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Deutsche Wirtschaft im Tiefflug – Was bringt 2024?

Es war – mal wieder – ein schwieriges Jahr für die deutsche Wirtschaft. 2024 sollte es wieder aufwärts gehen. Allerdings bleiben reichlich Herausforderungen.

«Das Wirtschaftswachstum wird nach unserer Einschätzung irgendwo zwischen null und einem Prozent landen. Es kann, wenn es schlecht läuft, aber auch ins Negative rutschen», sagt Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Krisen, Kriege, Konsumflaute: Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einer tiefen Krise. Laut vorläufigen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ist Europas größte Volkswirtschaft im vergangenen Jahr in eine Rezession gerutscht. Die preisbereinigte Wirtschaftsleistung schrumpfte um 0,3 Prozent. Im Jahr zuvor gab es laut neuesten Berechnungen noch ein Wachstum von 1,8 Prozent. Die Milliardenhilfen in der Energiekrise führten dazu, dass der deutsche Staatshaushalt im vergangenen Jahr ins Minus gerutscht ist. Aufgrund des aktuellen Sparzwangs infolge des Karlsruher Richterspruchs gibt es wenig Optimismus bezüglich staatlicher Konjunkturmaßnahmen für 2024. Doch Ökonomen sehen auch einige Hoffnungszeichen.

Wie hat sich die deutsche Wirtschaft 2023 entwickelt?

Im Jahr 2023 verzeichnete die Wirtschaft eine schwache Entwicklung. Laut neuen Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gab es im ersten Quartal ein geringes Wachstum von 0,1 Prozent. In den folgenden beiden Quartalen stagnierte die Wirtschaft. Gemäß einer ersten Schätzung der Wiesbadener Behörde schrumpfte die Wirtschaftsleistung im Schlussquartal 2023 um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorquartal, bereinigt um Preis-, Saison- und Kalendereffekte, in Europas größter Volkswirtschaft.

«Die deutsche Wirtschaft bewegt sich seit fast vier Jahren in einem nahezu andauernden Krisenmodus», hielt jüngst das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI) fest. Auf die Corona-Krise folgte im Februar 2022 der russische Angriff auf die Ukraine, der die Preise für Energie und Nahrungsmittel zeitweise extrem steigen ließ. Der Nahostkonflikt sorgt für neue Unsicherheit, zudem triff die jüngste Haushaltskrise Deutschland in einem Moment wirtschaftlicher Schwäche.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer kommentierte am Montag: «Bedenklich ist, dass die deutsche Wirtschaft seit dem Ausbruch von Corona in der Grundtendenz kaum gewachsen ist. Das ist selten und weckt Erinnerungen an die Jahre nach dem Platzen der Aktienmarktblase Anfang des Jahrtausends.»

Was spricht für eine Erholung 2024?

Die Verbraucherinnen und Verbraucher können eine Entspannung bei den Preisen erwarten. Volkswirte gehen davon aus, dass der Preisdruck im laufenden Jahr abnehmen wird, wenn auch nicht so schnell wie erhofft. Die Preise dürften steigen, da der CO2-Preis zu Jahresbeginn von 30 Euro pro Tonne Kohlendioxid (CO2) auf 45 Euro angehoben wurde und die Gastronomie zur höheren Mehrwertsteuer zurückkehrt.

Die letzten beiden Jahre waren mit einer Inflation von 6,9 Prozent (2022) und voraussichtlich 5,9 Prozent (2023) im Jahresdurchschnitt die beiden zweitteuersten Jahre seit der Wiedervereinigung. Ökonomen prognostizieren, dass sich der private Konsum langsam erholen wird, da die Inflationsrate sinkt und die Löhne steigen. Zudem könnte der Rückgang der Bauzinsen die Bauwirtschaft ankurbeln.

Was bremst die deutsche Wirtschaft?

Industrie und Bauwirtschaft haben seit Monaten mit schwacher Nachfrage zu kämpfen, Auftragspolster puffern dies immer weniger ab. Die Industrieproduktion ging im November den sechsten Monat in Folge zurück. Die Produktion liege fast vier Jahre nach Beginn der Corona-Pandemie um mehr als neun Prozent unter dem Niveau davor, rechnete ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski vor. Mit Blick auf die nähere Zukunft sehe er nur wenig Anlass zu Optimismus: «Die Auftragsdeflation der letzten beiden Jahre hinterlässt deutliche Spuren, ebenso wie die anhaltende energiepolitische Unsicherheit.»

Nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest sind Deutschlands wirtschaftliche Aussichten für 2024 «eher bescheiden»: «Das Wirtschaftswachstum wird nach unserer Einschätzung irgendwo zwischen null und einem Prozent landen. Es kann, wenn es schlecht läuft, aber auch ins Negative rutschen.» Hohe Energiekosten und wachsender Arbeitskräftemangel seien mittelfristig große Herausforderungen.

Wie geht es dem Export?

Die Schwäche der Weltkonjunktur belastet die Exportnation Deutschland. Die Ausfuhrbilanz für die ersten elf Monate 2023 fiel negativ aus. Der Wert der Warenexporte sank um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. «Die Sicherheitslage im Nahen Osten sowie die Übergriffe auf Handelsschiffe im Roten Meer werden sich in den kommenden Monaten weiter negativ auswirken und sich in der Folge in den Handelswerten niederschlagen», erwartet Dirk Jandura, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA).

Welche Folgen hat das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts?

Das Karlsruher Urteil vom 15. November zwingt die Ampel-Koalition zum Sparen. Unsicherheiten und Widerstände sind groß – siehe die jüngsten Bauernproteste. Der Staat werde «zur Konjunkturbremse», schreibt das HWWI mit Blick auf 2024: «Die verringerten Fördermöglichkeiten durch den Staat, insbesondere die nun fehlenden Mittel im Klima- und Transformationsfonds, dürften sich in den davon betroffenen Bereichen auch dämpfend auf die Investitionsneigung der Unternehmen auswirken und Standortüberlegungen verstärken.»

Wie steht es um Deutschlands Staatsfinanzen?

Laut dem Statistischen Bundesamt gab der Fiskus im Jahr 2023 insgesamt gut 82,7 Milliarden Euro mehr aus als er einnahm. Dies entspricht einer Reduzierung von etwa 14 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. Insbesondere der Bund konnte sein Defizit erheblich verringern, da Ausgaben für die Bekämpfung von Corona entfielen. Das Defizit von Bund, Ländern, Gemeinden und Sozialversicherung betrug im letzten Jahr 2,0 Prozent des gesamten Bruttoinlandsprodukts.

Nach zwei Ausreißern in den Jahren 2020 (4,3 Prozent Defizit) und 2021 (3,6 Prozent Defizit) hat Deutschland im Gesamtjahr 2022 wieder die europäische Verschuldungsregel eingehalten: Das Defizit betrug nach neuesten Berechnungen 2,5 Prozent in Bezug auf die gesamte Wirtschaftsleistung. Gemäß dem europäischen Stabilitäts- und Wachstumspakt dürfen die EU-Staaten ein Haushaltsdefizit von höchstens drei Prozent und eine Gesamtverschuldung von höchstens 60 Prozent des nominalen BIP haben.

Gemäß der Einschätzung der Bundesbank werden die Staatsfinanzen davon profitieren, dass temporäre Stützungsmaßnahmen allmählich enden. Dies hat einen größeren Einfluss als die steigenden Ausgaben für Verteidigung und Renten. Daher wird für das Jahr 2024 mit einer erneut niedrigeren Defizitquote von 1,3 Prozent gerechnet.

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dpa