Die Insolvenzzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an, belastet durch schwache Konjunktur und externe Faktoren wie gestiegene Energiepreise und geopolitische Unsicherheiten.
Anstieg der Firmenpleiten in Westeuropa, eine bedenkliche Entwicklung
Die Insolvenzbilanz des vergangenen Jahres zeigt deutlich mehr Firmenpleiten und den höchsten Stand in Westeuropa seit 2013. Laut der Auskunftei Creditreform gab es 190.449 Fälle, was einem Anstieg von 12,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Ein weiterer Anstieg ist zu erwarten.
«Drei Jahre Stagnation und wirtschaftliche Flaute haben nicht nur Deutschland im Griff. Europa leidet insgesamt unter einer schwachen konjunkturellen Entwicklung», ordnet Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung ein.
Dauerkrisen lassen Unternehmen keine Zeit zur Erholung
Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2021 mit 112.686 Unternehmensinsolvenzen stieg die Anzahl der Firmenpleiten in Westeuropa laut Analyse um fast 70 Prozent – nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie: Erhöhte Energiepreise, schwache Nachfrage und geopolitische Unsicherheiten belasten viele Unternehmen. Die anhaltenden Krisen der vergangenen Jahre lassen den Betrieben kaum Raum zur Erholung und Weiterentwicklung.
Deutlich mehr Firmenpleiten überall in Westeuropa
In 15 von 17 westeuropäischen Staaten, die in der Analyse von Creditreform berücksichtigt wurden, stiegen die Insolvenzzahlen im Vergleich zum Vorjahr. Über ein Drittel der Unternehmensinsolvenzen in Westeuropa entfiel auf Frankreich: 66.088. Das entspricht einer Steigerung um 17,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und stellt einen traurigen Rekord dar.
Die Zahlen stiegen besonders deutlich in Griechenland (plus 42,5 Prozent auf 2.012 Fälle) aufgrund neuer gesetzlicher Regelungen, ebenso in Irland (plus 32,0 Prozent/875 Fälle) und den Niederlanden (plus 31,7 Prozent/3.782 Fälle).
In Europas größter Volkswirtschaft Deutschland beantragten Creditreform zufolge im vergangenen Jahr 22.070 Firmen Insolvenz, ein Anstieg um 22,5 Prozent zum Jahr 2023: «Damit zählte Deutschland zu den Haupttreibern des Insolvenzgeschehens in Westeuropa.» Die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen sind wegen einer anderen Zählweise etwas niedriger.
Laut der Creditreform-Übersicht gab es im Vergleich zum Vorjahr nur in Dänemark (minus 11 Prozent auf 6.181 Fälle) und Großbritannien (minus 4,8 Prozent / 25.116 Fälle) weniger Unternehmensinsolvenzen.
Baugewerbe besonders betroffen
Im Jahr 2024 war das Baugewerbe am stärksten betroffen, da es einen Zuwachs von 15,4 Prozent verzeichnete. Die steigenden Baukosten, hohen Finanzierungskosten und die schwächelnde Nachfrage erhöhten den wirtschaftlichen Druck auf die Branche. Auch im Dienstleistungssektor stieg die Zahl der Insolvenzen überdurchschnittlich um 14,2 Prozent an.