Deutsche Firmen geraten in China immer mehr unter Druck. Parallel steht die chinesische Wirtschaft auf zittrigen Beinen. Wie geht es für Unternehmen aus der Bundesrepublik weiter in Fernost?
Deutsche Firmen in China so pessimistisch wie noch nie
Deutsche Unternehmen in China sind aufgrund der wirtschaftlichen Probleme im Land und zahlreicher Hindernisse so pessimistisch wie nie zuvor in Bezug auf die nähere Zukunft. Laut der aktuellen Geschäftsklimaumfrage der Deutschen Auslandshandelskammer (AHK) erwarten nur knapp ein Drittel der befragten Unternehmen positive Entwicklungen in ihrer Branche für das kommende Jahr – ein historischer Tiefstand. 29 Prozent gehen sogar von einem Rückgang aus, so die Interessenvertretung deutscher Firmen in China.
«Im Allgemeinen müssen wir sagen, dass die Stimmung besonders auf kurzfristige Sicht nicht gut ist», sagte das geschäftsführende Vorstandsmitglied der AHK in Ostchina, Maximilian Butek, in Shanghai. Es gebe daher eine gewisse Anzahl an Firmen, die sagten, wir hören nun vorerst auf zu investieren.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für viele deutsche Firmen ein sehr wichtiger Absatzmarkt, in dem sie trotz wachsenden Konkurrenzdrucks jahrelang gute Geschäfte machten. Für 56 Prozent der befragten Firmen stellt die schwache Nachfrage in China allerdings nun das größte Problem dar, gefolgt von Preisdruck (52 Prozent). Ein neuer Trend ist laut AHK, die eigene Wettbewerbsfähigkeit durch verstärkte Lokalisierung zu sichern. Mit 40 Prozent gaben diesmal deutlich mehr Firmen an, unabhängiger von ihren deutschen Zentralen zu operieren.
Das Prinzip besteht darin, in China für China zu produzieren und somit auf die Anforderungen des chinesischen Marktes zu reagieren. Genauer gesagt gaben die Unternehmen an, dass sie mit chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten und ihre Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in China ausbauen wollen.
Nachfrage-Schwund großes Problem
Das von der kommunistischen Partei regierte Land erlebt seit Jahren eine schwere Immobilienkrise, die den Nachfrage-Rückgang zusätzlich befeuert. Das liegt daran, dass in China viele Menschen ihr Erspartes in Immobilien anlegten, die im Zuge der Krise an Wert verloren. Das drückte auch die Konsumlaune. «China versucht, sich von einer durch Angebot getriebenen zu einer durch Konsum angetriebenen Wirtschaft zu wandeln», sagte Butek. Doch dafür fehle das Konsumentenvertrauen. China habe noch keine gute Lösung gefunden, um diese Probleme zu lösen.
Auch die 546 Unternehmen, die sich von rund 2.100 AHK-Mitgliedern in China an der Umfrage im Herbst beteiligt hatten, bekommen das zu spüren. Insgesamt sind laut AHK übrigens rund 5.000 deutsche Firmen in der Volksrepublik tätig.
Zusätzlich dazu droht China ein Handelskonflikt mit der neuen US-Regierung von Präsident Donald Trump. Peking verhandelt mit der EU, um Zusatzzölle auf Elektroautos zu vermeiden. Chinesische Hersteller produzieren in einem harten Preiskampf mehr Fahrzeuge, als der Markt verkraften kann, erzielen damit kaum Gewinn und wollen deshalb auch im Ausland expandieren.
Chinesen kaufen lieber von Chinesen
China betont zunehmend den Wert von Produkten heimischer Unternehmen. Laut AHK haben fast ein Drittel der Befragten erstmals den Trend identifiziert, dass chinesische Unternehmen bevorzugt werden, was als eine Haupt-Herausforderung angesehen wird. Gleichzeitig beklagen Unternehmer seit Jahren bekannte Probleme wie die Verletzung geistiger Eigentumsrechte, die Bevorzugung chinesischer Firmen und den erschwerten Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen.
Obwohl deutsche Unternehmen lange Zeit Innovationsführer in ihrer Branche waren, wächst der Druck trotz der Bevorzugung und Preisvorteile für die chinesische Konkurrenz. Laut einer Umfrage betrachten bereits acht Prozent der Befragten chinesische Unternehmen als Vorreiter von Neuerungen in ihrem Sektor – eine Entwicklung, die seit Beginn der Corona-Pandemie zunimmt.
Deutsche Firmen geben nicht auf
Die Deutschen möchten jedoch nicht aufgeben: Laut AHK denken 92 Prozent der Befragten nicht über einen Rückzug aus China nach. Über ein Drittel möchte vorerst jedoch nicht weiter in China investieren. Butek zufolge liegt dies daran, dass diese Gruppe in den Vorjahren bereits viele Investitionen getätigt hat. Obwohl 51 Prozent der Unternehmen weiterhin Geld in den Standort investieren möchten, ist auch dieser Anteil im Vergleich zu den Vorjahren gesunken.