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Schwierige Zeiten für Ford in Europa

Experten sehen düstere Zukunft voraus. Lösungen: Verkauf, Gemeinschaftsunternehmen oder Milliardeninvestitionen in Elektroautos und Markenimage nötig. Wettbewerbsdruck steigt durch chinesische Anbieter.

Ein Logo steht vor dem Ford Werk bei gutem Wetter - wirtschaftlich gesehen sind die Perspektiven des Ford-Autogeschäfts in Europa düster.
Foto: Oliver Berg/dpa

Der Autobauer Ford hat in Europa nach Einschätzung von Branchenfachleuten eine düstere Zukunft. «Die Lage ist schlecht und die Perspektive noch schlechter», sagt der Direktor des Bochumer Autoinstituts CAR, Ferdinand Dudenhöffer. CAR steht für «Center Automotive Research». «Ford ist im Pkw-Bereich zu klein, als dass es in Europa ertragreich arbeiten könnte – das ist jetzt so und das wird sehr wahrscheinlich auch künftig so sein.» 

Die Situation in den Kölner Ford-Werken ist angespannt. In dieser Woche könnten erstmals seit ihrer Gründung im Jahr 1930 Streiks ausbrechen, die sich gegen die harten Sparpläne des Managements richten.

Hohe Kosten

Branchenfachmann Dudenhöffer blickt pessimistisch in die Zukunft der Ford-Werke GmbH. Die verkauften Stückzahlen seien zu gering und die Personalkosten zu hoch. Ford verliere in Deutschland und Europa schon seit langem Marktanteile. «Ford schrumpft und schrumpft – inzwischen ist es in Europa so klein, dass ein Weiterbetrieb in der jetzigen Konstellation wenig Sinn macht.» Der Autobauer hat in Köln seine Europazentrale und zwei Werke, insgesamt sind dort 11.500 Menschen beschäftigt. 2018 waren es noch 20.000. 

Im letzten Jahr waren laut Behördenangaben nur 3,5 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge in Deutschland ein Ford, zwei Jahre zuvor waren es noch 5,0 Prozent. Der Anteil bei Nutzfahrzeugen ist deutlich höher, diese werden jedoch nicht in Deutschland produziert.

Mehrere Lösungen denkbar

Es gebe zwei Lösungen, so Dudenhöffer: Der US-Mutterkonzern könnte sein europäisches Autogeschäft verkaufen. «Dann wäre man das Problem los.» In Köln könnte die Autoproduktion erhalten bleiben, die Entwicklungsabteilung und Verwaltungsbereiche würden hingegen in die Zentrale des Käufers abwandern. 

Der zweite Lösungsweg wäre, mit einem anderen Autobauer ein Gemeinschaftsunternehmen zu gründen und dadurch auf höhere Stückzahlen und niedrigere Kosten zu kommen. «Dann wird man vielleicht endlich wettbewerbsfähig», sagt Dudenhöffer. Ein möglicher Partner wäre Renault. 

Der Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach, Stefan Bratzel, sieht noch einen dritten Weg, um aus der aktuell angespannten Lage herauszukommen. «Der US-Mutterkonzern müsste Milliarden in die Entwicklung und Produktion neuer Elektroautos und in eine Aufwertung des Markenimages stecken.» 

Die bisher zugesagten Investitionen von mehreren Hundert Millionen Euro für die Kölner Ford-Werke über einen Zeitraum von vier Jahren wären bei weitem unzureichend. Die Ford-Zentrale in den USA müsste eine Entschlossenheit zeigen, die ihr in den vergangenen Jahren gefehlt hat.

Ford-Elektroautos sind nicht billig

Derzeit fertigt Ford in Köln zwei Elektroauto-Modelle, deren Verkauf unter den Erwartungen liegt. Zentrale Bauteile werden von Volkswagen eingekauft. «Die Wertschöpfung für Ford ist dadurch nicht sehr tief, was das Geschäft wenig attraktiv macht», sagt Bratzel. Ford habe zu spät und dann auch nur mit halber Kraft auf das Thema E-Mobilität gesetzt, das räche sich nun. 

Ford sei es zudem nicht gelungen, sein jahrzehntelanges Niedrigpreis-Image, das es als Hersteller von Verbrennermotoren-Kleinwagen wie dem Fiesta gehabt habe, glaubwürdig umzuwandeln in ein höherpreisiges Image. Der Listenpreis des Elektroautos Ford-Explorer liegt in seiner günstigsten Ausgabe bei 39.900 Euro, andere Ausgaben sind deutlich teurer. Der Ford Capri fängt bei 42.400 Euro an. «Warum soll ich mir einen Ford kaufen, wenn ich für das gleiche Geld auch einen Stromer von Volkswagen bekomme und die darin enthaltene Technik großteils die gleiche ist?», sagt Bratzel.

Die Perspektive für Ford in Europa sei auch deshalb schlecht, da der Wettbewerb noch zunehmen werde. «Chinesische Anbieter drängen auf den Markt und erhöhen den Wettbewerbsdruck deutlich.» Alles in allem habe Ford mit seinem Pkw-Geschäft «eine Riesenaufgabe» vor sich, sagt Bratzel. 

«Jahrelang hat Ford an den Bedürfnissen des europäischen Automarkts vorbei produziert – es wurden schlicht und ergreifend die falschen Autos herausgebracht. Ähnlich war es bei General Motors und Opel – am Ende haben die Amerikaner aufgegeben und Opel verkauft.» Bei Ford sei das schwieriger, da die Automarke Ford nicht von der Nutzfahrzeugmarke Ford zu trennen wäre.

dpa