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Boom der Balkonkraftwerke in Deutschland

Kleinanlagen verdoppeln sich innerhalb eines Jahres auf eine Million – Trend zur solaren Energiewende setzt sich fort.

Balkonkraftwerke boomen - inzwischen gibt es eine Million der kleinen Solaranlagen.
Foto: Martin Schutt/dpa

Es gibt rund eine Million Balkonkraftwerke in Deutschland. Ihre Zahl hat sich damit binnen eines Jahres etwa verdoppelt, wie aus Zahlen des Marktstammdatenregisters und Schätzungen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) hervorgeht. «Wir gehen davon aus, dass das einmillionste Steckersolargerät bereits in Betrieb ist, weil noch Nachmeldungen bei der Bundesnetzagentur ausstehen», sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. 

Balkonkraftwerke – offiziell als Steckersolargeräte bekannt – sind kleine Solaranlagen, die oft an Balkonen angebracht sind, aber nicht immer. Die maximale Leistung beträgt 800 Watt. Bei Sonnenschein wird der erzeugte Strom über eine Steckdose ins Hausnetz eingespeist, wodurch der Besitzer weniger Strom vom Versorger beziehen muss.

Der finanzielle Ertrag der Anlage ist diese Ersparnis. Wenn sie mehr erzeugt, als man verbraucht, wird der Überschuss kostenlos ins Netz eingespeist. Nach BSW gelten Geräte mit eigenem Stromspeicher nicht als Steckersolargeräte, für sie gelten etwas andere Regeln.

Zahlen und Aussichten

Das Marktstammdatenregister zeigte – Stand Dienstag – 975.583 Anlagen in Betrieb. Etwa 20.000 weitere sind vorübergehend oder endgültig stillgelegt. Die Zahlen des Registers entsprechen typischerweise nicht genau der tatsächlichen Anzahl der Balkonkraftwerke. Dies wird auch von der Bundesnetzagentur bestätigt.

Der Grund dafür ist zum einen die einmonatige Nachmeldefrist, zum anderen werden einige Anlagen trotz Verpflichtung einfach nie angemeldet. Die halbe Million wurde Anfang Juni 2024 überschritten, also vor genau einem Jahr.

Laut BSW ist kein Ende des Wachstums in Sicht. Ein relevanter Teil der Bevölkerung kann sich vorstellen, eine solche Anlage einzurichten.

Auch Regelungen der alten Bundesregierung haben dazu beigetragen. In den letzten Jahren haben sie die Nutzung von Balkonkraftwerken deutlich erleichtert, unter anderem durch eine Erlaubnispflicht seitens Vermieter und Wohnungseigentümer. Der Auslöser für den Boom der Anlagen waren die hohen Strompreise nach Beginn des Ukraine-Krieges.

Hoffnung auf die Innenstädte

«Nachdem Solardächer in Eigenheimsiedlungen längst Standard sind, wird der Solarboom auf Balkonien nun zunehmend auch das Bild der Innenstädte prägen», sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Körnig. «Immer breitere Bevölkerungsschichten profitieren von der solaren Energiewende.» Die Investition amortisiere sich – je nach Kosten, Standort und eigenem Stromverbrauch – in der Regel schon nach wenigen Jahren. Dazu trägt auch bei, dass die Preise in den vergangenen Jahren deutlich gesunken sind.

Balkonkraftwerke sind für die Energiewende vor allem wichtig, da sie es den Menschen ermöglichen, direkt daran teilzunehmen und davon zu profitieren. Ihr Anteil an der bundesweiten Stromerzeugung ist eher gering. Zusammen haben die derzeit registrierten Anlagen eine maximale installierte Leistung von etwa 0,9 Gigawatt. Alle Solaranlagen in Deutschland – also einschließlich Dächern, Freiflächen und ähnlichem – ergeben mehr als das Hundertfache.

Die meisten gibt es in NRW und Bayern

Die meisten Balkonkraftwerke in Deutschland sind mit 194.077 in Nordrhein-Westfalen in Betrieb. Bayern folgt mit 148.284 Eintragungen im Marktstammdatenregister. Es ist anzunehmen, dass die tatsächlichen Zahlen etwas höher liegen, zum Beispiel hat NRW wahrscheinlich bereits die Grenze von 200.000 überschritten. Im Kampf um den dritten Platz hat Niedersachsen mit 127.879 eingetragenen Anlagen derzeit knapp die Nase vor Baden-Württemberg mit 127.665.

Hinter Hessen folgt Rheinland-Pfalz mit 58.085, Sachsen mit 54.415, Schleswig-Holstein mit 41.106 und Brandenburg mit 34.157 Anlagen. In Sachsen-Anhalt sind es 26.576, in Thüringen 25.706 und in Mecklenburg-Vorpommern 20.838. Berlin hat 18.445, gefolgt vom Saarland mit 12.130. Die geringste Anzahl an Anlagen findet man in Hamburg mit 7.202 und Bremen mit 5.118. Die Dichte ist besonders in Stadtstaaten niedriger – unter anderem, weil weniger Menschen geeignete Installationsorte haben.

dpa