Wirtschaftsforscher prognostizieren deutliches Wachstum, Exporte und Konsum sorgen für Dynamik, aber Unsicherheiten bleiben.
Deutsche Wirtschaft vor Aufschwung durch Investitionspaket

Infolge des geplanten Investitionspakets der Bundesregierung rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) mit einem erheblichen wirtschaftlichen Aufschwung ab dem kommenden Jahr. «Alles in allem dürfte das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt in Deutschland in diesem Jahr um 0,3 Prozent und im kommenden Jahr merklich um 1,7 Prozent zulegen», teilte das Institut in Berlin mit. Damit revidierten die Wirtschaftsforscher ihre bisherigen Prognosen um 0,2 Prozentpunkte für das laufende und 0,6 Punkte für das kommende Jahr nach oben.
Bereits am Vortag hatten vier Wirtschaftsinstitute ähnlich deutliche Anpassungen an ihren Prognosen für das kommende Jahr vorgenommen. Das Münchner Ifo-Institut erwartet nach drei Jahren der Stagnation für das kommende Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um 1,5 Prozent. Das wäre fast das Doppelte der ursprünglich angenommenen 0,8 Prozent.
Das Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) prognostizierte für das Jahr 2026 eine Wachstumsrate von 1,6 Prozent. Auch das Essener Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet mittlerweile ein kräftiges Plus von 1,5 Prozent. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) ist etwas weniger optimistisch und rechnet mit einem erwarteten Anstieg von 1,1 Prozent.
DIW erhofft sich von Investitionspaket starke Impulse
Starke Exporte und ein steigender Konsum bei den Verbrauchern hätten bereits im ersten Quartal dieses Jahres für mehr Dynamik beim Wirtschaftswachstum gesorgt, hieß es beim DIW. Grund für die höheren Ausfuhren seien indes Vorzieheffekte aufgrund der Zolldrohungen durch US-Präsident Donald Trump. «Im zweiten Halbjahr kühlt die deutsche Konjunktur wohl zunächst etwas ab», prognostiziert das Institut. «Die Unsicherheiten durch die US-Handelspolitik, weiterhin bestehende strukturelle Probleme der deutschen Wirtschaft und Angst vor Arbeitsplatzverlust dürften dann wieder durchschlagen.»
Die umfassenden beschlossenen finanzpolitischen Maßnahmen werden voraussichtlich ihre Wirkung entfalten und die Wirtschaft zum Jahreswechsel deutlich vorantreiben. Insbesondere von den geplanten Sondervermögen für die Infrastruktur und das Militär erwarten die Wirtschaftsforscher positive Auswirkungen auf Investitionen und den Konsum.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher drängt jedoch auf eine schnellere Umsetzung. «Die neue Bundesregierung hat viele richtige Signale gesendet, muss nun aber dringend die Haushalte für 2025 und 2026 verabschieden und dabei nicht nur eine klare Zukunftsvision präsentieren, sondern auch interne Konflikte – vor allem bei Steuern und Sozialausgaben – lösen», betonte er.