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Falle der Supermarkt-Apps: Experten warnen vor überschätztem Spar-Vorteil

Kunden sollten sich nicht von vermeintlichen Mega-Angeboten blenden lassen. Händler nutzen Apps, um Kaufentscheidungen zu beeinflussen und persönliche Daten zu sammeln.

Viele große Handelsunternehmen in Deutschland setzen inzwischen auf Bonusprogramme in deren Apps. Die Vorteile können Kunden jedoch nur nutzen, wenn sie sich registrieren.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Viele Kunden in Deutschland nutzen die Apps von Supermärkten, Discountern oder Drogerien. Deren Nutzen wird Experten zufolge jedoch überschätzt. «Der Spar-Vorteil ist oft geringer als gedacht und Verbraucher zahlen für die Rabatte mit der Preisgabe umfangreicher persönlicher Daten», sagt Christine Steffen von der Verbraucherzentrale NRW. Die Werbeversprechen seien kritisch zu hinterfragen. 

Kunden sparten also nicht automatisch Geld bei den Rabatten. Ein Produkt im Sonderangebot könnte immer noch teurer sein als vergleichbare Produkte anderer Marken. Besonders Mengenrabatte könnten dazu verleiten, mehr zu kaufen als nötig. Verbraucher sollten sich nicht von vermeintlichen Mega-Angeboten blenden lassen, empfahl Datenschutzexpertin Steffen.

Die Ersparnis sei zudem nicht immer eindeutig. Kunden könnten prüfen, ob es sich wirklich um ein Schnäppchen handelt. Händler seien verpflichtet, bei Ermäßigungen auch den niedrigsten Preis der letzten 30 Tage anzugeben. Die Reduzierung müsse sich darauf beziehen. «So soll verhindert werden, dass Preise erst heraufgesetzt werden, um dann mit einem vermeintlichen Rabatt werben zu können.»

«Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger»

Verbraucherschützer warnen davor, dass die Handelsunternehmen die Apps verwenden, um das Einkaufsverhalten der Kunden zu analysieren, maßgeschneiderte Werbung zu schalten und Kaufentscheidungen zu beeinflussen.

«Dabei kommen psychologische Tricks zum Einsatz, wie zeitlich befristete Angebote oder vermeintlich begrenzte Kontingente», so Steffen. «Je mehr Anbieter über ihre Kunden wissen, desto schwieriger ist es, sich diesem Einfluss zu entziehen.»

Die Verbraucherzentrale NRW empfiehlt, die Datenschutzeinstellungen zu überprüfen. Kunden haben die Möglichkeit, in den Apps beispielsweise den Zugriff auf ihren Standort zu blockieren oder der Personalisierung zu widersprechen. Darüber hinaus kann man beim Anbieter nachfragen, welche personenbezogenen Daten verarbeitet werden.

Klagen gegen Lidl, Penny und Rewe

In den Apps schließen Kunden und Händler ein Tauschgeschäft ab: Kunden erhalten exklusive Vorteile, wenn sie sich registrieren. Manchmal sind zusätzliche Artikel im Sonderangebot, manchmal gibt es einen Extra-Rabatt auf reduzierte Produkte. Im Gegenzug erhalten die Unternehmen – im Idealfall – loyalere Kunden und deren Daten. Diese helfen ihnen zu verstehen, was die Käufer wollen.

Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat kürzlich mehrere Handelsunternehmen verklagt. Bei Lidl und Penny wird bemängelt, dass in der Werbung nur der Preis für App-Nutzer angezeigt wurde und nicht für andere Kunden. Bei Rewe wird moniert, dass in der App zwar der Bonus für die Käufer angegeben wird, jedoch nicht der Preis für die Artikel.

dpa