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EU importiert russisches LNG im Wert von 4,5 Milliarden Euro

Für Kohle und Öl gelten weitgehende Einfuhrverbote, Moskaus Gas kommt aber weiter in der EU an. Nach Willen der EU-Kommission soll sich das in den kommenden Jahren ändern.

Für die Energieversorgung kommt weiter Flüssigerdgas aus Russland in der EU an. (Archivbild)
Foto: Marcus Brandt/dpa

Im ersten Halbjahr 2025 hat die EU Flüssigerdgas im Wert von etwa 4,48 Milliarden Euro aus Russland importiert. Dies entspricht einer Steigerung von 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie aus Daten von Eurostat hervorgeht.

Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden insgesamt Flüssigerdgas (LNG; liquefied natural gas) im Wert von etwa 26,9 Milliarden Euro importiert. Der Großteil davon – rund 13,7 Milliarden Euro – stammte aus den USA. Laut Angaben der EU-Kommission waren die Vereinigten Staaten bereits im Vorjahr mit fast 45 Prozent der Gesamteinfuhren der größte LNG-Lieferant der EU.

Warum fließt weiter Gas aus Russland in die EU?

Die EU hat bisher keine Gas-Sanktionen aufgrund von Abhängigkeiten wie bei fossilen Energieträgern wie Öl und Kohle verhängt. Gas gelangt weiterhin in die Staatengemeinschaft, sowohl in Form von Flüssigerdgas (LNG) als auch durch die Pipeline Turkstream.

Im Jahr 2024 machten Gaslieferungen aus Russland laut Angaben der EU-Kommission knapp 19 Prozent aller Importe aus. Im Jahr zuvor wurden insgesamt natürliche und verarbeitete Gas im Wert von 15,6 Milliarden Euro aus Russland importiert, wie Eurostat berichtet. Im Vergleich dazu stammten Gasimporte im Wert von 19,1 Milliarden Euro aus den USA.

Die EU-Kommission plant nun, die Einfuhr von russischem Gas in die Staatengemeinschaft komplett zu verbieten, da der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine seit Februar 2022 andauert. Ab dem Jahr 2028 soll kein Gas mehr aus Russland in die EU geliefert werden.

Was will die Behörde genau?

Gemäß einem Kommissionsvorschlag soll das Verbot für langfristige Lieferverträge ab dem 1. Januar 2028 in Kraft treten. Die Kommission plant, Gasimporte im Rahmen von kurzfristigen Verträgen bereits ab dem 17. Juni 2026 zu verbieten. Falls noch russisches Gas auf Basis neuer Verträge bezogen wird, soll dies ab dem 1. Januar 2026 nicht mehr erlaubt sein. Die Pläne basieren auf dem EU-Handels- und EU-Energierecht.

Es ist noch erforderlich, dass der Vorschlag von den EU-Ländern und dem EU-Parlament diskutiert wird. Um auf Länderebene angenommen zu werden, benötigt er die Zustimmung von mindestens 15 der 27 EU-Staaten, die insgesamt mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung ausmachen.

Sind deutsche Unternehmen betroffen?

Falls die vorgeschlagenen Einfuhrbeschränkungen der Kommission umgesetzt werden, wird auch das deutsche Energieunternehmen Sefe, das sich in Bundesbesitz befindet, betroffen sein. Gemäß einem bestehenden langfristigen Vertrag importiert es weiterhin Flüssigerdgas aus Russland in die EU. Das Unternehmen Sefe, das früher Gazprom Germania hieß, war eine Tochtergesellschaft des russischen Staatskonzerns Gazprom und wurde nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine und der Energiekrise in Deutschland verstaatlicht.

Was genau das Importverbot für Sefe bedeutet, ist noch unklar: «Eine abschließende Bewertung der Auswirkungen der Verordnung der Europäischen Kommission zum Phase-out der russischen Energieimporte ist erst möglich, wenn diese finalisiert ist», teilte das Unternehmen mit.

Hat ein solches Verbot Folgen für Verbraucher?

Nach Angaben der Kommission müssen Verbraucher sich keine großen Sorgen machen. Die Maßnahmen werden schrittweise und in Absprache mit den EU-Ländern umgesetzt, um mögliche Auswirkungen auf die Preise zu minimieren. Laut einer Analyse der Behörde könnten die verbleibenden Gasmengen ohne Risiken für die Versorgungssicherheit auslaufen. Es gibt ausreichend alternative Anbieter auf dem globalen Gasmarkt.

Der Vorschlag der Kommission enthält dennoch eine Art Sicherheitsklausel, falls die Versorgungssicherheit eines oder mehrerer Mitgliedstaaten ernsthaft gefährdet sein könnte. In solchen Fällen könnte die Kommission einem oder mehreren betroffenen EU-Ländern erlauben, die Einfuhrverbote für Gas auszusetzen.

dpa