Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

CO2-Preis steigt zum Jahreswechsel, wichtige Fragen und Antworten

CO2-Preis steigt erneut zum Jahreswechsel, um Klimaschutz zu dienen. Anreiz für Sparsamkeit und Umstieg auf klimafreundliche Technologien.

Der Co2-Preis verteuert die Kosten etwa für Gas (Archivbild)
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Der CO2-Preis wird für Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem an der Tankstelle und beim Blick in die Heizkostenabrechnung spürbar. Zum Jahreswechsel steigt er erneut, um dem Klimaschutz zu dienen. Wichtige Fragen und Antworten zum Thema.

Was ist der CO2-Preis?

Seit 2021 wird in Deutschland ein CO2-Preis für Heiz- und Brennstoffe erhoben. Durch eine allmählich steigende CO2-Bepreisung soll Anreize für mehr Sparsamkeit sowie den Umstieg auf klimafreundliche Technologien geschaffen werden, um die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Die Endverbraucher tragen die Kosten. Wenn die CO2-Bepreisung steigt, steigen auch die Preise für Benzin, Diesel, Erdgas und Öl.

Aktuell ist der Preis noch gesetzlich festgelegt, aber in Zukunft wird er sich aus dem EU-Emissionshandel ergeben. Große Unternehmen, die Brennstoffe wie Erdgas, Heizöl, Benzin und Diesel verkaufen, müssen Emissionszertifikate besitzen. Bei Bedarf können sie diese untereinander handeln. Dadurch entsteht ein Preis für jede ausgestoßene Tonne CO2. Im Laufe der Jahre wird die Anzahl der verfügbaren Zertifikate sinken – dies soll auf effiziente Weise zu mehr Klimaschutz führen.

Was passiert im kommenden Jahr und danach beim CO2-Preis?

Mit dem Beginn des neuen Jahres wird der CO2-Preis von derzeit 55 Euro pro Tonne auf 55 bis 65 Euro pro Tonne erhöht. Es wird also einen Preiskorridor geben, innerhalb dessen die CO2-Zertifikate versteigert werden können. Laut Angaben des Umweltbundesamtes (UBA) sollen die Auktionen ab Juli 2026 einmal pro Woche an der Leipziger Energiebörse stattfinden und bis Ende Oktober dauern. Falls die Nachfrage bei den Versteigerungen nicht gedeckt werden kann, besteht die Möglichkeit, weitere Zertifikate zu einem höheren Preis von 68 Euro zu erwerben.

Ein Jahr später, ab 2027, sollten Brennstoffe wie Benzin und Erdgas eigentlich auch in den europäischen Emissionshandel einbezogen werden, der Preis würde sich dann also durch Angebot und Nachfrage bilden. Doch nun kommt dieser Schritt wahrscheinlich erst 2028. Darauf haben sich Unterhändler von Europaparlament und EU-Staaten vor Kurzem verständigt. Damit sollen große Preissprünge für Verbraucher beim Tanken und Heizen vorerst vermieden werden.

Mit welchen Preisen müssen Verbraucher rechnen?

Autofahrer werden voraussichtlich mehr Geld ausgeben müssen, wenn sie tanken. Der ADAC prognostiziert für das nächste Jahr einen Anstieg des Benzinpreises um knapp 3 Cent pro Liter und etwas weniger als 3 Cent pro Liter beim Diesel.

Zu den Heizkosten für Öl und Gas heißt es beim Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv): «Wir halten es für wahrscheinlich, dass sich der Preis eher am oberen Ende einpendelt.» Dadurch könne Heizöl im nächsten Jahr etwa 3 Cent pro Liter mehr kosten. Erdgas werde wahrscheinlich um etwa 0,3 Cent pro Kilowattstunde teurer. «In einem typischen, wenig sanierten Einfamilienhaus mit Gasheizung und rund 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch ergeben sich dadurch ungefähre jährliche Mehrkosten von rund 50 Euro gegenüber dem Vorjahr.»

