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DB-Cargo-Chefin: «Kann mir keinen Verlustbringer leisten»

Der Einzelwagenverkehr beschert der Bahn-Güterverkehrstochter hohe Verluste – ist für manche Branchen aber unentbehrlich. Die Chefin von DB Cargo stellt ein Ende des Angebots in den Raum.

«Entweder gelingt es uns in Deutschland, den Einzelwagenverkehr finanziell tragfähig aufzustellen – oder wir können ihn in dieser Form nicht weiter betreiben», sagte DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta.
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Der defizitäre Einzelwagenverkehr der Bahn-Güterverkehrstochter DB Cargo könnte Vorständin Sigrid Nikutta zufolge bei unzureichender Förderung durch den Bund eingestellt werden. «Was ich für DB Cargo ganz klar sagen kann: Ich kann mir keinen dauerhaften Verlustbringer leisten», sagte Nikutta der Deutschen Presse-Agentur. «Entweder gelingt es uns in Deutschland, den Einzelwagenverkehr finanziell tragfähig aufzustellen – oder wir können ihn in dieser Form nicht weiter betreiben.»

Im Einzelwagenverkehr werden die Waggons direkt bei den Firmenkunden abgeholt und auf Rangierbahnhöfen zu langen Zügen zusammengestellt. Am Zielort werden sie dann wieder auseinandergebaut und einzeln weiter transportiert. Der Einzelwagenverkehr ist für Branchen wie Stahl, Chemie und Baustoffe von großer Bedeutung.

Für manche Branchen ist der Einzelwagenverkehr unverzichtbar

Viele Experten sind jedoch der Meinung, dass ein wirtschaftlicher Betrieb des Angebots nicht realisierbar ist. Daher unterstützt die Bundesregierung den Einzelwagenverkehr, der in Deutschland von DB Cargo beherrscht wird. DB Cargo empfindet den Anteil der Förderung, der ihr zugutekommt, jedoch als zu gering.

Nikutta betonte: «Ich habe klare Vorgaben – aus Brüssel, aus Deutschland und von den Aufsichtsräten: DB Cargo muss profitabel werden. Wir kennen das Ziel und wissen auch, was zu tun ist und welche Maßnahmen notwendig sind.» Deshalb werde zurzeit erneut über die Einzelwagen-Förderung diskutiert. 

DB Cargo steckt insgesamt in der Krise. Bis 2029 sollen 5.000 Arbeitsplätze abgebaut werden. Nach Auflagen der EU-Kommission muss das Unternehmen bis 2026 außerdem schwarze Zahlen schreiben. 2024 war das Minus mit mehr als 350 Millionen Euro deutlich höher als geplant. In diesem Jahr strebt Nikutta einen niedrigen dreistelligen, bestenfalls zweistelligen Millionen-Verlust an. Die Deutsche Bahn darf die Verluste ihrer Tochter nach der Entscheidung der EU-Kommission nicht mehr ausgleichen.

10 bis 15 Prozent weniger Volumen transportiert

Nikutta erklärte der dpa, dass sie sich in Bezug auf die Transformation genau an dem Punkt befinden, an dem sie sein wollen. Dies betrifft die Umsetzung der neuen Organisationsstruktur in eigenständige Branchen, die Langfahrten der Triebfahrzeugführer und die Anzahl der benötigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Bei Verstößen gegen die Auflagen könne die EU-Kommission eine Neuordnung des Unternehmens anordnen oder Rückzahlungen fordern. Allerdings: «Eine Rückzahlung aus eigener Kraft wäre derzeit nicht möglich.» Eine Folge könnte sein, dass DB Cargo dann Kredite aufnehmen muss.

Herausfordernd für die Güterverkehrssparte sei die Konjunkturflaute, sagte Nikutta. «Als Unternehmen stehen wir sowohl am Anfang als auch am Ende der Lieferketten – und das spüren wir deutlich.» Im Januar und Februar habe man 10 bis 15 Prozent weniger Volumen transportiert als im Vorjahreszeitraum. 

Die Zollankündigung von US-Präsident Donald Trump werde sich auf den Export auswirken. «Wir erwarten, dass auch wir das zu spüren bekommen.» Betroffen seien etwa die Transporte, die zu den Häfen gingen und von dort aus verschifft würden. Die Frage sei, in welchem Umfang die Transporte in andere Regionen als die USA verlagert werden könnten und wie sich das im Gesamtsystem auswirke.

dpa