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Windenergie-Ausbau in Deutschland auf Rekordkurs

Neue Windräder mit 2,2 Gigawatt Leistung, aber Netzausbau hinkt hinterher. Klimaziele weiterhin ungewiss.

Nie zuvor wurden so viele neue Windräder in Deutschland genehmigt.
Foto: Patrick Pleul/dpa

Der Ausbau der Windenergie an Land in Deutschland nimmt deutlich zu. Im ersten Halbjahr 2025 wurden nach vorläufigen Zahlen 409 neue Windräder mit einer Gesamtleistung von etwa 2,2 Gigawatt in Betrieb genommen. Das entspricht einem Anstieg um zwei Drittel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und stellt den besten Halbjahreswert seit 2017 dar, wie der Bundesverband Windenergie und der Fachverband VDMA Power Systems berichteten.

Die meisten neuen Windräder wurden in Nordrhein-Westfalen in Betrieb genommen, gefolgt von Niedersachsen. Nach Berücksichtigung von Stilllegungen betrug der Netto-Zuwachs im ersten Halbjahr etwa 1,9 Gigawatt. Neue Windräder sind wesentlich leistungsstärker als die alten, die abgebaut werden. Der Bestand stieg um 199 auf insgesamt rund 29.000 Windräder mit einer Gesamtleistung von 65,3 Gigawatt. Windräder an Land trugen im ersten Halbjahr mit einem Anteil von über 22 Prozent zur Stromerzeugung bei. Dies war weniger als im ersten Halbjahr 2024. Der Grund dafür war, dass die ersten vier Monate dieses Jahres überdurchschnittlich windarm waren.

Rekord bei Genehmigungen

Bei den neu genehmigten Windrädern gab es einen Rekord. Bis Ende Juni wurde nach Branchenangaben rund 7,8 Gigawatt neue Windenergieleistung von den Behörden genehmigt – das war 55 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2024. Gut ein Drittel der genehmigten Leistung entfällt auf Nordrhein-Westfalen, danach folgt Niedersachsen. An dritter Stelle kommt Bayern – damit nimmt auch der Ausbau der Windkraft in Bayern deutlich an Fahrt auf. Die Branche beklagt seit langem ein Nord-Süd-Gefälle. Im Durchschnitt dauert es mehr als zwei Jahre, bis nach der Genehmigung ein Windrad errichtet wird und den ersten Strom ins Netz einspeist.

Lücke zu Zielen

Windräder an Land sollen eine wichtige Rolle dabei spielen, um Klimaziele zu erreichen. Unter der Regierung aus SPD, Grünen und FDP wurden viele Maßnahmen für einen schnelleren Ausbau umgesetzt. Es besteht jedoch weiterhin eine Lücke bei den politischen Zielen. Das Ziel ist eine installierte Leistung von 84 Gigawatt im Jahr 2026. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands Windenergie, forderte einen weiterhin verlässlichen Fahrplan sowie verlässliche Finanzierungsbedingungen. Der Strombedarf wird durch Wasserstoff, Wärmepumpen, E-Fahrzeuge und die zunehmende Elektrifizierung der Industrie weiter steigen.

Kommen Anpassungen?

Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche (CDU) hat unter Verweis auf hohe Kosten einen «Realitätscheck» der Energiewende angekündigt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien solle besser mit dem Netzausbau synchronisiert werden. Dabei geht es um eine bessere Integration ins Stromnetz. Wegen möglicher Überlastungen des Stromnetzes kommt es derzeit vor, dass Windräder stillstehen, obwohl Wind weht.

Dennis Rendschmidt, Geschäftsführer VDMA Power Systems, sagte, dass die Windenergiebranche ihre Hausaufgaben mache. Allerdings komme der Netzausbau nicht nach.

dpa