In der Ostsee soll nach dem Willen der EU-Kommission viel weniger gefischt werden. Deutsche Ostseefischer müssen wieder um eine wichtige Ausnahme bangen.
Deutschen Ostseefischern droht Hering-Fangverbot
Die EU-Kommission hat vorgeschlagen, die Ausnahmeregelung vom Fangverbot für den Schutz des Herings in der westlichen Ostsee zu beenden. Laut der Mitteilung der Kommission sollen die Fangmöglichkeiten für fast alle Fischbestände im nächsten Jahr deutlich reduziert werden. Die einzigen Ausnahmen sind die Fangmengen für Sprotte, Hering in der mittleren Ostsee und Lachs im Finnischen Meerbusen, die entweder gleich bleiben oder um einen Prozent steigen sollen.
Derzeit ist es deutschen Ostseefischern erlaubt, mit kleinen Booten und passivem Fanggerät wie Stellnetzen gezielt Heringe zu fangen. Zudem darf eine gewisse Menge als sogenannter Beifang beim Fischen nach anderen Arten mitgefangen werden. Gemäß dem Vorschlag der Kommission soll lediglich die Beifang-Regelung für westliche Ostsee-Heringe bestehen bleiben. Dies würde bedeuten, dass sich die erlaubte Fangmenge auf 394 Tonnen halbieren würde.
EU-Länder müssen sich nicht an Kommissionsvorschlag halten
Jedes Jahr erstellt die Kommission Vorschläge, wie viel Fisch aus den EU-Meeren gefangen werden darf, basierend auf wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES). Die endgültigen Mengen werden jedoch von den Fischereiministern der EU-Länder beschlossen. Sie sind nicht verpflichtet, sich an die Empfehlungen zu halten. Im vergangenen Jahr wurde die Ausnahme vom Fangverbot für Heringe für die kleine Küstenfischerei verlängert, obwohl die Kommission auch dort ein vollständiges Verbot vorgeschlagen hatte.
Die Kommission erklärt ihre aktuellen Vorschläge damit, dass zahlreiche Fischbestände stark zurückgegangen sind und sich erholen müssen. «Ich bin besorgt über den schlechten Zustand der Fischbestände in der Ostsee und die Auswirkungen, die dies auf die lokalen Fischer hat», sagte Fischerei-Kommissar Costa Kadis. Viele Fischbestände seien kurz vor dem Kollaps, und das Ökosystem verschlechtere sich.
Die zuständigen Ministerinnen und Minister der EU-Staaten werden Ende Oktober den Kommissionsvorschlag diskutieren.