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Extrem schnelle Preisänderungen an Tankstellen in der Kritik

Eine Auswertung des Portals benzinpreis.de findet Tausende Preise, die nur wenige Minuten galten. Auch das Kartellamt sieht zu schnelle Schwankungen kritisch. Die Mineralölindustrie widerspricht.

Die Spritpreise an den deutschen Tankstellen schwanken teilweise schnell. Das macht es Verbrauchern nicht unbedingt einfach. (Archivbild)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Die Spritpreise an deutschen Tankstellen schwanken schnell. Zu schnell, sagt nun das Vergleichsportal benzinpreis.de, das der Branche vorwirft, Tausendfach Preise nur für wenige Minuten anzubieten und damit «Verbraucher hinters Licht» zu führen. Auch das Kartellamt kritisiert, dass schnelle Schwankungen es Verbrauchern schwierig machen, sich zu orientieren. Der Verband Fuels und Energie weist die Kritik zurück.

Grundlage der aktuellen Vorwürfe ist eine Analyse von benzinpreis.de. Das Portal hat in der Zeit vom 12. bis 18. Mai die Preisdaten von etwa 14.000 Tankstellen in Deutschland überprüft, die verpflichtet sind, diese an die Markttransparenzstelle beim Bundeskartellamt zu melden. Dabei stellte das Portal fest, dass über 11.000 Tankstellen in diesem Zeitraum Preise gemeldet haben, die nur für weniger als 15 Minuten gültig waren. Bei 3.851 Tankstellen wurden sogar einzelne Preise registriert, die nicht einmal 5 Minuten lang galten.

Benzinpreis.de sieht darin eine «Irreführung der Kunden». Diese würde so zur Tankstelle gelockt, ohne Chance, den angegebenen niedrigen Preis auch zu erhalten. Das Portal fordert daher Verbraucherschutzverbände auf, die Tankstellenbetreiber abzumahnen.

Mineralölindustrie weist Vorwürfe zurück

Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der unter anderem die großen Mineralölunternehmen vertritt, wies die Vorwürfe als völlig unbegründet zurück. Die Markttransparenzstelle sorge «für vollständige Transparenz der Benzin- und Dieselpreise auf dem deutschen Markt». Das sei gut für die Kunden. «Denn in einem hochgradig wettbewerbsintensiven Umfeld konkurrieren die Tankstellen über den Preis um jeden Autofahrer, was zu den starken Preisschwankungen führt.» 

Allerdings sieht auch das Bundeskartellamt die schnell schwankenden Spritpreise kritisch: «Die häufigen Preisänderungen an den Tankstellen machen es den Verbraucherinnen und Verbrauchern immer schwerer, einen Preisvergleich mit Hilfe der Daten unserer Markttransparenzstelle für Kraftstoffe vorzunehmen und ihr Tankverhalten danach auszurichten, um Geld zu sparen», sagte Präsident Andreas Mundt auf Anfrage der dpa.

Das Kartellamt hatte sich bereits im April mit diesem Thema befasst, nachdem es im ersten Quartal durchschnittlich 22 Preisänderungen pro Tag an deutschen Tankstellen festgestellt hatte. Acht Prozent änderten ihre Preise sogar mehr als 35 Mal, einige sogar mehr als 50 Mal am Tag – im Durchschnitt des gesamten ersten Quartals.

Kartellamt für weitere Untersuchungen

Die Behörde schlägt vor, die Auswirkungen der häufigen Preisänderungen an Tankstellen weiter zu untersuchen. Auf dieser Grundlage könnte über angemessene regulatorische Maßnahmen nachgedacht werden. Diese wären jedoch Sache des Gesetzgebers.

In der Vergangenheit hat das Kartellamt darauf hingewiesen, dass in Ländern wie Österreich oder Teilen Australiens Regeln gelten, die die Anzahl der Preisänderungen auf unterschiedliche Weise begrenzen. Es gab jedoch keine Empfehlung in diese Richtung. Es ist auch unter Experten umstritten, ob die starken Preisschwankungen wie in Deutschland letztendlich zu niedrigeren Durchschnittspreisen führen könnten.

dpa