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Neue Bahn-Chefin mit frischem Wind

Die designierte Chefin Evelyn Palla bringt Empathie und wirtschaftlichen Erfolg mit – wird sie die Bahn aus der Krise führen?

Die designierte neue Bahnchefin hat vor einigen Monaten selbst einen Lokführerschein gemacht.
Foto: Andreas Arnold/dpa

Falls in Zukunft wieder ein Zug der Bahn aufgrund von Personalmangel ausfallen sollte, könnte die Chefin, Evelyn Palla, möglicherweise selbst einspringen, da sie seit dem letzten Jahr einen Triebfahrzeugführerschein besitzt.

Dieses kleine Detail zeigt deutlich, was die Bahn und ihre Fahrgäste von der designierten neuen Chefin erwarten können: Evelyn Palla wird die Leitung des Konzerns übernehmen, eine Managerin, die zuletzt bei den Mitarbeitern Gehör fand und als interessiert an ihren alltäglichen Herausforderungen gilt.

Palla schaffte die Trendwende bei DB Regio

Die Südtirolerin, die 1973 in Bozen geboren wurde, wird als einfühlsamer und charismatischer angesehen als ihr Vorgänger Richard Lutz. Im Gegensatz zu anderen Vorstandsmitgliedern der Bahn hat die Mutter von drei Kindern zuletzt nicht versucht, sich übermäßig in Szene zu setzen und medial zu inszenieren – sie hat hauptsächlich wirtschaftliche Leistungen erbracht.

Im ersten Halbjahr erreichte die Konzerntochter DB Regio, die für den Regionalverkehr zuständig ist, unter Palla einen Trendwechsel und erzielte einen operativen Gewinn von 103 Millionen Euro (bereinigtes Ebit). Im ersten Halbjahr 2024 hatte an dieser Stelle noch ein großes Minus gestanden. Bei der Bahn freute man sich über diesen kleinen Erfolg. Sowohl im Fernverkehr als auch bei der Gütertochter DB Cargo wartet man noch sehnsüchtig auf solche positiven Nachrichten.

Ihr Name fiel bei der Suche nach der Lutz-Nachfolge früh

Palla ist seit 2019 bei der Deutschen Bahn. Sie begann als Finanzvorständin bei DB Fernverkehr, im Juli 2022 übernahm sie dann den Chefsessel bei DB Regio. Nun wird sie als erste Frau Vorstandsvorsitzende des DB-Konzerns.

Am Dienstag soll Palla nach dpa-Informationen offiziell als neue Bahn-Chefin vorgestellt werden. Nach dem Vorschlag von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) muss Palla noch vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn berufen werden. Die nächste Sitzung des Aufsichtsrats beginnt am Dienstag.

Pallas‘ Ernennung kommt nicht völlig überraschend, ihr Name wurde bereits früh genannt, als öffentlich über die Lutz-Nachfolge spekuliert wurde. Bis Samstagabend hatte es das Verkehrsministerium jedoch geschafft, wenig über den Fortschritt der Suche nach außen dringen zu lassen.

Seit 2011 mit den Themen der Branche vertraut

Palla, geboren 1973, begann ihre Karriere im Jahr 1997 bei der Infineon Technologies AG. Ab 2003 arbeitete sie bei Eon in München, Köln und Mailand. Im Jahr 2011 wechselte sie zu den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) nach Wien. Dort leitete sie ab 2015 als Vorstand der ÖBB Personenverkehr AG den Regionalverkehr. Die Österreicher und die Schweizerischen Bundesbahnen gelten im Vergleich zu Deutschland als Vorzeigemodell im Schienenverkehr.

In den vergangenen Jahren hatte Palla eine wichtige Aufgabe im Konzern, auch wenn der Fernverkehr im Vergleich zum Regionalverkehr oft im Mittelpunkt stand. Jeden Monat werden 780.000 Zugfahrten im Nahverkehr – einschließlich aller S-Bahnen – durchgeführt, für die Palla verantwortlich war. Die Pünktlichkeit im Nahverkehr war zuletzt im Vergleich zu früheren Zeiten schlechter, brach jedoch nicht vollständig ein.

Palla und Schnieder – ein Erfolgsduo für die Bahn?

Palla wird sich nun als Konzernspitze auch mit Fragen zur schlechten Infrastruktur, zu unpünktlichen Fernzügen und dem zum Sparen gezwungenen DB Cargo auseinandersetzen müssen. Es ist wahrscheinlich, dass sie den Sparkurs des Unternehmens fortsetzen und weitere Stellen streichen wird. Außerdem wird sie die Hierarchien im Bahntower überprüfen müssen, die für viele ein wichtiger Grund für die desolate Lage des Konzerns sind.

Es wird auch davon abhängen, wie erfolgreich sie sein wird, ob Verkehrsminister Schnieder langfristig mit ihr an einem Strang ziehen und sich für die Belange der Bahn in der Bundespolitik einsetzen wird. Am Montag will Schnieder auch seine neue Strategie für die Bahn vorstellen – vielleicht wird dann schon deutlicher, wie genau die beiden den Konzern aus der Krise führen wollen.

dpa