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Exportwirtschaft schätzt den Osten – Polen im Fokus

Die deutsche Wirtschaft leidet unter Zöllen und Exportbeschränkungen, der Handel mit den USA oder China wird ausgebremst. In Osteuropa läuft es besser. Ein Land ragt heraus.

Laut Statistik haben die Grenzkontrollen bislang keine negativen Auswirkungen auf die Handelsbilanz. Doch sie kosten die Unternehmen Zeit und Geld.
Foto: Patrick Pleul/dpa

In Anbetracht zunehmender globaler Unsicherheiten erkennt die deutsche Exportwirtschaft großes Potenzial im Handel mit Ländern in Ost- und Südosteuropa. Insbesondere die Geschäfte mit Polen entwickelten sich herausragend, teilte der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft in Berlin mit. Das deutsch-polnische Handelsvolumen stieg im ersten Halbjahr um 4,6 Milliarden Euro auf den Rekordwert von über 90 Milliarden Euro. Das entsprach einer Steigerung von 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.

«Wunderbare Erfolgsgeschichte»

Die deutschen Exporte nach Polen stiegen um mehr als 2,6 Milliarden Euro (+5,7 Prozent), während die Einfuhren aus dem östlichen Nachbarland um zwei Milliarden Euro (+5,2 Prozent) zunahmen. Polen ist jetzt der fünftwichtigste Handelspartner Deutschlands, knapp hinter Frankreich. Im ersten Halbjahr 2025 blieben die USA die wichtigsten deutschen Handelspartner vor China und den Niederlanden, wobei die deutschen Exporte nach Polen (49,4 Mrd. Euro) bereits höher sind als die Exporte nach China (41,4 Mrd. Euro).

Gemäß den Zahlen des Statistischen Bundesamts haben die aktuellen Kontrollen an der deutsch-polnischen Grenze vorerst keine negativen Auswirkungen auf die Handelsbilanz. Trotzdem hat der Logistikverband BGL spezielle Regelungen für die Abfertigung von Lastwagen gefordert, um die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft zu gewährleisten. Laut Mautstatistik wurden allein im Jahr 2024 über 9,7 Millionen Ein- und Ausfahrten mautpflichtiger Lkw an den deutsch-polnischen Grenzübergängen registriert.

Die Ost-Ausschuss-Vorsitzende Cathrina Claas-Mühlhäuser betonte: «Deutschland und Polen haben seit der EU-Erweiterung 2004 gemeinsam eine wunderbare Erfolgsgeschichte geschrieben. Die Lehre daraus muss sein, dass wir bilaterale Probleme weiterhin in Ruhe besprechen und die EU im engen Schulterschluss gemeinsam weiterentwickeln.» 

Auch Ukraine-Exporte wachsen kräftig

Die deutschen Ausfuhren in die Ukraine legten den Angaben zufolge im ersten Halbjahr besonders stark um 30 Prozent auf 4,6 Milliarden Euro zu. «Die Unterstützung und der Wiederaufbau der Ukraine bleiben zentrale Aufgaben für die europäische Politik und Wirtschaft», sagte Claas-Mühlhäuser. Sorgen bereite eine mögliche Schwächung des Antikorruptionskampfes im Land. «Privatwirtschaftliches Engagement und Kapital für den Wiederaufbau sind angewiesen auf ein rechtssicheres Umfeld. Es ist die Aufgabe der ukrainischen Politik, hier Vertrauen auf- und nicht abzubauen.»

Handel mit Tschechien erholt, Russland rutscht weiter ab

Der Handel mit Tschechien entwickelte sich ebenfalls positiv, wobei im ersten Halbjahr ein Zuwachs von 3,4 Prozent auf 57,8 Milliarden Euro verzeichnet wurde. Die deutschen Exporte stiegen um 1,6 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro, während die Importe aus Tschechien um fünf Prozent auf 31,2 Milliarden Euro zunahmen. Die Bilanz mit der Slowakei blieb weitgehend stabil, während der Handel mit Ungarn aufgrund wirtschaftspolitischer Maßnahmen der Regierung in Budapest laut Ost-Ausschuss leidet. Der deutsch-ungarische Handel sank um 3,7 Prozent auf 33,4 Milliarden Euro.

Die Auswirkungen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach wie vor dramatisch. Im ersten Halbjahr 2025 ist der deutsch-russische Handel erneut um fast 13 Prozent gesunken. Russland ist nun unter den 29 Osthandelsländern auf Platz 12 abgerutscht und wurde von Serbien, Kroatien und Litauen überholt.

Die Relevanz der Wachstumsimpulse aus dem Osthandel für die deutsche Wirtschaft zeigt sich daran, dass die deutschen Exporte im ersten Halbjahr insgesamt um 0,1 Prozent auf 786 Milliarden Euro gesunken sind. Dabei stiegen die Ausfuhren in die 29 Zielländer des Ost-Ausschusses in Mittel- und Osteuropa sowie Zentralasien um 2,2 Prozent auf 144 Milliarden Euro.

dpa