Gewinn gingen im Jahr 2024, aber auch zu Jahresbeginn, zurück. Besonders deutlich war das Minus bei Mercedes-Benz Trucks in beiden Fällen. Im ersten Quartal sank der Umsatz um 15 Prozent, der operative Gewinn sogar um fast die Hälfte. In anderen Bereichen läuft es für den Konzern aus Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart jedoch besser.

Das Management um Chefin Karin Radström zieht daraus den Schluss: Sparen. «Mit der konsequenten Umsetzung unserer neuen strategischen Prioritäten werden wir eine grundlegende Verbesserung unserer finanziellen Performance erzielen, angetrieben durch unser umfassendes Effizienzprogramm Cost Down Europe», sagte Finanzchefin Eva Scherer laut Mitteilung.

Die Anstrengung hat auch damit zu tun, dass die Hauptkonkurrenten zum Teil deutlich profitabler sind. Bei der Vorstellung von Radström als neue CEO hatte Aufsichtsratschef Joe Kaeser ihnen den Kampf angesagt. «Mittel- bis langfristig wollen wir nicht nur der größte Truck-Anbieter der westlichen Welt sein», sondern auch bei der Marge führend, sagte er damals. Es gebe keinen Grund, weshalb Daimler Truck absehbar hinter anderen Anbietern zurückstehen sollte. Kaeser verwies auf die operative Marge einiger Wettbewerber – also die Differenz zwischen Erlös und Aufwand – von bis zu 15 Prozent.

Daimler Truck soll durch das Sparprogramm auch profitabler werden. Es ist geplant, dass mehr Gewinn vom Umsatz übrig bleibt. Im Jahr 2024 erreichte das Unternehmen eine bereinigte Umsatzrendite von 8,9 Prozent. Radström strebt nun bis 2030 einen Wert von mehr als 12 Prozent an. Diese Zahlen beziehen sich auf das Industriegeschäft und schließen Finanzdienstleistungen aus.

Mindestens eine Milliarde soll gespart werden

Um dieses Ziel zu erreichen, ist es erforderlich, die wiederkehrenden Kosten insgesamt um mehr als eine Milliarde Euro dauerhaft zu senken. Dies soll bis spätestens 2030 erreicht werden. Das Programm betrifft sowohl die Produktion als auch die Zentrale, die Verwaltung, den Vertrieb und die Entwicklung. Neben den Personalkosten sollen auch Ausgaben für Material, Verwaltung, IT-Infrastruktur sowie Forschung und Entwicklung gesenkt werden.

Laut einem Unternehmenssprecher sollen die etwa 5.000 Stellen größtenteils durch natürliche Fluktuation und Altersteilzeit abgebaut werden. Es seien jedoch auch gezielte Abfindungsprogramme denkbar, so die Aussage.

Einigung auf Eckpunkte im Mai

Das Dax-Unternehmen hatte bereits im Mai mit dem Gesamtbetriebsrat Eckpunkte für die deutschen Lkw-Standorte vereinbart. Diese beinhalten auch einen sozialverträglichen Personalabbau. Die genaue Anzahl der Stellen, die der Hersteller von Lastwagen und Bussen streichen möchte, war bisher nicht bekannt. In dem Dokument haben sich Daimler Truck und Arbeitnehmervertreter auch darauf verständigt, dass es bis Ende 2034 keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.

Die festgelegten Maßnahmen betreffen etwa 28.000 Mitarbeiter an insgesamt fünf deutschen Standorten: Gaggenau, Kassel, Mannheim, Stuttgart und Wörth. Der letztere Standort in Rheinland-Pfalz ist das größte Montagewerk für Lastwagen. Das Bus-Segment ist ausgeschlossen. Insgesamt beschäftigt Daimler Truck hierzulande etwa 35.500 Mitarbeiter.

Laut eigenen Angaben ist Daimler Truck einer der größten Nutzfahrzeughersteller weltweit und hat über 100.000 Mitarbeiter. In den USA gehören unter anderem die Marken Freightliner und Western Star zum Konzern. Das Sortiment umfasst leichte, mittelschwere und schwere Lastwagen.

dpa