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Boom bei Ratenkrediten: Schufa zählt erstmals über zehn Millionen Neuverträge

Verbraucher locken «Buy Now – Pay Later»-Angebote ins Online-Shopping, besonders bei Kleinkrediten unter 1.000 Euro.

Viele Menschen finanzieren Anschaffungen per Kredit. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Der Kauf auf Kredit boomt: Zum ersten Mal verzeichnet die Schufa mehr als zehn Millionen neu abgeschlossene Ratenkredite innerhalb eines Jahres. Die Marke wurde im letzten Jahr um fast 17.100 Verträge überschritten. Der kontinuierliche Anstieg in den letzten Jahren ist vor allem auf das starke Wachstum bei Kleinkrediten unter 1.000 Euro zurückzuführen, so die Auskunftei aus Wiesbaden bei der Einordnung der Zahlen für 2024: Mittlerweile fällt jeder zweite Ratenkredit in diese Kategorie.

Kaufe jetzt, bezahle später («Buy Now – Pay Later»)- solche Angebote locken Verbraucherinnen und Verbraucher insbesondere im Online-Handel, wo schnell per Mausklick eingekauft werden kann.

Fast die Hälfte neuer Ratenkredite unter 1.000 Euro 

Bei Kleinkrediten unter 1.000 Euro gab es im Vergleich zum Vorjahr einen erneuten Anstieg um etwa 14,6 Prozent auf rund 4,99 Millionen neue Verträge, wie die Schufa berichtet. Im Jahr 2020 waren etwa 20,4 Prozent der neu abgeschlossenen Ratenkredite Kleinkredite, während ihr Anteil im letzten Jahr bei 49,8 Prozent lag.

Die Anzahl der neu aufgenommenen Ratenkredite über 1.000 Euro stieg im Vergleich zum Jahr 2023 um etwa vier Prozent auf insgesamt gut 5,03 Millionen Verträge. Zu diesem Zeitpunkt hatten Banken zusammen mit bereits laufenden Verträgen basierend auf Schufa-Daten knapp 19,6 Millionen Ratenkredite an Verbraucher vergeben – dies entspricht einer Steigerung von gut 574.000 im Vergleich zum Vorjahr.

Vor allem Personen im mittleren Alter haben zunehmend mehr laufende Ratenkredite. In der Altersgruppe der 35- bis 44-Jährigen stieg die Anzahl von knapp 4,1 Millionen im Jahr 2020 auf 5,2 Millionen im letzten Jahr. Auch bei jungen Menschen im Alter von 18 bis 34 Jahren gab es einen Anstieg, wenn auch weniger ausgeprägt.

Drohende Überschuldung durch Trend zu «Buy-Now-Pay-Later»

Verbraucherschützer warnen regelmäßig davor, dass Verbraucher ihre Finanzkraft überschätzen und mehr auf Pump kaufen, als sie sich leisten können – zumal wenn die Finanzierung zum Nulltarif angepriesen wird.

«Dieser starke Anstieg der laufenden Kleinkredite unterstreicht das potenzielle Überschuldungsrisiko durch zu viele Kleinkredite wie etwa von Buy-Now-Pay-Later», sagt Schufa-Vorstandsmitglied Ole Schröder. «Verbraucher verlieren leichter den Überblick über die monatlichen Raten und damit die Gesamtschuldenlast.»

Dennoch werden Ratenkredite hauptsächlich vertragsgemäß zurückgezahlt. Wie bei der Schufa-Analyse im Vorjahr zahlten Verbraucher in 98,1 Prozent der Fälle das Geld zuverlässig zurück. Der Anteil der Verträge mit Rückzahlungsproblemen blieb laut Schufa-Berechnungen im Jahr 2024 unverändert bei 1,9 Prozent.

EU verlangt mehr Schutz bei Minikrediten

In Deutschland muss man normalerweise eine Kreditwürdigkeitsprüfung durchlaufen, um einen Kredit aufzunehmen. Ein Teil davon ist oft eine Bonitätsauskunft einer Auskunftei – wie beispielsweise der Schufa. Die Prüfung soll Banken und Sparkassen zeigen, wie hoch das Risiko ist, dass ein Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlt. Bisher sind Kleinkredite bis 200 Euro von dieser Prüfung ausgenommen – noch.

Am 30. Oktober 2023 trat eine EU-Verbraucherkreditrichtlinie in Kraft, die vorsieht, dass bei der Vergabe solcher Kredite eine Prüfung voranzustellen ist. Wer sich Geld bei der Bank leiht, soll künftig klarer darüber informiert werden, was dies kostet. Das Ziel ist es, insbesondere Haushalte mit niedrigem Einkommen vor übermäßiger Verschuldung zu schützen. Bis zum 20. November 2025 müssen die EU-Mitgliedstaaten die Vorgaben in nationales Recht umsetzen. Das Bundesjustizministerium hat im Juni 2025 einen entsprechenden Referentenentwurf vorgelegt.

dpa