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Ende der Billig-Vorwahlen: Was nun?

Die Ära der Call-by-Call-Vorwahlen geht zu Ende. Flatrates und Internetdienste machen sie überflüssig, aber es gibt Alternativen für günstige Auslandsgespräche.

ILLUSTRATION - Eine Frau hölt ein Festnetz-Telefon in ihrer Hand.
Foto: Bernd Weissbrod/dpa

Die “Billig-Vorwahlen für Telefonate, die Call-by-Call genannt werden, sind Geschichte. Ein entsprechendes Marktmodell läuft zum Jahreswechsel aus”, teilten die Deutsche Telekom und der Verband der Telekom-Wettbewerber VATM auf Anfrage mit. Es handelte sich um Anrufe von einem Festnetz-Telefon aus, Anrufe vom Handy waren nicht betroffen.

Die Nachfrage nach den Sparvorwahlen war zuletzt nur noch gering: Laut Bundesnetzagentur entfielen im Jahr 2023 1,6 Prozent der Telefonminuten in Deutschland auf Call-by-Call, 2013 waren es noch 4,2 Prozent. In den Nullerjahren war der Anteil noch höher gewesen. Der Grund für den Wandel: Flatrate-Tarife und Anrufe über Internet-Dienste ermöglichen schon seit langem Gespräche ohne Aufpreis, daher sind die Billig-Vorwahlen in den meisten Fällen nicht mehr nötig.

Beginn von Call-by-Call Ende der 90er

Zur Jahrtausendwende war die Situation noch anders – zu dieser Zeit war Call-by-Call ein Massengeschäft, da es eine preiswerte Alternative zu den vergleichsweise teuren Telefontarifen der Deutschen Telekom darstellte, deren Monopol im Jahr 1998 endete und somit Call-by-Call ermöglichte. Die Telekom war gezwungen, ihr Netz für private Anbieter zu öffnen, Unternehmen wie 01051 Telecom, 01050 com, Talkline und Tele2 machten davon Gebrauch und boten kostengünstige Minutenpreise für Ferngespräche und Auslandsgespräche an. Laut VATM waren sie um bis zu 90 Prozent günstiger als normale Telefonate über die Telekom.

Rund um den Jahrtausendwechsel und in den Nullerjahren wurden die Billig-Vorwahlen in vielen Haushalten gewissermaßen zum Standard: Eltern ermahnten ihre Kinder, doch bitte «mit Vorwahl» – also Call-by-Call – zu telefonieren, um die Telefonrechnung in Grenzen zu halten. Aus Zeitungen ausgeschnittene Zettelchen, auf denen die besten Vorwahlen samt Minutenpreisen standen, hingen in manchen Haushalten als Erinnerungshilfe direkt neben dem Festnetz-Telefon. Mit den Jahren vergilbten die Zettelchen und wurden schließlich abgerissen: Sie waren nicht mehr wichtig.

Internetdienste als Alternativen

Zum einen lag dies daran, dass Inlandstarife immer häufiger Telefon-Flatrates ohne Minutenpreise enthielten. Wer oft ins Ausland telefonierte, konnte gegen einen Aufpreis eine Flatrate-Option für ein Land oder eine Gruppe von Ländern erhalten – dadurch entfiel auch der Minutenpreis, wodurch die Verwendung einer Billigvorwahl nicht mehr erforderlich war. Zudem ermöglichten Dienste wie Facetime, Whatsapp, Signal oder Threema kostenlose Gespräche über das Internet.

Im Jahr 2020 endete die Regulierung des Call-by-Call-Nischenmarktes durch die Bundesnetzagentur. Anschließend schlossen der VATM und die Telekom eine Vereinbarung zur Fortführung des Marktmodells ab, die nun ausläuft.

«Die Call-by-Call-Vorwahlen waren sehr lange für Bürgerinnen und Bürger gerade mit niedrigem Budget oder ohne Internetanbindung wichtig, um den Kontakt zu Familie und Freunden pflegen zu können», sagt VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer. «Gerade auch für ältere Menschen, die keine digitalen Dienste nutzen können oder wollen, und für Menschen mit Migrationshintergrund, die in ihre Heimat telefonieren möchten, bildeten die preiswerten Call-by-Call-Tarife eine sehr wichtige Alternative.»

Es entstehe nun zwar «eine Lücke gerade für günstige Auslandsanrufe», heißt es vom VATM. Es gebe aber Messenger-Internetanrufe sowie Auslandsflatrates. «Verbraucherinnen und Verbraucher sollten proaktiv auf ihre Anbieter zugehen und sich direkt nach Auslandsflatrates sowie nach Tarifen erkundigen, die günstige Auslandstelefonie ermöglichen. Viele Anbieter haben spezielle Angebote, die auf internationale Anrufe zugeschnitten sind.»

Andere Sparvorwahlen gibt es weiter

Auch nach dem Ende von Call-by-Call wird es weiterhin Sparvorwahlen geben. Diese beziehen sich auf Callthrough-Nummern, die jedoch auf eine andere Weise funktionieren. Es ist möglich, sie sowohl vom Festnetz als auch vom Handy aus zu wählen, aber es gibt einen Haken: Laut Verivox wird jeder Anruf abgerechnet, auch wenn das Gespräch nicht zustande kommt, zum Beispiel wenn der Angerufene nicht abnimmt oder besetzt ist. Darüber hinaus betont Verivox, dass Tarifansagen bei Callthrough-Diensten freiwillig sind.

dpa