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Experten: Harris-Sieg wäre besser für deutsche Wirtschaft

Kamala Harris oder Donald Trump? Anfang November geht es in den USA darum, wer von beiden ins Weiße Haus einzieht. Ein Wahlausgang wäre Experten zufolge für die deutsche Wirtschaft vorteilhafter.

Mit einer US-Präsidentin Harris könnte sich die deutsche Wirtschaft laut vielen Experten schneller erholen. (Symbolbild)
Foto: Christian Charisius/dpa

Eine Mehrheit von Experten ist der Ansicht, dass ein Sieg von Kamala Harris bei der US-Präsidentschaftswahl im November besser für die deutsche Wirtschaft wäre. Unter der 60-Jährigen wird ein moderates Wirtschaftswachstum erwartet. Die Erwartungen an eine erneute Amtszeit von Donald Trump sind dagegen weniger optimistisch. Dies geht aus einer aktuellen Analyse hervor, in der das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim die Meinungen von 189 Finanzmarktexperten ausgewertet hat.

Ein Beispiel: Laut einer Umfrage erwarten 45 Prozent der Analysten bis 2025 ein stärkeres Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) unter einer US-Präsidentin Harris. Im Vergleich dazu glauben nur sieben Prozent, dass eine Trump-Präsidentschaft besser für das deutsche BIP wäre. Die restlichen Befragten erwarten keinen Unterschied.

In diesem Abschnitt der Studie wurden die Antworten von 101 Experten berücksichtigt, die eine Prognose für alle Jahre der Amtszeit von 2025 bis 2028 abgegeben haben. Die Präsidentschaftswahl in den USA findet am 5. November statt. Umfragen deuten darauf hin, dass es zu einem engen Rennen zwischen Harris und dem 78-jährigen Trump kommen wird.

BIP-Wachstum wächst über Amtszeit hinweg

Die Experten gehen davon aus, dass das deutsche Wirtschaftswachstum über die vierjährige Amtszeit hinweg leicht zunehmen wird, unabhängig davon, ob Trump oder Harris die Wahl gewinnen. Bei der Demokratin fällt der Effekt jedoch etwas stärker aus. Die Durchschnittsprognose für 2025 unterscheidet sich je nach Wahlausgang um 0,14 Prozentpunkte. Bis 2028 wächst die Differenz auf 0,26 Prozentpunkte an.

Laut den Forschern seien die Unterschiede in den Prognosen der Kandidaten wirtschaftlich bedeutsam. Der Grund dafür sei, dass die Experten mittelfristig keine starke wirtschaftliche Erholung in Deutschland erwarten: Im Durchschnitt liegt das erwartete BIP-Wachstum in keinem der vier Jahre über 1,7 Prozent.

US-Protektionismus könnte Wachstum hemmen

Die Gründe für die Erwartung sind vielfältig: Die Finanzexperten sehen den ZEW-Ökonomen Alexander Glas und Lora Pavlova zufolge bei einem Wahlsieg von Harris zum Beispiel größere Chancen für Preisstabilität und stabilere internationale Finanzmärkte. Beim Republikaner Trump werde im Gegensatz dazu ein stärkerer Fokus auf protektionistische Maßnahmen wie Zölle wahrgenommen. Das könne das Wachstumspotenzial Deutschland beeinträchtigen. Die Bundesrepublik ist einer der wichtigsten Handelspartner der USA.

Die Experten schlagen daher auch Maßnahmen vor, um die deutsche Wirtschaft vor möglichen negativen Auswirkungen des Wahlergebnisses zu schützen. Dazu zählen gestärkte Handelsbeziehungen mit anderen Ländern, höhere Militärausgaben und Maßnahmen zur Förderung inländischer Investitionen.

Zölle wären Hiobsbotschaft für deutsche Industrie

Schon vor einigen Wochen hatten Ökonomen des Ifo-Instituts und von Econpol Europe davor gewarnt, dass ein Wahlsieg Trumps erhebliche Auswirkungen auf die ohnehin gebeutelte deutsche Industrie haben könnte. Sollte er nach einer Wiederwahl ins Weiße Haus sein Wahlversprechen höherer Einfuhrzölle umsetzen, könnten die deutschen Exporte in die USA um knapp 15 Prozent sinken. Trump hat einen Zollsatz von 60 Prozent auf US-Importe aus China und von 20 Prozent auf Importe aus dem Rest der Welt angekündigt. Das würde deutsche Produkte in den USA deutlich verteuern. Besonders betroffen wären die Auto- und Pharmaindustrie.

dpa