Rund die Hälfte des benötigten Kupfers importiere die EU aus Drittstaaten, kritisiert der schwedische Minenkonzern Viscaria. Und hat eine Forderung für mehr Unabhängigkeit.
Europäische Firmen fordern mehr Kupferminen in der EU

Für mehr europäische Unabhängigkeit bei wichtigen Rohstoffen wie Kupfer sind aus Sicht des schwedischen Konzerns Viscaria und des deutschen Produzenten Aurubis mehr Minen auf dem Kontinent nötig. Trotz eigener reicher Vorkommen importiere Europa rund die Hälfte des benötigten Kupfers aus Drittstaaten, vor allem aus Lateinamerika, sagte Viscaria-Chef Jörgen Olsson der Deutschen Presse-Agentur. «Das sind 12.000 Kilometer mit dem Schiff mit einer riesigen Menge an CO2-Emissionen.»
Olsson sagte, dass die Kosten für Minenprojekte in Europa derzeit zu hoch seien. Zudem gebe es zu viele Vorbehalte, insbesondere im Hinblick auf den Umweltschutz. Diese Umstände müssten sich ändern, um mehr Kupfer in Europa fördern zu können. Er hob die eigenen hohen Sozial- und Umweltstandards bei der Förderung hervor und wies auf das gut ausgebaute Wasserstoffnetz in Schweden hin. Die benötigte Energie der Anlage werde nahezu vollständig mit Wasserstoff bereitgestellt.
Reaktivierung einer Kupfermine in Nordschweden
Derzeit plant Viscaria, eine ehemals stillgelegte Kupfermine in Nordschweden wieder in Betrieb zu nehmen. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2027 geplant. Etwa die Hälfte der jährlich erwarteten 25.000 Tonnen wird an den Hamburger Kupferproduzenten Aurubis geliefert. Am Donnerstag unterzeichneten beide Seiten eine entsprechende Absichtserklärung in Berlin.
Für das deutsche Unternehmen handelt es sich um einen relativ kleinen Deal. Laut Angaben macht die erwartete Menge lediglich etwa 2,5 Prozent der Gesamtmenge aus, die das Hamburger Unternehmen aus seinem Liefernetz bezieht. Trotzdem betrachten beide Seiten die Vereinbarung als ein wichtiges Signal für eine größere europäische Unabhängigkeit bei wichtigen Metallen.
Der Produktionsvorstand von Aurubis, Tim Kurth, betonte mit Blick auf die Abmachung: «Es klingt nach einer kleinen Menge, aber es ist ein wichtiger Vertrag für uns: Je mehr Beine man hat, umso sicherer steht man.» Knapp die Hälfte des von Aurubis verarbeiteten Kupfers stamme aus dem Recycling. Aber: «Recycling wird den stark steigenden Bedarf von Kupfer nicht decken. Für nachhaltiges Wachstum benötigen wir unbedingt mehr Minen, auch in Europa.»
Branche steht unter Druck aus China
Aurubis erwirbt Kupferkonzentrat von Minen und Händlern. Der Konzern, der etwa 7.100 Mitarbeiter beschäftigt, verarbeitet das Konzentrat und Altkupfer in seinen Hütten und Recyclingwerken im In- und Ausland zu Kupferkathoden. Diese bestehen aus nahezu reinem Kupfer. Aurubis produziert aus den Kathoden Vorprodukte wie Drähte, Bleche und Folien. Kupfer ist ein wesentlicher Bestandteil für verschiedene wichtige Technologien wie alternative Antriebe, Rechenzentren oder Windenergie.
Trotz steigender Kupferpreise steht die Branche unter Druck, insbesondere aufgrund des jüngsten Ausbaus der Hüttenkapazitäten in China. EU-Schutzzölle für chinesisches Kupfer sehen die beiden Unternehmen zwar skeptisch. Wichtiger seien aber staatliche Förderungen zum Ausbau des Minengeschäfts, sagte Olsson von Viscaria. Aurubis-Produktvorstand Kurth pochte auf weltweit faire und gleiche Regeln und Wettbewerbsbedingungen.








