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Nordseefischer müssen 2025 weniger Hering und Dorsch fangen

Die erlaubten Fangmengen für Hering sinken um 27% auf 35.600 Tonnen, Dorsch um 22% auf 1.700 Tonnen. Makrelenmenge sinkt um 32%.

Die EU-Kommission erarbeitet jedes Jahr auf Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen Fangmengen. Das letzte Wort haben aber die EU-Fischereiminister.
Foto: Frank Molter/dpa

Deutsche Nordseefischer dürfen im Jahr 2025 nicht so viel Hering und Dorsch an Land bringen wie noch in diesem Jahr. Die für die Fischerei zuständigen EU-Minister haben sich in der Nacht auf die erlaubten Fangmengen für die Nordsee und den Nordostatlantik geeinigt. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums sinkt die erlaubte Fangmenge beim Hering um 27 Prozent auf rund 35.600 Tonnen und beim Dorsch um 22 Prozent auf gut 1.700 Tonnen.

Laut den Angaben gibt es auch eine deutliche Senkung der erlaubten Fangmenge bei Makrelen in den westlichen Gewässern des Nordostatlantiks. Im nächsten Jahr dürfen deutsche Fischer noch 9.600 Tonnen fischen, was einem Minus von 32 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Im Gegensatz dazu gibt es ein Plus von 11 Prozent bei Schollen und Seelachs in der Nordsee, sodass mehr als 6.000 Tonnen Scholle und 6.666 Tonnen Seelachs gefangen werden dürfen.

 Viele Bestände in schlechtem Zustand

Der Grund für die Beschränkungen liegt darin, dass viele Bestände in den europäischen Meeren in einem schlechten Zustand sind. Überfischung, Klimawandel und andere Faktoren beeinträchtigen die Tiere.

Die EU-Kommission erstellt jährlich Fangmengen auf der Grundlage wissenschaftlicher Empfehlungen, um sicherzustellen, dass die Bestände nicht übermäßig belastet werden. Die EU-Fischereiminister haben jedoch das letzte Wort, wenn es um Bestände geht, die ausschließlich von EU-Staaten befischt werden. Die Fangmengen in anderen Meeresgebieten müssen mit Drittländern wie Großbritannien oder Norwegen verhandelt werden.

«Stabilität gibt es für die Schutzmaßnahmen beim Aal – die bereits im laufenden Jahr geltenden Regelungen werden fortgeführt», teilte das Landwirtschaftsministerium mit. Nach Angaben der EU-Staaten gehört dazu etwa eine sechsmonatige Schonzeit, bei der es aber Ausnahmen gibt. 

Kritik von Umweltschützern

Franziska Saalmann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte: «Die Überfischung in der Nordsee geht auch 2025 nahezu ungebremst weiter.» Zudem sagte sie, es gebe ein einmonatiges Schlupfloch für die Fischerei auf den Aal und die geringeren Fangmengen beim Dorsch reichten nicht aus. Fischereiminister Cem Özdemir (Grüne) habe die Chance für eine Kursänderung verstreichen lassen. Ähnlich äußerte sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). 

Silvia Bender, Staatssekretärin im Landwirtschaftsministerium, teilte mit: «Die Verhandlungsergebnisse beruhen ganz überwiegend auf den wissenschaftlichen Empfehlungen, die nachhaltige Bestandsbewirtschaftung in der Nordsee wird dadurch fortgesetzt.» Sie betonte jedoch, dass auch das Ministerium die Dorschfangmenge als zu hoch einstufe. 

Aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind die Fangmengen für Nordseehering ebenfalls zu hoch. «Die nun beschlossenen Quoten für den Nordseehering ignorieren die Auswirkungen auf die Gesamtpopulation des Herings in Nord- und Ostsee und gefährden somit die Erholung beider Bestände», sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH.

dpa