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Unsichere Zeiten für europäische Firmen in China

Die Isolierung vom Rest der internationalen Tätigkeiten wird zur Strategie, um chinesische Vorgaben zu umgehen.

Laut der EU-Handelskammer-Präsiden Jens Eskelund isolieren europäische Firmen in China ihr Geschäft vom Rest der Welt. (Archivbild)
Foto: Johannes Neudecker/dpa

Trump, Zölle, Sanktionen: Für europäische Firmen in China sind nach Einschätzung der Handelskammer der EU die Aussichten so unklar wie lange nicht. «Es ist wahrlich einmalig, dass wir uns in einer Lage befinden, in der so viel ein reines Ratespiel ist», sagte Kammerpräsident Jens Eskelund in Peking. Angesichts der Amtseinführung von Donald Trump als neuer US-Präsident am 20. Januar sei es unmöglich, sich eine Meinung darüber zu bilden, wie die Welt in drei Wochen aussehen werde. 

Trump hat gedroht, weitere Zölle auf chinesische Produkte zu erheben und den schwelenden Handelsstreit zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt angeheizt. Beide Länder sanktionieren regelmäßig Firmen des jeweils anderen Landes. Die USA erheben bereits hohe Zölle auf bestimmte chinesische Produkte wie E-Autos oder Solarzellen. Peking reagiert unter anderem mit Exportkontrollen für wichtige Rohstoffe.

Isolierung des China-Geschäfts

Die Spannungen im Welthandel beeinträchtigen auch europäische Unternehmen in China. Laut einem Bericht der EU-Handelskammer trennen europäische Unternehmen zunehmend ihr China-Geschäft von ihren anderen internationalen Aktivitäten, um nicht von chinesischen Vorgaben benachteiligt zu werden. Besonders betroffen ist laut Eskelund der Automobilsektor, aber auch die IT- oder Telekommunikationsbranche und der Medizinbereich.

Drei Viertel der 113 antwortenden Kammer-Mitglieder begründeten ihre Anpassung in China damit, dass sie ihre Produkte oder Dienstleistungen auf die Wünsche der Kundschaft dort einzustellen. Sie hoffen so auf einen besseren Marktzugang. Doch die Maßnahmen garantieren dies oft nicht. Zu 36 Prozent gaben die Firmen allerdings auch an, chinesische Regelungen so einzuhalten. Dazu zählt die Vorgabe Pekings, bei öffentlichen Ausschreibungen rein in China hergestellte Produkte zu bevorzugen. 24 Prozent erklärten außerdem, sich so vor geopolitischen Risiken zu schützen.

Isolierung problematisch

Ein großer Knackpunkt sind Sicherheitsbedenken chinesischer Firmen beziehungsweise Kunden, die von EU-Unternehmen kaufen. Diese wollen damit sicherstellen, dass ihre Produkte Chinas Vorgaben erfüllen und nicht Exportkontrollen von Drittstaaten zum Opfer fallen. «Das ist ein mächtiger Antrieb für europäische Firmen, in China zu lokalisieren», erklärte Eskelund. Die Firmen müssten ihren Kunden zeigen, dass sie ein chinesisches Produkt herstellten und auf eine chinesische Lieferkette setzten.

Die Isolierung lohnt sich derzeit noch für einige Firmen trotz hoher Kosten. Die EU-Kammer warnt jedoch davor, dass die Unternehmen dadurch weniger effizient und global wettbewerbsfähig werden. In Bereichen wie Forschung und Entwicklung müssen die Firmen beispielsweise doppelte Arbeit leisten, um an einem für China geeigneten Produkt zu arbeiten. Dies ist kostspielig und weniger effizient. Die Isolierung der IT-Systeme in China gemäß chinesischer Richtlinien hat ähnliche Auswirkungen, so die EU-Kammer.

dpa