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Lebensmittelpreise steigen langsamer, dennoch Entspannung für Kunden

Inflation bei 2,3%, Lebensmittel nur um 1,2% teurer. Butterpreise sinken, Olivenöl teurer. Deutschland vor Rekordernte.

Einige Lebensmittel sind derzeit deutlich günstiger als Ende 2024. (Symbolbild)
Foto: Hendrik Schmidt/dpa

Beim Blick auf die Lebensmittelpreise gibt es für Supermarkt- und Discounter-Kunden etwas Entspannung: Die Preise sind zuletzt zwar weiter gestiegen, jedoch langsamer als zuvor. Laut Statistischem Bundesamt betrug die Inflationsrate im November 2,3 Prozent, während Lebensmittel im Jahresvergleich nur um 1,2 Prozent teurer wurden. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass es seit November 2024 bei einigen Produkten deutliche Schwankungen gegeben hat.

Lebensmittel mit den größten Preisrückgängen

  • Butter (-22 Prozent)

Sowohl in Deutschland als auch in der EU wurde im Vergleich zum Vorjahr mehr Milch produziert und der Fettgehalt in der Rohmilch stieg. Trotzdem war die Nachfrage eher zurückhaltend. Daher fielen die Preise für Butter deutlich. Die Handelsketten senkten im November allmählich die Preise für ein 250-Gramm-Päckchen Eigenmarken auf 1,19 Euro und im Dezember auf 99 Cent. Diese Preissenkungen sind bisher nicht in den Statistiken des Bundesamts enthalten, da die Landesämter ihre Daten erst bis zum 27. November übermittelt haben. Im Oktober 2024 hatte Butter einen Rekordpreis erreicht, wobei das günstigste Päckchen 2,39 Euro kostete.

  • Weintrauben (-21,6)

Im letzten Jahr gab es laut Thomas Els von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) beim Übergang von Mittelmeerware zu Importen aus Übersee noch ein deutliches Angebotsdefizit. In diesem Jahr führten eine lange Mittelmeersaison, frühe Lieferungen aus Südafrika und erste Mengen aus Südamerika zu vollen Regalen.

  • Olivenöl (-17,4)

Nach mehreren Ernten mit geringen Erträgen in wichtigen Produktionsländern wie Spanien stiegen die Preise stark an. Im Sommer 2024 kostete Olivenöl doppelt so viel wie 2020, was die Nachfrage beeinträchtigte. Viele Kunden wechselten zu preiswerteren Sorten wie Rapsöl. Die bessere Ernte 2024/25 führte zu einem erneuten Preisrückgang. Im November war Olivenöl jedoch immer noch etwa 58 Prozent teurer als vor fünf Jahren.

  • Kartoffeln (-16,1)

Deutschland wird im Wirtschaftsjahr 2025/26 voraussichtlich eine Rekordernte verzeichnen. Dies ist teilweise auf eine erneute Ausweitung des Anbaus zurückzuführen. Dies führt zu einem Rückgang der Verbraucherpreise. Laut AMI verzeichnen auch Nachbarländer riesige Ernten. Kartoffeln waren zuletzt nur ein Prozent teurer als 2020.

  • Eisbergsalat (-15,4)

«In den Anbaugebieten in Spanien herrschen beste Anbaubedingungen für Eisbergsalat», sagt Els. Demnach kommen große Mengen in Deutschland an, die Preise liegen deshalb auf niedrigem Niveau. Zugleich ist die Nachfrage schwächer als im Vorjahr.

Lebensmittel mit den stärksten Preisanstiegen

  • Sauerkirschen oder andere Steinobstkonserven (+48,1)

Die Ernten seien 2024 und 2025 «sehr schlecht» gewesen, sagt Christoph Freitag vom Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie. Grund waren Pflanzenkrankheiten und starke Wetterschwankungen mit Dürre oder Frost. Die Knappheit trieb die Preise. Betroffen waren vor allem Kirschen, aber auch Pfirsiche, Nektarinen und Aprikosen. Nach mehreren schlechten Jahren seien die Bestände erschöpft, so Freitag.

  • Tafel Schokolade (+25,9)

Finn Semrau vom Kiel Institut für Weltwirtschaft erklärt, dass die gestiegenen Rohstoffkosten die Hauptursache sind. Kakao wird an Terminbörsen gehandelt. In den wichtigen Produktionsländern Elfenbeinküste und Ghana war die letztjährige Ernte deutlich niedriger als in den Vorjahren. Die höheren Kosten wurden 2024 und 2025 an die Verbraucher weitergegeben. Schokoladenhersteller kaufen Kakao langfristig ein und zahlen Preise, in denen die hohen Kosten aus der Vergangenheit stecken.

In manchen Fällen sind die Verbraucherpreise stärker angestiegen als die Rohstoffkosten, möglicherweise nutzen Hersteller die Situation, um die Margen zu erhöhen, so Semrau. Auch bei Pralinen (+22,6) und Kakaopulver (+22,1) mussten Kunden zuletzt deutlich mehr bezahlen als im Vorjahr. Die Preise für Rohkakao sind mittlerweile wieder etwas gesunken, aber immer noch relativ hoch.

  • Tiefgefrorenes Obst (+25,6)

«Die Preissteigerungen gehen im Wesentlichen auf schlechte Ernten und daraus folgende Preissteigerungen bei Himbeeren, Wildheidelbeeren, Kirschen und Erdbeeren zurück», sagt Nina Kollas vom Deutschen Tiefkühlinstitut.

  • Bohnenkaffee (+22,5)

Die Preise an den Börsen stiegen aufgrund wetterbedingter Ernteausfälle im Jahr 2024, ähnlich wie beim Kakao, was vom Handel weitergegeben wurde. Die Situation hat sich in letzter Zeit etwas beruhigt. Laut Wissenschaftler Semrau steigt das Angebot durch mehr Exporte aus Vietnam und Kolumbien. Im November waren Kaffeepads und Kaffeekapseln 19,1 Prozent teurer als im Vorjahresmonat.

  • Rinderhack (+22,4)

Die Kosten für Rindfleisch sind signifikant angestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt erhöhte sich der Preis für Rinderhack zwischen 2020 und November 2025 um fast 83 Prozent. Der Verband der Fleischwirtschaft gibt an, dass dies unter anderem auf die knappe Warenverfügbarkeit zurückzuführen ist. Immer mehr Betriebe haben die Rinderhaltung eingestellt, was zu einem Rückgang der Bestände und Schlachtzahlen geführt hat. Steigende Kosten für Energie, Löhne und Transport sind weitere Gründe.

Der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts umfasst eine große Auswahl an Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken. In dieser Analyse wurden fast 150 Produkte berücksichtigt, für die die Behörde im November Daten veröffentlicht hat.

dpa