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Ein Jahr nach der Insolvenz: Ist Galeria zurück auf Kurs?

Der Neustart bei Galeria ist noch nicht abgeschlossen. Zwölf Monate nach Ende des Insolvenzverfahrens äußert sich das Unternehmen zur eigenen Lage – und zu möglichen weiteren Filialschließungen.

An einigen Galeria-Filialen, wie hier in Würzburg, hängt noch ein Kaufhof-Schriftzug.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Es ist ein Jahr her, dass ein bekannter und traditionsreicher Name im deutschen Handel einen Neuanfang wagte. Ende Juli 2024 wurde das Insolvenzverfahren der Warenhauskette Galeria abgeschlossen. Kurz darauf übernahmen neue Eigentümer die Leitung. Ist Galeria mittlerweile wieder auf Erfolgskurs?

Mit der aktuellen Entwicklung zeigt sich das Unternehmen zufrieden. «Galeria hat 83 Filialen, die profitabel laufen. Das ist ein großer Erfolg», sagt eine Sprecherin. Auf die Frage, ob in absehbarer Zeit erneut eine finanzielle Schieflage drohe, antwortet sie: «Galeria steht auf einem stabilen bilanziellen Fundament, vor diesem Hintergrund sehen wir weiterhin positiv in die Zukunft.» Weitere Filialschließungen seien derzeit nicht geplant. 

Im Jahr 2024 musste Galeria zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren Insolvenz anmelden. Neun Warenhäuser wurden im Zuge des Verfahrens geschlossen. Seit einem Jahr gehört die Kette der US-Investmentgesellschaft NRDC und einer Beteiligungsfirma des Unternehmers Bernd Beetz.

«Wir performen besser als viele Mitbewerber»

Beetz kündigte im Januar im «Handelsblatt» an, den Umsatz im laufenden Geschäftsjahr auf knapp 2,5 Milliarden Euro steigern zu wollen. Inzwischen heißt es, diese Zahl sei «eine mittelfristige Vision», die in zwei bis fünf Jahren erreicht werden soll. Die Ergebnisse lägen «über den Erwartungen» und sollen noch deutlich steigen. Konkrete Zahlen nennt Galeria auf Nachfrage nicht. 

Einzelhändler leiden nach wie vor darunter, dass viele Kunden beim Einkaufen spürbar zurückhaltend sind. Der Handelsverband Deutschland prognostiziert, dass der stationäre Handel im Jahr 2025 inflationsbereinigt kaum mehr umsetzen wird als im Vorjahr.

«Wir performen besser als viele Mitbewerber», sagt die Galeria-Sprecherin. Angesichts der Konsumflaute sei das bemerkenswert. Zu einem «Handelsblatt»-Bericht, wonach Umsatz und Gewinn im Mai und Juni im Vergleich zum Vorjahr deutlich eingebrochen seien, äußert sich Galeria nicht.

Kooperationen sollen junge Kunden anlocken

Im Frühjahr erlitt der Neustart der Warenhauskette einen Rückschlag: Vorstandschef Olivier Van den Bossche, der ihn maßgeblich gestalten sollte, musste gehen. Seine Führung sei während der Insolvenz und Restrukturierung «entscheidend für die positive Entwicklung des Unternehmens» gewesen, teilte Galeria damals mit. Ein Grund für die Trennung wurde nicht genannt. Nun haben Tilo Hellenbock und Christian Sailer das Sagen.

Der Neustart ist jedoch noch nicht abgeschlossen. Der Umzug des Unternehmenssitzes von Essen nach Düsseldorf soll erst im Laufe des Jahres abgeschlossen sein. Zuletzt hatte Galeria bekannt gegeben, dass der Sportartikelhändler Decathlon und der Lebensmitteldiscounter Lidl in einige Filialen einziehen würden. Weitere Kooperationen sind geplant. Mit Marken wie Snocks und Copenhagen Studios erhofft man sich, mehr junge Kunden anzulocken.

Die Vergangenheit der Kette ist noch an vielen Orten sichtbar. In Würzburg, Köln oder Potsdam hängen an zahlreichen Filialen immer noch die alten Karstadt- oder Kaufhof-Schilder an den Fassaden – obwohl die Marken vor einem Jahr aus dem Firmennamen entfernt wurden.

Experte: «Die Luft ist weiterhin dünn»

Galeria meldet Fortschritte bei der Modernisierung seiner Warenhäuser. Seit dem vergangenen Sommer wurden bereits 20 von ihnen umgebaut, vier weitere sollen 2025 noch folgen. In Zukunft sollen jährlich fünf bis zehn Standorte modernisiert werden. Galeria verrät nicht, wie viel und in welche Häuser investiert wurde.

Für Carsten Kortum, Handelsexperte an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, reicht das nicht. «Der Investitionsstau wäre erst nach zehn Jahren aufgelöst, dann wären die ersten umgebauten Geschäfte aus 2024 schon fast wieder dran», sagt er. In vielen Häusern fehlten attraktive Bedingungen für Kundschaft und Beschäftigte. Der Handelsexperte schätzt den Investitionsbedarf auf 20 Millionen Euro pro Filiale. «Die Luft ist weiterhin dünn und die Investoren versuchen wie in der Vergangenheit aus dem Unternehmen eher Geld herauszuziehen.»

Eine im Februar veröffentlichte Studie des Nürnberger Instituts für Marktentscheidungen gibt etwas Hoffnung: An der repräsentativen Umfrage nahmen rund 2.000 Menschen zwischen 16 und 69 Jahren teil. Laut der Studie gehören Warenhäuser für 81 Prozent von ihnen zu einer Innenstadt dazu, fast die Hälfte hält sie für unverzichtbar. Besonders junge Menschen kaufen dort anscheinend häufig ein. Die Studienautoren sind der Ansicht, dass das Potenzial vorhanden ist, vorausgesetzt, die Menschen bleiben den Warenhäusern treu.

dpa