Europäer sparen Billionen – legen sie aber nicht an. Weil das Geld für Investitionen in Verteidigung oder den Umbau der Wirtschaft dringend gebraucht wird, will die EU-Kommission nun Vereinfachungen.
EU-Kommission will Investieren für alle leichter machen
Konten zum einfacheren Investieren und weniger Hindernisse bei grenzüberschreitenden Anlagen: Die EU-Kommission will das Geldanlegen für alle einfacher machen. Damit mehr Bürgerinnen und Bürger etwa ihr Geld investieren, anstatt es auf dem Sparbuch zu lassen, will die Behörde die finanzielle Bildung stärken. Bis Ende September will sie eine Strategie auf den Weg bringen, «um die Bürger zu befähigen, zu sensibilisieren und ihre Beteiligung an den Kapitalmärkten zu erhöhen», teilte sie mit.
Zusätzlich plant die Behörde, durch neue Regeln für mehr Spar- und Anlagekonten in den EU-Ländern zu sorgen. Einige Länder haben bereits solche einfach zu bedienenden und digital zugänglichen Konten, die teilweise mit niedrigen Steuern sowie geringen bis keinen Anbieterwechselkosten verbunden sind. Die Behörde möchte, dass auch andere Länder diesen positiven Beispielen folgen.
Europäische Kapitalmärkte bislang zersplittert
Die Pläne sind Teil eines neuen Fahrplans für die Integration der europäischen Kapitalmärkte, also der Handelsplätze für Aktien und Staatsanleihen. Mit der vorgelegten Strategie für die sogenannte Spar- und Investitionsunion startet die EU-Kommission einen neuen Versuch. Seit Jahren wird in der Staatengemeinschaft daran gearbeitet – bisher jedoch ohne großen Erfolg.
Derzeit verfügt jeder EU-Mitgliedsstaat über einen eigenen Kapitalmarkt mit individuellen Regeln – beispielsweise für die Unternehmensstruktur, eigene Steuervorschriften und eigene Institutionen wie Börsen und Banken. Die EU-Kommission strebt an, dies zu ändern und damit Barrieren zu überwinden.
EU braucht Geld für Wandel der Wirtschaft und Verteidigung
Die EU strebt danach, dass eine größere Anzahl von Kleinanlegern in die hiesigen Finanzmärkte investiert, um mehr Kapital für den grünen und digitalen Wandel, Innovationen sowie für Verteidigung bereitzustellen.
Laut der Kommission sind etwa 10 Billionen Euro an Ersparnissen von EU-Bürgerinnen und Bürgern auf der Bank. Obwohl das Geld dort sicher und leicht zugänglich ist, bringt es im Vergleich zu Investitionen in Anlageprodukte wenig ein. Gleichzeitig besteht in der EU ein enormer Investitionsbedarf – Schätzungen zufolge sind bis 2030 zusätzlich bis zu 800 Milliarden Euro erforderlich.
Kommission will Verlagerung von Aufsicht auf EU-Ebene
Auch für institutionelle Anleger wie beispielsweise Versicherungen soll es nach den Plänen der Kommission einfacher werden, in Aktien zu investieren. Steuerliche Hürden für grenzüberschreitende Investitionen sollen beseitigt werden. Zudem plant die Kommission im kommenden Jahr Vorschläge für eine harmonisierte Überwachung von Börsen vorzulegen. Bestimmte Aufgaben sollen demnach von nationaler auf EU-Ebene verlagert werden. Dies ist unter den Mitgliedstaaten umstritten.