Was sollte man als Mieter beachten?

Bei Gas- und Ölzentralheizungen wird der CO2-Preis zwischen Mieter und Vermieter aufgeteilt. Je energieeffizienter ein Haus ist, desto höher ist der Anteil, den Mieter tragen müssen. In schlecht gedämmten Gebäuden mit ineffizienter Heizung zahlen Vermieter hingegen den Löwenanteil.

Vermieter müssen den CO2-Preis in der Nebenkostenabrechnung transparent ausweisen, erklärt der vzbv. «Mieter sollten also unbedingt darauf achten, dass der Energieverbrauch, die anfallenden CO₂-Kosten und die Aufteilung in der Abrechnung nachvollziehbar ausgewiesen sind. Ist die nicht der Fall, sollten Mieter sich bei dem Vermieter melden und eine Korrektur der Abrechnung verlangen.»

Bei Gasetagenheizungen mit eigenen Gasverträgen ist Eigeninitiative gefragt. Der Versorger stellt dem Mieter zunächst den vollen CO2-Preis in Rechnung, aber der Vermieter kann die Erstattung seines Anteils verlangen, erklärt der vzbv.

Was passiert mit den Einnahmen?

Die Einnahmen aus dem Emissionshandel fließen in den Klima- und Transformationsfonds. Dieser ist eigentlich für die Umstellung auf ein klimafreundlicheres Wirtschaften gedacht. Allerdings werden damit auch andere Kostenpunkte finanziert, wie zum Beispiel der ab Januar geplante staatlich subventionierte niedrigere Industriestrompreis.

Was ist für die Zukunft zu erwarten?

Laut Achim Wambach, dem Präsidenten des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim, wird der CO2-Preis voraussichtlich ab 2028 auf bis zu 200 Euro pro Tonne steigen.

«Das wären für einen Liter Benzin rund 60 Cent mehr. Ein Vier-Personen-Haushalt, der noch mit Gas heizt, müsste mit rund 1.000 Euro höheren Heizkosten pro Jahr rechnen», sagte er der «Wirtschaftswoche». Das sind Aussagen, die sich damals noch auf das Jahr 2027 bezogen. Mit der Verschiebung um ein Jahr rechnet Wambach nun 2028 mit diesen Werten, wie er bestätigte.

Welche sozialen Auswirkungen hat der CO2-Preis?

Die Befürworter von Emissionshandelssystemen betonen, dass der Markt hier effizient Klimaschutz betreibt. Allerdings besteht die Sorge, dass die Preise ungebremst bei den Verbrauchern landen, wenn keine zusätzlichen gesetzlichen Vorgaben vorhanden sind.

Je stärker die gesetzlichen Vorgaben zum Beispiel im Gebäudeenergiegesetz oder die EU-Vorschriften für Neuwagen sind, desto niedriger fällt der CO2-Preis im Emissionshandel aus, erklärt Klimaforscher Niklas Höhne vom New Climate Institute. Die Bundesregierung plane aber, die Vorgaben eher zurückzudrehen. «Es ist also eher mit hohen Preisen zu rechnen.» 

Höhne sagt voraus: «Wenn ab 2028 wirklich das neue EU-Emissionshandelssystem ungebremst einsetzt, schnellen entweder die Preise in die Höhe, oder sie werden von der Politik gedeckelt – auf Kosten der Klimaziele.» Sozialer Ausgleich sei essenziell, da gerade die ärmere Bevölkerung bei hohen Energiepreisen überproportional belastet werde. 

Der vzbv fordert, die Bundesregierung müsse Verbraucherinnen und Verbrauchern den Wechsel von teurer werdenden fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien ermöglichen. «Die gesetzlichen Vorgaben für den Heizungstausch müssen deswegen bestehen bleiben. Genauso zentral ist die Senkung des Energieverbrauchs insgesamt und damit auch der CO2-Kosten.»

dpa