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Halbe der Beschäftigten in Deutschland unter Tarifvertrag,Statistik zeigt deutliche Unterschiede je nach Branche und Bundesland.

Mehr Tarifbindung gefordert für bessere Arbeitsbedingungen und gerechtere Bezahlung laut WSI-Studie.

Tarifliche Bindung konstant bei 49 Prozent (Symbolbild)
Foto: Gregor Fischer/dpa

Fast die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland ist in einem Unternehmen tätig, das von einem Branchen- oder Firmentarifvertrag regiert wird. Laut dem Statistischen Bundesamt blieb die Tarifbindung im Jahr 2024 mit 49 Prozent aller Beschäftigten in tarifgebundenen Betrieben im Vergleich zu den Vorjahren konstant.

Früher war die Quote jedoch deutlich höher: Laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung wurden bis Mitte der 1990er Jahre etwa 85 Prozent aller Beschäftigten gemäß einem Tarifvertrag bezahlt, der von Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden ausgehandelt wurde.

Tarifbindung in einigen Branchen deutlich unterdurchschnittlich

Je nach Sektor gibt es in der aktuellen amtlichen Statistik deutliche Unterschiede: Die höchsten Tarifbindungsquoten werden erneut von den Statistikern in Wiesbaden mit 100 Prozent im Öffentlichen Dienst, Verteidigung und Sozialversicherungen festgestellt. Der Wert ist ebenfalls überdurchschnittlich in der Energieversorgung (84 Prozent), im Erziehungsbereich (80 Prozent) sowie in Finanz- und Versicherungsdienstleistungen (72 Prozent).

Im Jahr 2024 hatte der Wirtschaftsbereich mit der niedrigsten Tarifbindung Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei (11 Prozent). Ebenso niedrige Quoten gab es in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung (20 Prozent), Grundstücks- und Wohnungswesen (22 Prozent) sowie im Gastgewerbe (23 Prozent).

Laut Statistik hatte Bremen im vergangenen Jahr mit 56 Prozent die höchste Tarifbindung aller Bundesländer. Sachsen hingegen wies mit 42 Prozent die geringste Tarifbindung auf.

«Schlechtere Arbeitsbedingungen ohne Tarifvertrag»

Dass in vielen Dienstleistungsbranchen wie Handel oder Gastgewerbe nur noch eine Minderheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer von einem Tarifvertrag profitieren, sieht WSI-Tarifexperte Thorsten Schulten mit Sorge: «Ohne Tarifverträge verdienen die Beschäftigten deutlich weniger, arbeiten erheblich länger und haben insgesamt schlechtere Arbeitsbedingungen.» 

Eine im April 2024 veröffentlichte WSI-Studie zeigte, dass Vollzeitbeschäftigte in tariflosen Betrieben im Durchschnitt 53 Minuten länger arbeiten und dennoch etwa 10 Prozent weniger verdienen als Beschäftigte in tarifgebundenen Betrieben. WSI-Forscher Schulten fordert von einer zukünftigen Bundesregierung gesetzliche Regelungen für mehr Tarifbindung.

dpa