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Das Elektroauto ist auf dem Gebrauchtwagenmarkt angekommen

Wer privat ein Elektroauto kauft, greift inzwischen häufiger zum Gebraucht- als zum Neuwagen – das liegt nicht nur an den Preisen.

Gebrauchte Elektroautos - Privatpersonen kaufen sie inzwischen häufiger so als neu.
Foto: Fabian Strauch/dpa

Der Anstieg der Elektroautos in den letzten Jahren macht sich auf dem Gebrauchtwagenmarkt bemerkbar. Im ersten Quartal stiegen die Besitzumschreibungen reiner Stromer (BEVs) um fast 61 Prozent auf 50.423 im Vergleich zum Vorjahr. Laut einer Analyse des Marktbeobachters DAT kaufen Privatpersonen mittlerweile deutlich mehr gebrauchte als neue Elektroautos. Es ist möglich, dass die Zahlen noch weiter steigen werden.

Die DAT verzeichnete im ersten Quartal 34.433 Neuzulassungen von BEVs auf Privatpersonen, im Vergleich zu den üblichen gut 50.000 Besitzumschreibungen. Der Anteil privater Käufer am Markt für neue Elektrofahrzeuge war lange Zeit ungewöhnlich hoch, liegt jetzt aber bei weniger als einem Drittel – ähnlich wie bei den Verbrennern.

Dass die Privatkunden inzwischen immer öfter zum gebrauchten Stromer greifen, hat mehrere Gründe. Ein zentrales dürfte das gewachsene Angebot sein. «Das Angebot an gebrauchten Elektroautos hat in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen: Während im März 2020 noch rund 11.825 gebrauchte Stromer auf Mobile.de gelistet waren, waren es im März 2025 bereits 85.422», sagt ein Sprecher der größten deutschen Gebrauchtwagenbörse. Auch aktuell sei noch ein Anstieg im Vergleich zu Vorjahr zu sehen.

Leasingrückläufer treiben das Angebot

Auch Martin Weiss, Leiter der Fahrzeugbewertung bei der DAT, sieht das Angebot als Treiber: Aus dem Neuwagenleasing kämen immer mehr Fahrzeuge «zurück auf den hiesigen Gebrauchtwagenmarkt. Und diese Fahrzeuge müssen auch vor allem hierzulande vom Handel vermarktet werden. Daher werden die Zahlen weiter ansteigen. Moderat, aber sie werden weiter ansteigen.»

Der Preisunterschied spielt eine Rolle, denn die Restwerte von Elektrofahrzeugen sind im Vergleich zu Verbrennungsfahrzeugen derzeit deutlich niedriger. Ein durchschnittliches drei Jahre altes Elektrofahrzeug kostet im Handel im Schnitt 51,5 Prozent des ursprünglichen Listenpreises. Bei Dieselfahrzeugen sind es 62,7 Prozent, bei Benzinern sogar 64 Prozent. Dadurch sind gebrauchte Elektroautos mittlerweile ungefähr genauso teuer wie vergleichbare Verbrenner, obwohl sie beim Neukauf deutlich teurer waren.

Der Preis sei «wie generell bei den Gebrauchtwagenkäufern – sehr wichtig, aber es ist nicht der wichtigste Grund», sagt DAT-Experte Weiss. Weitere deutliche Preisrückgänge bei den gebrauchten Stromern erwartet er zudem nicht, «da die Fahrzeuge, die jetzt auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen, technisch schon wieder viel weiter sind als noch vor einigen Jahren».

Deutlicher Altersunterschied

Dennoch sind Elektroautos noch immer eine kleine Nische im Gebrauchtwagenmarkt und ein schneller großer Durchbruch ist nicht in Sicht. Derzeit seien noch zu wenige ältere BEV im Fahrzeugbestand, sagt Weiss. «Der Markt an BEV-Gebrauchtwagen wird damit in den nächsten Jahren weiterhin eher klein bleiben.» Gerade bei den alten Gebrauchtwagen fehlen die Stromer – einfach weil vor acht oder zehn Jahren noch kaum neue Stromer verkauft wurden. Das zeigt sich auch bei Mobile.de. Der durchschnittliche dort angebotene gebrauchte Stromer war im März nur etwa 28,5 Monate alt. Das waren zwar gut vier Monate mehr als ein Jahr zuvor, doch bei Verbrennern waren es 69,4 Monate.

dpa