Unternehmen rechnen mit Verschlechterung, DIHK pessimistischer als Bundesregierung, Investitionen bleiben aus, Stromsteuersenkung gefordert.
DIHK: Wirtschaftskrise dauert an, Betriebe erwarten keine Besserung

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) sieht noch einen langen und schwierigen Weg aus der Wirtschaftskrise. Nur 15 Prozent der Betriebe erwarten in den kommenden zwölf Monaten eine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage, wie eine neue Konjunkturumfrage ergab. Jedes vierte Unternehmen rechnet mit einer Verschlechterung. «Die Stimmung hat sich seit Regierungsantritt nicht verbessert, sondern im Gegenteil leicht eingetrübt», sagte DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov in Berlin.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte bei seinem Amtsantritt im Mai auf einen baldigen Stimmungsumschwung in der Wirtschaft gesetzt – dieser ist offensichtlich nicht eingetreten.
Nur leichtes Wachstum für 2026 erwartet
Die DIHK ist pessimistischer als die Bundesregierung bei ihren Konjunkturerwartungen und prognostiziert für 2026 lediglich ein Mini-Wachstum von 0,7 Prozent. Die Bundesregierung und führende Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten nach einer Stagnation in diesem Jahr im nächsten Jahr eine Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 1,3 Prozent.
Melnikov begründete die schlechtere Prognose mit schwachen Aussichten für den Export sowie damit, dass Firmen sich bei Investitionen zurückhalten. «Was heute nicht investiert wird, ist morgen nicht da.» Laut der Umfrage unter 23.000 Betrieben aus allen Branchen plant nur jedes fünfte Unternehmen höhere Investitionen, jedes dritte will sie kürzen. Es gebe kaum Ausrüstungsinvestitionen in neue Maschinen, Anlagen oder Fahrzeuge sowie kaum Investitionen in die Erweiterung von Kapazitäten und die Innovation von Produkten. Melnikov sprach von einem Alarmsignal.
Unsicherheit hält an
Unternehmen haben keine Planungssicherheit. Nach wie vor werden Betriebe vor allem durch strukturelle Probleme gebremst: Laut Umfrage betrachten 56 Prozent der Befragten die hohen Arbeitskosten als eines ihrer größten Geschäftsrisiken – dies sei ein Höchstwert. Melnikov betonte, dass aus ihrer Sicht die Bundesregierung auf dem richtigen Weg sei. Beschlüsse wie steuerliche Entlastungen seien jedoch noch nicht bei den Unternehmen angekommen. Die Regierung müsse das Tempo für Entlastungen erhöhen.
Stromsteuer für alle senken
Melnikov nannte zwei Maßnahmen, die einen Stimmungsumschwung in der Wirtschaft bringen könnten. Dies wäre zum einen, die Stromsteuer für alle zu senken. CDU, CSU und SPD hatten das in ihrem Koalitionsvertrag angekündigt, beschlossen wurde aber mit Blick auf Haushaltszwänge nur eine Verstetigung der Stromsteuersenkung für die Industrie. Das sorgte vor allem im Mittelstand für große Enttäuschung. «Das hallt bis heute nach», sagte sie.
Die Stromkosten in Deutschland seien laut Angaben drei- bis viermal so hoch wie in den USA und doppelt so hoch wie in Frankreich. Der geplante Industriestrompreis der Regierung berücksichtige nicht die gesamte Wirtschaft.








