US-Zölle bremsen Deutschlands Exporteure. Seit Monaten sind die Geschäfte auf dem wichtigsten Markt für «Made in Germany» rückläufig. Warum trotzdem Hoffnung auf eine Erholung der Industrie bleibt.
Trumps Zölle lassen Exporte in die USA einbrechen
Die aggressive Zollpolitik der US-Regierung wird zunehmend zur Belastung für die Exportnation Deutschland. Im Juli fielen die Ausfuhren «Made in Germany» in die USA auf den tiefsten Stand seit Dezember 2021, wie das Statistische Bundesamt mitteilt.
«Der vierte Rückgang in Folge mit unserem wichtigsten Handelspartner zeigt, wie sehr die US-Handelspolitik unsere Exporteure schmerzt», ordnete der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura, ein. «Wir müssen es schaffen, neue Märkte zu erschließen und unsere Absatzwege weiter zu diversifizieren. Sonst werden wir im globalen Wettbewerb weiter an Boden verlieren.»
Schlechte Stimmung in der Exportwirtschaft
Auch die Stimmung trübt sich ein, wie das Ifo-Institut in seiner jüngsten monatlichen Umfrage feststellte: «In der Exportwirtschaft macht sich Ernüchterung breit», kommentierte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, die Ende August veröffentlichten Ergebnisse. «Ein Zollsatz von 15 Prozent von den USA ist zwar weniger als befürchtet, wird aber dennoch die Exportdynamik abschwächen.»
Seit dem 7. August werden für die meisten Importe aus der Europäischen Union in die USA Zölle in Höhe von 15 Prozent erhoben. US-Präsident Donald Trump hatte Anfang Juni die Zölle für Stahl und Aluminium auf 50 Prozent erhöht.
Hoffnungsschimmer Industrieproduktion
Etwas Hoffnung macht Volkswirten, dass die deutsche Industrieproduktion vor allem wegen eines Anstiegs im Maschinenbau mit einem Plus ins dritte Quartal gestartet ist und zugleich der Rückgang im Juni deutlich geringer ausfiel als zunächst berechnet. «Der Zuwachs der Industrieproduktion lässt darauf hoffen, dass die Industrie im dritten Quartal wieder positiv zum Wachstum beiträgt», schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank.
Die Produktion liegt jedoch immer noch um mehr als zehn Prozent unter dem Niveau der Jahre vor der Corona-Pandemie, und die schwachen Juli-Zahlen zum Auftragseingang trüben die Aussichten für die weitere Entwicklung ein.
US-Zölle belasten nicht nur Deutschland
Die meisten deutschen Exporte gingen im Juli weiterhin in die Vereinigten Staaten, wie aus den offiziellen Zahlen hervorgeht. Allerdings waren die Exporte in die USA im Wert von 11,1 Milliarden Euro um 7,9 Prozent niedriger als im Juni 2025 und um 14,1 Prozent geringer als im Vorjahr.
Der Handelsstreit beeinträchtigt auch China: Laut der Zollverwaltung in Peking sanken Chinas Exporte in die USA im August im Vergleich zum Vorjahr um etwa 33 Prozent. Es gibt keine Anzeichen für ein Ende des Handelsstreits zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt.
Für Deutschlands Exporteure lief es im Juli unterdessen auch im Geschäft mit China und dem Vereinigten Königreich schlechter. Dass gleichzeitig die Lieferungen in die Euro-Partnerländer um 2,5 Prozent auf ein Volumen von 52 Milliarden Euro zulegten, ist nach Einschätzung von Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ein Hoffnungsschimmer, dass «die Exporte die Konjunktur wohl nicht so stark bremsen werden wie von manchem befürchtet».
Durchwachsene Juli-Bilanz für «Made in Germany»
Gemäß den vorläufigen Ergebnissen der Statistiker aus Wiesbaden wurden im Juli deutsche Waren im Wert von 130,2 Milliarden Euro ins Ausland exportiert. Dies entsprach einem Rückgang von 0,6 Prozent gegenüber Juni 2025. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergab sich jedoch ein Anstieg um 1,4 Prozent.
Aufwind in der Industrie?
Die neuesten Produktionsdaten bringen einen Hoffnungsschimmer: Im Vergleich von Juni auf Juli dieses Jahres stieg die Fertigung in den Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland überraschend kräftig um 1,3 Prozent. Dies markiert gleichzeitig den ersten Anstieg der Fertigung seit März. Das Statistische Bundesamt hat zudem seine Daten für Juni überarbeitet: Demnach wurde im Vergleich zum Vormonat nur 0,1 Prozent weniger produziert. Vorläufige Daten hatten für Juni ein Minus von 1,9 Prozent ergeben.
Diese jüngsten Daten aus der Industrie ließen die Hoffnung auf zumindest eine zyklische Erholung weiterleben, schreibt ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. «Mit Blick auf die Zukunft besteht noch eine geringe Chance auf eine überraschende Erholung der deutschen Industrie. Die Maßnahmen der Regierung zur Unterstützung inländischer Investitionen durch schnellere Abschreibungen sind erst Ende Juli in Kraft getreten.»