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Ein Standort für alle Pakete? DHL-Tochter startet Automaten

Das Paket kommt an, aber man ist nicht zu Hause. Da sind Abhol-Automaten eine gute Alternative. Bislang ging Marktführer DHL hierbei seine eigenen Wege, auf denen die Farbe Gelb dominierte. Und nun?

In Betrieb genommen: Der Geschäftsführer der DHL-Tochter DeinFach, Lukas Beckedorff, legt ein Paket in einen seiner Automaten.
Foto: Wolf von Dewitz/dpa

Wer sein Paket am Automaten abholen möchte, hat es in Zukunft an einigen Orten etwas einfacher. Denn unabhängig davon, welche Paketfirma das Paket transportiert, könnte es immer im selben Automaten landen. Man muss also nicht mehr zu verschiedenen Paketshops oder Automaten gehen, abhängig davon, von welcher Paketfirma das Paket stammt.

Die DHL-Tochter DeinFach nahm in Köln, Bonn und Berlin ihre ersten weißen Automaten in Betrieb, in denen nicht nur DHL-Pakete lagern, sondern bald auch Sendungen anderer Dienstleister. Das ist bei den gelben DHL-«Packstationen» nicht der Fall, die sind nur für DHL-Pakete reserviert. DeinFach hat ambitionierte Pläne: Zum Jahresende sollen mindestens 1.000 Automaten installiert sein. Die Firma hieß ursprünglich OneStopBox, unter anderem aus Markenrechtsgründen wurde sie umbenannt.

«Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher wollen ihre Pakete gut erreichbar rund um die Uhr abholen und versenden», sagt DeinFach-Chef Lukas Beckedorff. «Das reduziert den Verkehr, weil Paketdienstleister effizienter ausliefern und Pakete abholen können, und die Klimabilanz der Zustellung verbessert sich.» Das liegt daran, dass der Fahrweg pro Paket sinkt – der Zusteller muss nicht mehr zu jedem einzelnen Haushalt fahren, sondern er wird eine Vielzahl von Paketen an einem Automaten los.

Schon Hunderte weiße Automaten von Myflexbox in Betrieb

Das Konzept der weißen Automaten ist nicht neu. Die österreichische Firma Myflexbox betreibt bereits 472 solcher Stationen in Deutschland. Dort werden bisher Sendungen von GLS, UPS, FedEx und DPD gelagert. Auch Myflexbox plant eine starke Expansion: Bis zum Jahresende sollen es in Deutschland mindestens 1.000 Automaten sein und bis 2030 mindestens 5.000.

«Der Riesenvorteil für alle Empfängerinnen von Paketen ist, dass sie für die Sendungen von verschiedenen Paketdienstleistern nicht mehr wie bisher verschiedene Paketshops und Automaten abklappern müssen, sondern alle Pakete direkt an ihren „Lieblingslocker“ liefern oder umleiten können», sagt Myflexbox-Chef Lukas Wieser. Das Gleiche gelte für Retouren. «An einer Stelle alles zu erledigen, ist eine große Zeitersparnis.»

Weg von der Haustürzustellung

Dank des florierenden Online-Handels wächst die Paketbranche in Deutschland seit langem, und das Bestellen im Internet wird immer selbstverständlicher. Heute bestellt und morgen an die Haustür geliefert – für viele Verbraucher ist dies attraktiver als der Einkauf im Laden.

Die Lieferung an die Haustür ist jedoch für Paketunternehmen aufwendig und teuer. Deshalb erweitern sie ihr Abholnetzwerk: Sie setzen auf Paketshops und Automaten, nach dem Motto: „Der Verbraucher möge seine Bestellung doch bitte selbst abholen.“

Mit Ausnahme von Hermes intensivieren alle größeren in Deutschland tätigen Paketfirmen ihre Abholmöglichkeiten mit Automaten. Ein UPS-Sprecher sagt, dass «Out of Home Delivery» immer weiter an Bedeutung gewinne. «Um unseren Kunden einen komfortablen und erweiterten Service anbieten zu können, werden vermehrt auch Paketautomaten in unser Netzwerk integriert.»

FedEx-Manager Stefan Dries bezeichnet Automaten als wichtigen strategischen Baustein: «Paketstationen ergänzen unser Serviceangebot und ersparen Kunden und uns unnötige Wege.»

DPD und GLS haben vor kurzem eine Zusammenarbeit angekündigt, bei der sie bis zum Ende des Jahres 1.000 gemeinsame Automaten haben möchten. Etwa 100 davon sind bereits in Betrieb. Es handelt sich auch hier um ein offenes System, bei dem sich Wettbewerber einmieten können.

DHL hat bei Automaten die Nase vorn

Jahrelang waren Paketautomaten fast ausschließlich eine Domäne des Marktführers DHL. Derzeit gibt es bereits rund 15.000 gelbe Automaten, die als Packstationen oder Poststationen bekannt sind (bei letzteren ist Videoberatung möglich). Die Automaten sind knallgelb, um zu signalisieren, dass hier nur Pakete von DHL erhältlich sind.

Die Automaten von DeinFach, einer Tochtergesellschaft der DHL, sind absichtlich in Weiß gehalten, um den offenen Charakter zu betonen: Die Konkurrenz ist willkommen, muss aber Miete zahlen. DHL plant, bis 2030 die Anzahl seiner Paketautomaten in Deutschland auf 30.000 zu verdoppeln – ein Teil dieser zusätzlichen Automaten werden Pack- oder Poststationen sein, während der andere Teil DeinFach-Stationen sein werden.

Kommunen wollen Branchenlösung

Warum schafft der Konzern eigentlich interne Konkurrenz, anstatt einheitlich vorzugehen? DeinFach-Chef Beckedorff sagt dazu, dass es nicht um Konkurrenz geht. «In den vergangenen Jahren kam der Wunsch aus den Kommunen, weiße Automaten als Branchenlösung zu haben, anstatt dass Automaten verschiedener Firmen nebeneinander stehen und ein Verbraucher mal zum einen und mal zum anderen gehen muss», sagt Beckedorff. «Dem Wunsch der Kommunen entsprechen wir nun mit DeinFach.»

Die DHL-Tochterfirma war 2024 gegründet worden, damals gab Firmenchef Beckedorff das Ausbauziel von 2.000 Automaten für das Jahr 2025 aus. Im Rückblick sei das «sehr ambitioniert» gewesen, sagt der Manager. «DeinFach ist ein komplett neues Produkt mit Automaten einer spanischen Firma und mit eigenständigen Softwarelösungen – unser Angebot wird in den Apps der Paketfirmen integriert, was eine große Herausforderung ist.» 

DHL sei nun eingebunden worden, mit UPS folge bald eine weitere Paketfirma. «Mit anderen Unternehmen laufen Gespräche.» Auch Einzelhändler sollen die Möglichkeit bekommen, in DeinFach-Automaten Ware zu lagern, die von Kunden abgeholt wird. Das aber ist noch Zukunftsmusik, zum Start von DeinFach ist das nicht der Fall.

dpa