Ökonomen meinen, ein Feiertag weniger könnte dem Staat Milliarden zusätzliche Einnahmen bescheren. Doch die Idee trifft nicht überall auf Zustimmung.
Ein Feiertag weniger zu Finanzierung von Milliardenschulden?
Soll ein Feiertag gestrichen werden, um die geplanten Milliardenschulden in Deutschland zu finanzieren? Der Vorschlag von Ökonomen wird seit Tagen kontrovers diskutiert. Nun hat das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW/Köln) berechnet, dass ein zusätzlicher Arbeitstag bis zu 8,6 Milliarden Euro mehr Wirtschaftswachstum bringen könnte.
Der Effekt wäre jedoch nicht in allen Branchen gleich groß, wie IW-Forscher Christoph Schröder erklärt: „In manchen Berufen sind die Kapazitäten nicht immer voll ausgelastet. In der Bauwirtschaft zum Beispiel macht es einen großen Unterschied, ob ein Feiertag im Sommer oder im Winter liegt, denn bei Eis und Schnee stehen Kräne ohnehin still.“
«Streichung eines Feiertages als Symbol genau richtig»
In letzter Zeit gab es wiederholt Vorschläge von Ökonomen, einen Feiertag zu streichen, um die Milliardenpakete für Verteidigung, Infrastruktur und Klimaschutz zu finanzieren, die die Union und SPD zusammen mit den Grünen ausgehandelt haben und die mittlerweile vom Bundestag gebilligt wurden.
«Die Streichung eines Feiertages fände ich als Symbol genau richtig», antwortete die Chefin der «Wirtschaftsweisen», Monika Schnitzer, vergangene Woche dem «Spiegel» auf die Frage, ob Deutschland dem dänischen Beispiel folgen soll, auf diese Weise höhere Verteidigungsausgaben zu stemmen.
Bereits Anfang März hatte der Präsident des Münchener Ifo-Instituts, Clemens Fuest, für die Streichung eines Feiertages plädiert, um «das Arbeitsangebot der Menschen zu steigern»: «Stattdessen gibt es Forderungen nach mehr Urlaubstagen und kürzeren Arbeitszeiten. Das wäre jetzt der falsche Weg, wenn man Inflation vermeiden und Wachstum fördern will», sagte Fuest der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung».
DGB: Erholung an Feiertagen fördert Produktivität
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hält den Vorschlag, einen Feiertag abzuschaffen, um mehr Einnahmen für den Staat zu generieren, für absurd: «Ein gestrichener Feiertag für die Beschäftigten wird die Wirtschaft nicht entfesseln», schrieb DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel auf der Plattform X.
Feiertage seien «kein Luxus, sondern wichtiger Bestandteil unserer Arbeitskultur; sie tragen zur Erholung der Beschäftigten und damit auch zur Produktivität bei», argumentierte Piel. Beschäftigte leisteten ihren Anteil zum Wirtschaftswachstum oft über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus – das zeige die hohe Anzahl an vielfach unbezahlten Überstunden.
IW hält Umsetzung für schwierig
IW-Forscher Schröder schätzt ein, dass es schwierig wäre, den Vorschlag umzusetzen: Die Feiertagsregelungen in den Bundesländern sind unterschiedlich. Eine weitere Herausforderung wäre, dass jedes Bundesland aufgrund der föderalen Strukturen Deutschlands einzeln über eine Streichung entscheiden müsste.
In allen 16 Bundesländern sind neun Feiertage einheitlich geregelt: Neujahrstag, Karfreitag, Ostermontag, Christi Himmelfahrt, Pfingstmontag, 1. Mai, Tag der Deutschen Einheit, erster und zweiter Weihnachtsfeiertag.
Feiertage liegen für Beschäftigte 2025 günstig
Laut Berechnungen des Statistischen Bundesamtes müssen die Beschäftigten in Deutschland im laufenden Jahr aufgrund seltenerer Feiertage und Festtage, die auf Wochenenden fallen, etwas weniger arbeiten. Der bundesweite Durchschnitt beträgt daher 248,1 Arbeitstage – 0,7 Tage weniger als 2024 und der niedrigste Wert seit 2019 (247,8 Arbeitstage).
Laut den Statistikern hat die geringere Jahresarbeitszeit Auswirkungen auf die Wirtschaftsleistung: „Ein Arbeitstag weniger bedeutet einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,1 Prozent.“