In Deutschland könne die Selbstversorgung mit Fisch auf unter zehn Prozent sinken, warnt der Präsident des Deutschen Fischereiverbandes. Bürokratie und Naturschutz setzten den Fischern zu.
Fischereipräsident sieht Selbstversorgung gefährdet
Der Präsident des Deutschen Fischereiverbandes, Dirk Sander, fordert mehr Unterstützung für die heimischen Fischer. «In Deutschland kann der Selbstversorgungsgrad mit Fischereiprodukten demnächst unter zehn Prozent fallen», sagte Sander laut Redemanuskript bei der Eröffnung des Deutschen Fischereitages in Nürnberg. «Wir haben in letzter Zeit den Eindruck gewonnen, dass man sich in Deutschland etwas zu sicher fühlt, was die Lebensmittelversorgung betrifft.»
Laut Sander ist die Eigenversorgung der EU mit Fisch in den letzten Jahren von etwa 50 auf 30 Prozent gesunken, während die Abhängigkeit von Importen zugenommen hat. Es ist notwendig, diesen Trend umzukehren.
Gemäß Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) betrug der Versorgungsgrad von Fisch in Deutschland im letzten Jahr vorläufig 20,4 Prozent.
Fischer klagen über Bürokratie und EU-Gesetz
Fischer in Deutschland leiden Sander zufolge unter Bürokratie und ihren Kosten. Vom «Ei bis zur Verwertung» müssen sie laut dem Präsidenten alles dokumentieren. Der Aufwand untergrabe die Wettbewerbsfähigkeit.
Außerdem setze der Naturschutz der Fischerei zu. «Unsere nächste gemeinsame Großbaustelle wird das Gesetz zur Wiederherstellung der natürlichen Ökosysteme», sagte Sander. Das im Juni 2024 verabschiedete EU-Gesetz sieht eine Renaturierung geschädigter Lebensräume an Land und im Meer vor. So seien die EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, bis 2030 auf mindestens 20 Prozent der Land- und Meeresgebiete Wiederherstellungsmaßnahmen einzuleiten.
Fischer haben mehr Fisch angelandet
Im letzten Jahr wurden laut BLE in der deutschen Hochsee- und Küstenfischerei rund 162.530 Tonnen Fisch angelandet, was einem Plus von vier Prozent im Vergleich zu 2023 entspricht. Die Erlöse sanken gleichzeitig leicht von etwa 182 auf 180 Millionen Euro.
«Ein Grund für den Anstieg der Anlandemengen sind höhere Fangquoten bei Schwarmfischen wie beispielsweise Hering», sagte BLE-Referatsleiter Lutz Wessendorf laut Mitteilung. So stieg der Heringsfang 2024 mit etwa 60.483 Tonnen um 72 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Rückgang der Erlöse liege daran, dass vermehrt günstiger Fisch gefangen worden sei.