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Exportchancen für deutsches Bier trüben sich ein – Inlandsabsatz schrumpft weiter

Biertrinker könnten von schlechteren Exportchancen profitieren, da Überkapazitäten im Inland bestehen und der Absatz dort sinkt.

Eingetrübte Exportaussichten für deutsches Bier außerhalb der EU. Veltins setzt auf Märkte in Europa.
Foto: Bernd Thissen/dpa

Die Exportmöglichkeiten für deutsches Bier haben sich auf einigen außereuropäischen Märkten deutlich verschlechtert. „Zölle sind nicht nur für die Exporteure in die USA ein großes Thema. Die restlichen Russlandexporte dürften nach Experteneinschätzung durch hohe Zölle geradezu wegbrechen.“

Am Ende könnten Biertrinker in Deutschland sogar von den schlechteren Exportchancen profitieren. In der deutschen Braubranche gibt es erhebliche Überkapazitäten, und der Bierabsatz im Inland schrumpft im laufenden Jahr weiterhin kräftig, wie die Zahlen für die ersten Monate zeigen.

«Die deutschen Brauereien sind seit dem 5. April 2025 von dem zehnprozentigen Basiszollsatz der USA betroffen sowie bei Bier in Aluminiumdosen von dem 25-prozentigen Zusatzzoll auf den Aluminiumanteil», sagt der Geschäftsführer des Verbandes der Ausfuhrbrauereien Nord-, West- und Südwestdeutschlands, Rodger Wegner. Im Juli könnte der Zoll sogar auf 20 Prozent steigen, falls sich die USA und die EU nicht bei den generellen Zöllen einigten. Der Handelskonflikt mit den USA habe die Aussichten eingetrübt.

Wohin geht das meiste Exportbier?

Laut Statistischem Bundesamt wird fast ein Fünftel der deutschen Bierproduktion exportiert, was 1,45 Milliarden Liter entspricht. Die wichtigsten Absatzmärkte im Jahr 2024 waren Italien mit 324 Millionen Euro, China mit 94 Millionen Euro, Russland mit 85 Millionen Euro, Frankreich mit 71 Millionen Euro und die USA mit 68 Millionen Euro.

In den letzten Jahren hat der relativ stabile Export den Brauereien geholfen, die noch stärkeren Absatzeinbrüche im Inland besser zu bewältigen. Von 2014 bis 2024 sank der Inlandsabsatz um 15 Prozent, während der Export um 6 Prozent zurückging.

Von einer Verzehnfachung des Zolls in Russland auf 1 Euro je Liter Bier sind nach Ansicht von Niklas Other, Herausgeber des Getränkefachmarktmagazins «Inside», die dort noch vertretenen Hersteller von Billigbier betroffen. «Das sind damit wieder Überkapazitäten, die jetzt auf andere Exportmärkte und auch auf den deutschen Biermarkt drücken», beschreibt er. Etliche Hersteller von großen deutschen Biermarken hatten sich hingegen bereits nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine 2022 aus dem russischen Markt zurückgezogen. 

Viele Preisaktionen im Handel

Aber nicht nur in der untersten Preislage bleibe der Wettbewerb zum Vorteil der einheimischen Biertrinker groß. Wie das Ostergeschäft wieder gezeigt habe, setzten Handelskonzerne Sonderangebote bei Bier mit Preisen zu 9,99 Euro je Kasten 20 Halbliterflaschen nach wie vor regelmäßig als «Lockvogel» ein, um Kunden in ihre Läden zu ziehen. «Wer kauft dann schon zum Normalpreis, wenn er weiß, dass demnächst bestimmt wieder ein Angebot kommt», sagt Other. Bei der meist getrunkenen Biersorte Pils in Deutschland würden seit langem mehr als zwei Drittel der Biermenge über Aktionsangebote verkauft. 

Zwei große Biermarken aus Nordrhein-Westfalen, Veltins und Krombacher, bleiben gelassen in ihrem Exportgeschäft, da die Exportmärkte außerhalb Europas stark umkämpft sind und oft auf einmalige Lieferungen hinauslaufen.

Wie es bei bekannten Marken aussieht

«Unsere Konzentration liegt auf den europäischen Nachbarländern, die uns mit verlässlichen Importeuren in Italien, Spanien und den Niederlanden veritables Absatzpotenzial und gastronomische Wertschätzung geben», sagt Veltins-Geschäftsführer Volker Kuhl. Nach einer Absatzschwäche im Jahr 2024 rechne das Unternehmen mit einem Zuwachs für 2025. 

Bei der Privatbrauerei Krombacher mache der Export mit etwa fünf Prozent nur einen ganz kleinen Teil des Absatzes aus. «Dazu exportieren wir auch nur verschwindend geringe Mengen in die USA, die nicht wirklich ein Fokusland für unsere Exportaktivitäten sind. Nach Russland liefern wir seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine gar nicht mehr», sagt ein Sprecher.

Der Bierhersteller Oettinger, der außerhalb Bayerns unter anderem eine Brauerei in Mönchengladbach besitzt, plant, den Fokus stärker auf Asien zu richten. «Auch uns tangiert die Branchenentwicklung. Nicht nur vor diesem Hintergrund haben wir unsere Ausrichtung bei Oettinger Getränke verändert. Wir arbeiten zudem intensiv daran, den Export nach Asien zu intensivieren, um neue Märkte zu erschließen und unsere internationale Präsenz weiter auszubauen», hieß es.

Auf das Wetter kommt es an 

Der Bierabsatz im Inland verlief unterdessen in den ersten beiden Monate 2025 nach den Worten von Experte Other auch für die Branche erschreckend schwach. Insgesamt sei der Bierabsatz in Deutschland im Januar und Februar um gut 570.000 Hektoliter im Vergleich zum Vorjahreszeitraum geschrumpft. «Das sind fast 115 Millionen Halbliter-Krüge, denen sich die Biertrinker verweigert haben», meint Other. Auch für das Gesamtjahr sei die Prognose eher mau: «Da müsste ein Supersommer kommen, um den deutschen Brauern den Absatz zu retten.»

dpa