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Zunehmende Nachfrage nach Kleinkrediten in Deutschland

Kleinkredite unter 1.000 Euro werden immer beliebter, besonders bei mittleren Altersgruppen. Die Schufa verzeichnet einen Anstieg um 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auskunftei beobachtet Trend zu Kleinkrediten (Foto Archiv)
Foto: Andreas Arnold/dpa

Für Anschaffungen auf Pump greifen immer mehr Menschen in Deutschland auf Kleinkredite zurück. «Buy-Now-Pay-Later-Angebote werden immer stärker nachgefragt», sagt Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. Die Auskunftei hat in ihrem «Risiko- und Kreditkompass» aktuelle Daten zum Thema Ratenkredite zusammengetragen. 

Heute kaufen, morgen bezahlen – das ist für Verbraucherinnen und Verbraucher verlockend, zumal die Finanzierung oft zum Nulltarif angepriesen wird. «Der Trend ist in der Mitte der Bevölkerung angekommen und gilt längst nicht mehr nur für junge Menschen», ordnet Schröder ein.

Trend zu Krediten unter 1.000 Euro

Laut den neuesten Daten der Schufa ist fast jeder zweite neu abgeschlossene Ratenkredit jetzt ein Kleinkredit unter 1.000 Euro. Im Jahr 2023 verzeichnete die Auskunftei mit Sitz in Wiesbaden in dieser Kategorie 4,35 Millionen neue Verträge. Dies entspricht einem Anstieg von etwa 14 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Bislang waren Kleinkredite laut Schufa-Beobachtungen vor allem bei jüngeren Menschen beliebt. Mittlerweile hat die Nachfrage nach solchen Finanzierungen, insbesondere im Online-Handel, in den mittleren Altersgruppen zugenommen: Bei den 35- bis 39-Jährigen, den 40- bis 44-Jährigen sowie den 45- bis 49-Jährigen ist die Anzahl der laufenden Ratenkredite unter 1.000 Euro im Vergleich zum Vorjahr jeweils um etwa 30 Prozent gestiegen.

Rückgang bei größeren Finanzierungen

Im Gegensatz dazu verzeichnet die Schufa bei Krediten über 1.000 Euro einen entgegengesetzten Trend: etwa 4,84 Millionen neue Verträge in dieser Kategorie sind ungefähr acht Prozent weniger als im Vorjahr. Viele Verbraucher haben aufgrund der in der Zwischenzeit stark gestiegenen Preise größere Anschaffungen zurückgehalten. Darüber hinaus sind Ratenkredite aufgrund der Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Jahr 2023 deutlich teurer geworden.

Insgesamt stieg die Anzahl der neu abgeschlossenen Ratenkreditverträge in Deutschland von 2022 auf 2023 minimal um knapp ein Prozent auf fast 9,2 Millionen. Zusammen mit den noch laufenden Verträgen hatten Banken zum Zeitpunkt der Erhebung also gut 19 Millionen Ratenkredite an Verbraucherinnen und Verbraucher vergeben.

Menschen in Deutschland sind gute Schuldner – noch

In den meisten Fällen werden Ratenkredite ordnungsgemäß bedient: Laut Schufa zahlen Verbraucher das Geld in 98,1 Prozent der Fälle zuverlässig zurück. Innerhalb eines Jahres sei der Anteil der Verträge, bei denen es Probleme mit der Rückzahlung gab, von 2,1 Prozent auf 1,9 Prozent gesunken.

«Trotz aller Krisen in den vergangenen Jahren: Das Kreditsystem in Deutschland ist stabil», bilanziert Schufa-Vorstandmitglied Schröder. Allerdings sei die Zahl derjenigen gestiegen, die erstmals Probleme mit der Tilgung hatten. «Das ist keine gute Entwicklung», warnt Schröder.

Warnung vor Überschuldung

Verbraucherschützer warnen regelmäßig vor Überschuldung, weil gerade im Online-Handel schnell per Mausklick auf Pump eingekauft werden kann. Dies könne dazu verlocken, mehr zu bestellen, als man sich eigentlich leisten kann. «Zinsen können außerdem dafür sorgen, dass Sie deutlich mehr für einen Artikel bezahlen als bei sofortiger Zahlung», schreibt die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen und rät in Sachen «Buy Now – Pay Later» (Kaufe jetzt, zahle später): «Nutzen Sie die Funktion (…) am besten nur in Ausnahmefällen.»

Mehr Schutz bei Minikrediten

In Deutschland muss man in der Regel eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen, um einen Kredit aufzunehmen. Oft gehört dazu eine Bonitätsauskunft von einer Auskunftei wie der Schufa. Diese Prüfung soll Banken und Sparkassen zeigen, wie groß das Risiko ist, dass ein Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlt. Kleinkredite bis 200 Euro sind bisher von dieser Prüfung ausgenommen – noch.

Denn am 30. Oktober 2023 trat eine EU-Verbraucherkreditrichtlinie in Kraft, die vorsieht, dass auch bei der Vergabe solcher Kredite eine Prüfung voranzustellen ist. Personen, die sich Geld bei der Bank leihen, sollen zukünftig klarer darüber informiert werden, was dies kostet. Das Ziel ist es, insbesondere Haushalte mit niedrigem Einkommen vor übermäßigen Schulden zu schützen. Bis zum 20. November 2025 müssen die EU-Mitgliedstaaten die Vorgaben in nationales Recht umsetzen.

dpa