In Dänemark zeichnen mehrere Supermarktketten Produkte europäischer Hersteller mit einem Stern aus. Ist das im Zollstreit auch ein Modell für Deutschland?
Drei Viertel der Kunden für Kennzeichnung europäischer Waren
Einige dänische Supermarktketten markieren seit einigen Tagen Produkte europäischer Hersteller mit einem Stern, um gegen die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump zu protestieren. Eine überwältigende Mehrheit der Deutschen wünscht sich etwas Ähnliches auch in Deutschland. Das ergab eine YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur.
Demnach befürworten eine Kennzeichnung von Produkten aus Europa 47 Prozent «voll und ganz», 30 Prozent «eher». 11 Prozent lehnen so etwas ab, weitere 12 Prozent machen keine Angabe. YouGov hat 2.055 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland repräsentativ befragt.
Der Geschäftsführer vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln, Kai Hudetz, sagt: «Bei vielen Menschen sind Wut und Verunsicherung ein Treiber. Regionalität ist schön länger ein wichtiges Verkaufsargument im Supermarkt. Der Handelsstreit dürfte den Trend verstärken.»
Edeka: Nur sehr wenige Anfragen von Kunden
Die deutschen Lebensmittelhändler planen derzeit nicht, Waren aus Europa zusätzlich auszuzeichnen. «Boykotte oder Sonderkennzeichnungen lehnen wir ab, da sie ungewollt unbeteiligte Erzeuger und Betriebe treffen. Letztlich entscheiden unsere Kunden durch ihre Nachfrage über das Sortiment», sagt eine Sprecherin der Rewe-Gruppe. Informationen zur Herkunft der Produkte seien auf Verpackungen bereits ersichtlich.
Ein Sprecher der Edeka-Zentrale berichtet: «Bislang haben wir nur sehr wenige Anfragen von unseren Kundinnen und Kunden erhalten. Sollte sich das in Zukunft verstärken, würden wir prüfen, inwieweit eine solche Kennzeichnung europäischer Produkte sinnvoll und umsetzbar ist.» Die Handelskette Kaufland hat nach eigenen Angaben nicht vor, ihre Preisauszeichnung anzupassen. Der Discounter Lidl teilt mit: «Wir bieten unseren Kunden eine große Auswahl an regionalen und deutschen Produkten. Ausgewählte, internationale Artikel ergänzen unser Sortiment.»
Die Unternehmen äußern sich offener hinter vorgehaltener Hand. Es sei laut ihnen nicht einfach umsetzbar, europäische Waren zu kennzeichnen, aufgrund der Größe der Sortimente. Viele Produkte enthalten Bestandteile aus Herkunftsländern innerhalb und außerhalb der EU. Außerdem gibt es viele amerikanische Marken, die auch in Europa hergestellt werden.
Dänische Supermärkte mit Sternen auf dem Preisschild
Europäische Waren bei den dänischen Supermarktketten Føtex, Netto und Bilka werden seit einigen Tagen mit einem Stern auf dem Preisschild gekennzeichnet, um den Verbrauchern den Kauf von Lebensmitteln aus europäischer Herstellung zu erleichtern.
Die Ketten sind Teil der Salling Group, deren CEO Anders Hagh die Maßnahme Ende Februar auf LinkedIn angekündigt hatte. Obwohl er den Handelsstreit zwischen Europa und der Trump-Regierung nicht erwähnte, gab es in Dänemark eine Debatte über den Boykott amerikanischer Produkte aufgrund von Trumps Handelspolitik und seinen wiederholten Besitzansprüchen hinsichtlich Grönland vor der Einführung der Sterne.
Mehrheit will US-Produkte boykottieren
Laut einer weiteren YouGov-Umfrage, an der mehr als 2.000 Menschen teilgenommen haben, sind viele Verbraucher in Deutschland bereit, nicht nur Lebensmittel, sondern generell amerikanische Waren zu boykottieren.
Auf die Frage, ob sie sich in Bezug auf den Zollstreit vorstellen könnten, weiterhin Produkte aus den USA zu kaufen, antworteten 53 Prozent mit «Nein, bestimmt nicht» oder mit «Nein, wahrscheinlich nicht». Als Hauptgrund nannten die Befragten politische Beweggründe – viele (48 Prozent) wollen die USA bewusst boykottieren.