Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Deutsche Bank: 2026 wieder Präsenz-Hauptversammlung

Aktionärsvertreter fordern es schon lange, nun folgt die Deutsche Bank dem Beispiel anderer Konzerne: 2026 gibt es eine Hauptversammlung in Präsenz. Ein Abschied vom Online-Format ist das aber nicht.

Deutschlands größtes Geldhaus plant erstmals seit Jahren Hauptversammlung in Präsenz (Archivbild)
Foto: Lando Hass/dpa

Die Deutsche Bank plant für 2026 erstmals seit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wieder eine Präsenz-Hauptversammlung. Das teilte Deutschlands größtes Geldhaus mit der Bekanntgabe der Tagesordnung für das diesjährige Aktionärstreffen mit.

Die Hauptversammlung im Jahr 2025 wird am 22. Mai als reine Online-Veranstaltung abgehalten. Aktionärinnen und Aktionäre müssen Fragen nicht im Voraus einreichen, sondern können sie live per Videoschalte stellen.

In Zukunft ist geplant, regelmäßig zwischen dem virtuellen Format zu wechseln: Der Frankfurter Dax-Konzern plant, mindestens alle vier Jahre eine Hauptversammlung in Präsenz abzuhalten.

Wieder mehr Hauptversammlungen in Präsenz 

Die Deutsche Bank folgt damit dem Beispiel anderer Unternehmen, bei denen Aktionärinnen und Aktionäre kürzlich die Rückkehr zur Präsenz-Hauptversammlung erzwungen hatten, wie es bei Siemens und Tui der Fall war.

«Das virtuelle Format, das wir in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt haben, hat unbestreitbare Vorzüge: Aktionärinnen und Aktionäre können unabhängig von ihrem Standort daran teilnehmen, und auch die Umweltbelastung ist geringer», argumentiert Deutsche-Bank-Aufsichtsratchef Alex Wynaendts. «Gleichzeitig ist uns bewusst, dass manche Stakeholder eine Präsenzveranstaltung bevorzugen.»

Die Hauptversammlung – kurz HV – ist neben Vorstand und Aufsichtsrat das bedeutendste Entscheidungsgremium einer Aktiengesellschaft. Einmal im Jahr haben Aktionäre die Möglichkeit, ihre Meinung zur Führung ihres Unternehmens persönlich zu äußern. Darüber hinaus werden in der Hauptversammlung wichtige Beschlüsse gefasst: Die Anteilseigner entscheiden beispielsweise über die Dividendenausschüttung und die Besetzung des Aufsichtsrats.

Aktionärsvertreter sehen virtuelles Format kritisch

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie besteht die gesetzliche Option, Hauptversammlungen virtuell durchzuführen. Diese sind für Unternehmen kostengünstiger als Präsenzveranstaltungen und es entfallen zudem Störaktionen am Versammlungsort.

Aktionärsvertreter wie Ingo Speich von der Dekabank sehen die Entwicklung jedoch kritisch: «Eine virtuelle HV mag zwar günstiger sein als das Präsenz-Format, sie leidet aber unter einem Defizit an Kommunikation. Kritik verhallt bei dem steifen Format. Der Austausch ist nicht so lebendig.» Speich betont: «Wir fordern grundsätzlich die Rückkehr zu Präsenz- bzw. Hybrid-Hauptversammlungen, vor allem wenn es bei Unternehmen Veränderungen im Aufsichtsrat gibt oder Kapitalvorratsbeschlüsse, neue Vergütungsmodelle oder sonstige große Themen auf der Tagesordnung stehen.»

Aus Sicht von Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), haben es die Unternehmen mit der virtuellen HV übertrieben. Daher mehrten sich die Widerstände von Anteilseignern. Künftig müsse es eine gute Mischung zwischen den Formaten geben, fordert Tüngler: «Sind Aktionärsrechte betroffen, stehen besondere Dinge an, dann Präsenz.»

dpa