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Deutlich mehr öffentliche Ladepunkte für Elektroautos in Deutschland

Die Bundesnetzagentur verzeichnet über 140.000 Ladepunkte. Der Ausbau des Ladenetzes zeigt dynamische Entwicklung, während der Fahrzeugbestand langsamer wächst.

Eigentlich soll es bis 2030 15 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen geben. Allerdings gibt es erhebliche Zweifel daran, dass der Wert erreicht wird.
Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Immer mehr öffentliche Lademöglichkeiten für Elektroautos entstehen. Die Bundesnetzagentur zählt mittlerweile über 140.000 Ladepunkte. Dadurch müssen sich weniger Elektroautos einen Ladeplatz teilen als noch vor einem Jahr, wie der Verband der Automobilindustrie (VDA) festgestellt hat. Die Dynamik beim Netzausbau scheint im Gegensatz zu den Fahrzeugverkäufen weiterhin anzudauern.

Wie viele Ladepunkte gibt es?

Die neuesten Daten der Bundesnetzagentur vom 1. September zeigen, dass es 145.857 Ladepunkte gibt. Davon sind 31.063 Schnellladepunkte mit einer Leistung von mindestens 22 Kilowatt. Die tatsächliche Zahl dürfte jedoch höher liegen, da nur Einrichtungen angezeigt werden, deren Betreiber den Anmeldeprozess abgeschlossen und der Veröffentlichung zugestimmt haben, wie die Bundesnetzagentur berichtet. Es ist wahrscheinlich, dass es noch viele Nachmeldungen geben wird.

Wie groß ist das Wachstum?

Es ist schwierig zu beantworten, da die Bundesnetzagentur die Vergleichswerte aus den Vorjahren immer wieder nachträglich deutlich nach oben korrigiert, aufgrund von Nachmeldungen von Ladestationen. Wenn man einen aktuellen Wert nimmt, der noch keine oder nur wenige Nachmeldungen enthält, und ihn mit dem Vorjahresstand vergleicht, der viele Nachmeldungen enthält, wird das Ergebnis verzerrt. Um dies zu vermeiden, verwendet der VDA für seine Berechnungen als Vergleichswerte die Zahlen, die vor einem Jahr gemeldet wurden. Dadurch fehlen beiden Werten Nachmeldungen, was den Vergleich fairer macht. Auf diese Weise prognostiziert der Verband einen Zuwachs von über 45.000 Ladepunkten vom 1. Juli 2023 bis zum 1. Juli 2024. Dies wäre schneller als zuvor. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine Schätzung. Wenn man nur die aktuell gemeldeten Zahlen für beide Zeitpunkte heranziehen würde, würde sich ein langsames Wachstum von etwa 33.500 Ladepunkten innerhalb eines Jahres ergeben – was jedoch wahrscheinlich zu niedrig angesetzt wäre.

Wie entwickelt sich das Ladenetz im Vergleich zum E-Auto-Bestand?

Das Kraftfahrt-Bundesamt gibt bekannt, dass es zur Jahresmitte 2,48 Millionen rein batteriebetriebene Elektroautos und Plug-in-Hybride gibt. Das bedeutet, dass im Durchschnitt 17,3 Stromer auf einen öffentlich zugänglichen Ladepunkt kommen. Dies ist eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als es nach der Berechnungsmethode des VDA noch rund 21 E-Autos waren. Dies liegt zum einen am eher schnellen Wachstum des Ladenetzes, zum anderen daran, dass der Bestand an E-Fahrzeugen zuletzt deutlich langsamer gewachsen ist.

Wo ist das Netz am dichtesten?

Es hängt davon ab, wie man “dicht” definiert. Die meisten Ladestationen pro Quadratkilometer befinden sich natürlich in Städten. Hier ist jedoch auch die Nachfrage entsprechend höher, da es mehr Elektroautos gibt.

Eine Möglichkeit besteht darin, den Bestand an Elektroautos mit der Anzahl der Ladepunkte zu vergleichen. Die besten Versorgungsraten aller Bundesländer finden sich in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen. Laut VDA kommen dort 11,8, beziehungsweise 11,9 und 12,0 Elektroautos auf einen Ladepunkt. Diese guten Werte sind jedoch auch darauf zurückzuführen, dass diese Länder zu den Schlusslichtern in Deutschland gehören, was den Anteil von Elektroautos betrifft. Die schlechtesten Quoten sind im Saarland mit 24,3 Elektroautos pro Ladepunkt und in Rheinland-Pfalz mit 21,7 zu finden.

Das Ranking ändert sich etwas, wenn man nicht den Bestand an Elektroautos, sondern den Gesamtfahrzeugbestand mit der Anzahl der Ladepunkte vergleicht. Das bedeutet, wie gut das Land auf die Zunahme der Elektromobilität vorbereitet ist. Berlin, Baden-Württemberg und Hamburg führen dann – auch weil sie in dieser Berechnung nicht mehr für ihre überdurchschnittlichen E-Auto-Anteile bestraft werden. Das Schlusslicht bildet das Saarland – jedoch hinter Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz.

Und wo am leistungsfähigsten?

Das Ladenetz ist nicht überall gleich leistungsfähig. Laut Bundesnetzagentur hat Bayern mit Stand 1. Juli 2024 die höchste Ladeleistung, die als einziges Bundesland die Marke von einem Gigawatt überschreitet. Nordrhein-Westfalen folgt mit 938 Megawatt und Baden-Württemberg mit 775 Megawatt. Diese Länder sind auch die drei bevölkerungsreichsten und haben die meisten Ladepunkte. Thüringen hat mit durchschnittlich 50,2 Kilowatt die stärksten installierten Ladepunkte. Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz folgen knapp darüber mit Werten über 49 Kilowatt. Die schwächsten Ladepunkte im Durchschnitt sind in Berlin und Bremen mit 24 und 26 Kilowatt.

Wie steht es also um die Ladeinfrastruktur?

Erneut steht die Frage im Raum: Bis 2030 sollen eigentlich 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen fahren. Diese Zahl wäre für das bestehende Netz deutlich zu hoch. Es gibt jedoch erhebliche Zweifel, ob dieses Ziel erreicht wird, da das Netz weiterhin wächst. Auch die aktuelle Situation wird unterschiedlich betrachtet. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hat kürzlich beklagt, dass die Auslastung der Ladestationen für die Betreiber zu gering sei. Der Verband gab damals einen durchschnittlichen Wert von 14,6 Prozent gleichzeitig belegter Ladestationen an.

Der VDA betont weiterhin die Notwendigkeit eines Ausbaus der Ladeinfrastruktur und kritisiert insbesondere die großen regionalen Unterschiede. Laut Angaben gibt es in rund einem Drittel der Gemeinden noch keine öffentlichen Ladepunkte, und nur jede vierte Gemeinde verfügt über mindestens einen Schnellladepunkt. Eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur ist ein entscheidender Faktor, um die Menschen zum Umstieg auf Elektromobilität zu bewegen, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. Daher muss der Ausbau vorangetrieben und politisch unterstützt werden.

dpa