Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

EZB: Lebensmittelpreise hartnäckig über Vor-Corona-Niveau

Butter, Milch, Fleisch: Viele Lebensmittel sind mehr als 30 Prozent teurer als vor der Corona-Pandemie. Warum das laut EZB noch lange so bleiben könnte.

Viele Lebensmittel sind deutlich teurer als in der Vor-Corona-Zeit. (Symbolbild)
Foto: Philip Dulian/dpa

Gestiegene Lebensmittelpreise verhindern seit Monaten ein stärkeres Absinken der Teuerungsrate – sowohl in Deutschland als auch im Euroraum. «Die Lebensmittelpreise bleiben hartnäckig hoch – ein Drittel höher als vor der Pandemie», schreiben Ökonomen der Europäischen Zentralbank (EZB) mit Blick auf den Währungsraum.

Zwar seien die Lebensmittelpreise seit Einführung des Euro im Jahr 1999 «tendenziell etwas stärker gestiegen als andere Preise», heißt es in einer von der Notenbank veröffentlichten Analyse. «Die seit 2022 entstandene Kluft ist jedoch eindeutig außergewöhnlich und anhaltend.»

Teilweise Preissprünge von mehr als 50 Prozent

Die Preise für Rind-, Geflügel- und Schweinefleisch liegen mittlerweile um mehr als 30 Prozent über dem Niveau von Ende 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie. Die Milchpreise sind um etwa 40 Prozent gestiegen, die Butterpreise um rund 50 Prozent. Kaffee, Olivenöl, Kakao und Schokolade haben sich sogar noch stärker verteuert.

Der Preisanstieg bei Lebensmitteln im Euro-Währungsgebiet variiert seit Ende 2019 von 20 Prozent in Zypern bis zu 57 Prozent in Estland. In Deutschland beträgt er laut Angaben 37 Prozent.

Teuerungswelle vorbei – aber für Haushalte fühlt es sich nicht so an

Nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine im Februar 2022 stiegen die Preise für Energie und Lebensmittel rasant an. Die Inflationsrate im Euroraum stieg zeitweise auf über zehn Prozent.

Die große Teuerungswelle ist vorbei: Im August 2025 lagen die Verbraucherpreise im Euroraum wie in den beiden Vormonaten um 2,0 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Das entspricht genau dem EZB-Ziel, deren wichtigste Aufgabe es ist, für einen stabilen Euro zu sorgen und so die Kaufkraft der Menschen zu erhalten. Die Zentralbank sieht ihr Ziel stabiler Preise mittelfristig bei einer Teuerungsrate von 2,0 Prozent im Währungsraum der derzeit 20 Länder mit der Gemeinschaftswährung erreicht.

«Insgesamt sind wir in einer besseren Lage», schreiben die Autorinnen und Autoren der EZB. «Für viele Haushalte fühlt es sich jedoch nicht so an. Wenn Menschen in den Supermarkt gehen, fühlen sich nicht wenige von ihnen ärmer als vor dem Inflationsschub, der auf die Pandemie folgte.»

Manche Preise werden wohl nicht mehr sinken

Die Experten erklären, dass die Lebensmittelpreisinflation im Euroraum nach der Corona-Pandemie etwas später als die Gesamtinflation begonnen hat, anzusteigen. Darüber hinaus hat sie mit mehr als 15 Prozent in der Spitze ein viel höheres Niveau erreicht und wird länger brauchen, um sich zu normalisieren.

Allerdings müssen sich Verbraucherinnen und Verbraucher wohl bei etlichen Produkten auf Dauer mit höheren Preisen abfinden. So haben «die teilweise mit dem Klimawandel zusammenhängenden globalen Preissteigerungen für Lebensmittelrohstoffe maßgeblich dazu beigetragen, dass die Lebensmittelinflation erneut angestiegen ist», wie die Autoren ausführen. Dürren und Überschwemmungen können Lieferketten erheblich stören. «Mit Blick auf die Zukunft werden sich die Auswirkungen struktureller Trends wie des Klimawandels höchstwahrscheinlich noch verstärken», heißt es in der Analyse.

Die neuesten Prognosen der EZB lassen insgesamt eine gewisse Entspannung bei der Inflation erwarten: Nach einer Inflation von 2,1 Prozent im Euroraum in diesem Jahr geht die Notenbank für 2026 von einer Teuerung von 1,7 Prozent aus.

dpa