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Fachkräftemangel in Deutschland steigt deutlich an

Studie des IW prognostiziert 768.000 unbesetzte Stellen bis 2028. Demografischer Wandel und fehlende Auszubildende als Hauptgründe genannt.

Erzieherinnen und Erzieher werden in Deutschland händeringend gesucht.
Foto: Uwe Anspach/dpa

Erzieher, Sozialarbeiter, Pflegekräfte und Verkäufer sind bundesweit knapp – ebenso wie Fachkräfte in anderen Berufen. Laut einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) wird sich diese Fachkräftelücke in den nächsten Jahren deutlich vergrößern. Im Jahr 2028 könnten voraussichtlich 768.000 Stellen nicht mit ausreichend qualifizierten Fachkräften besetzt werden. Im Jahr 2024 waren es im Durchschnitt 487.000.

«Hauptgrund ist der demografische Wandel. Viele Menschen gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand», sagt Studienautor Jurek Tiedemann. «Wenn wir es nicht schaffen den Mangel abzufedern, wird das künftig für noch mehr Menschen im Alltag spürbar sein.» Wenn Kita- und Pflegeplätze fehlten, könnten Beschäftigte ihre Arbeitszeit nicht erhöhen, weil sie sich um Kinder und Angehörige kümmern müssten.

Die Studienautoren haben anhand der Daten von 2023 und der Trends der vergangenen Jahre untersucht, wie sich die Arbeitsmarktsituation in 1.300 Berufen weiter entwickelt. Die größten Engpässe drohen bei Verkäufern. Die Fachkräftelücke dort könnte von mehr als 12.900 auf 40.470 wachsen. Zu wenig junge Menschen entschieden sich für eine Ausbildung im Verkauf, so Tiedemann.

Kindererzieherinnen und -erzieher belegen mit etwa 30.800 unbesetzten Stellen den zweiten Platz. Danach kommen Sozialarbeit und -pädagogik mit über 21.150 Stellen sowie Gesundheits- und Krankenpflege mit gut 21.350.

Starke Zunahme der Beschäftigtenzahl in IT-Berufen

Die Fachleute haben auch analysiert, in welchen Berufen die Anzahl der Beschäftigten am stärksten steigen oder sinken könnte. Den größten Zuwachs wird es in der Kindererziehung geben. Bis 2028 sollen voraussichtlich etwa 143.400 Stellen mit entsprechendem Personal neu besetzt werden können. Dies wird jedoch laut den Autoren nicht ausreichen, um den Bedarf zu decken. Zudem wird es einen signifikanten Anstieg von 26 Prozent in IT-Berufen geben, was auf die Digitalisierung zurückzuführen ist.

Den größten Rückgang erwartet das IW in Metallberufen. Dort könnte die Zahl der ausgebildeten Fachkräfte bis 2028 um knapp 161.200 Stellen sinken. Viele Beschäftigte scheiden aus dem Berufsleben aus und zu wenig Nachwuchs kommt nach. Ein außerordentlich großer Schwund wird auch bei ausgebildeten Bankkaufleuten prognostiziert. Die Zahl der Beschäftigten sinkt demnach um etwa 56.300. «Das Bankwesen wird automatisiert. Filialen werden geschlossen und Schalter gibt es immer seltener. Deshalb wird weniger Personal benötigt», sagt Tiedemann.

Die Experten empfehlen, die Berufsorientierung an Schulen zu verstärken, Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit zu schaffen und die qualifizierte Zuwanderung in großem Umfang zu erleichtern.

dpa