Ford ist seit 1930 in Köln. Autos mit Verbrennermotoren sind Geschichte, die Zukunft ist elektrisch. Doch der Verkauf der Stromer läuft mies, daher tritt die Firma auf die Kostenbremse – mal wieder.
Ford verschärft Sparkurs in Köln: 1.000 Stellen fallen weg
Aufgrund geringer Nachfrage nach Elektrofahrzeugen verschärft der Autobauer Ford seinen Sparkurs und streicht in der Kölner Produktion weitere 1.000 Stellen. Im Januar wird von einem Zwei-Schicht-Betrieb auf Ein-Schicht-Betrieb umgestellt, teilte das Unternehmen in Köln mit. Bereits vor etwa einem Jahr hatte das Management einen anderen Sparplan angekündigt, der zu starken Protesten und dem ersten Streik in der Geschichte der Kölner Ford-Werke führte. Die Mitarbeiter hatten erst kürzlich widerwillig diesen Sparplan akzeptiert.
Das Projekt, das im Jahr 2024 gestartet wurde, sieht vor, bis Ende 2027 insgesamt 2.900 Stellen am Standort einzusparen – einschließlich Verwaltung, Entwicklung und anderen Bereichen. Die Mitarbeiter haben die Möglichkeit, freiwillig zu gehen und eine Abfindung zu erhalten oder in Altersteilzeit zu gehen. Dieses Sparvorhaben wird nun um bis zu 1.000 Stellen erweitert – die genaue Anzahl steht noch nicht fest, zuerst wird mit den Arbeitnehmerseite verhandelt, möglicherweise werden es am Ende knapp unter 1.000 sein.
Der Zeitdruck ist hoch: Bis Januar sollen die Arbeitsplätze entsprechend reduziert sein. Wenn die Pläne umgesetzt werden, hätte Ford in gut zwei Jahren nur noch etwa 7.600 Mitarbeiter. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es rund 20.000 gewesen.
Abfindungspakete werden bereitgelegt
Am Dienstagmorgen erklärte das Ford-Management den Beschäftigten der Produktion die Notwendigkeit der Maßnahme. «Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen», hieß es von dem Unternehmen. «In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten.» Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden werden aus dem ersten Sparprogramm übernommen. Das von der IG Metall ausverhandelte Abfindungspaket gilt als relativ attraktiv für Arbeitnehmer.
Die geplanten Kosteneinsparungen schließen vorerst betriebsbedingte Kündigungen aus. Falls der Stellenabbau jedoch weit unter den Erwartungen liegt und zu wenige Mitarbeiter freiwillig ausscheiden, wird der Druck schrittweise erhöht und letztendlich könnte Ford doch noch betriebsbedingt kündigen.
Fast hundert Jahre Ford in der Domstadt
Die Ford-Werke haben seit 1930 in Köln eine lange Tradition als Deutschlandtochter des US-Konzerns. In den letzten 25 Jahren des vergangenen Jahrhunderts war der Kleinwagen Fiesta ein großer Erfolg, das Auto war zuverlässig, einfach und preiswert. Später wurde der Fiesta technisch weiterentwickelt und komfortabler, aber auch teurer. Die Erfolgsgeschichte endete, als im Sommer 2023 in Köln der letzte Fiesta vom Band lief.
Ford hat fast zwei Milliarden Euro investiert, um das Werk in Köln für die Produktion von Elektrofahrzeugen umzurüsten. Obwohl sie spät dran waren, gab die Belegschaft durch ihre Investitionen Hoffnung auf eine Zukunft des Standorts auch nach dem Ende der Ära der Verbrennungsmotoren. Bei der Eröffnung des Elektrowerks waren prominente Politiker wie der damalige Bundeskanzler Olaf Scholz (CDU) und der NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) anwesend, die ermutigende Reden hielten.
Der Beginn der Elektroauto-Produktion begann unter ungünstigen Bedingungen. Wenig zuvor hatte die Bundesregierung eine Elektro-Kaufprämie gestrichen, was zu einem rapiden Rückgang der Nachfrage nach Elektroautos führte. Gerade in dieser schwierigen Phase brachte Ford die neuen E-Modelle Explorer und Capri auf den Markt, die etwa 40.000 Euro oder mehr kosten und somit nicht mehr im erschwinglichen Segment liegen, das bisher die Stärke von Ford war.
Ernüchternde Absatzzahlen
Der Absatz war schleppend. Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) wurden von Januar bis August in Deutschland etwa 74.000 Ford-Pkw zugelassen, von denen rund 20.000 mit Elektroantrieb ausgestattet waren. Darin enthalten sind auch andere Elektroautos von Ford, die nicht in Köln hergestellt werden – wie viele Elektroautos aus Köln verkauft wurden, ist nicht bekannt. Der Marktanteil von Ford in Deutschland stieg seit Jahresbeginn von 3 auf 4,5 Prozent. Es geht aufwärts, aber auf einem niedrigen Niveau.
Ford erklärt nun, dass der neue Personalabbau darauf zurückzuführen ist, dass die Nachfrage nach elektrischen Pkw in Europa deutlich unter den ursprünglichen Branchenprognosen liegt. Als das Unternehmen Milliarden in das Kölner Elektrowerk investierte, ging es im Jahr 2023 davon aus, dass Elektrofahrzeuge einen Anteil von 35 Prozent aller verkauften Autos am Markt ausmachen würden. Rückblickend war dies zu optimistisch, denn laut KBA liegt der Anteil von Elektroautos mittlerweile nur bei 18 Prozent.
Immerhin zeigt sich eine positive Entwicklung – für Ford jedoch nicht steil genug. Zuvor hatte das Unternehmen mehrmals Kurzarbeit in der Produktion eingeführt, jedoch sieht es nun strukturelle Veränderungen als unumgänglich an und reduziert dauerhaft die Belegschaft.
Branchenfachmann ist pessimistisch
Branchenexperten sind nicht überrascht von dem verschärften Sparkurs. «Das war leider absehbar: Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft, die Firma produziert auf Halde», sagt Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach. Die Marke Ford steht für solide und günstige Autos, daher würden Elektroautos in der Preiskategorie unter 30.000 Euro besser zum Image passen. «Die Amerikaner haben seit langem den falschen Blick auf den europäischen Markt und schießen produkttechnisch daneben – die Entwicklung von Ford in Köln ist ein Trauerspiel.»
Ein Ein-Schicht-Betrieb in einer modernen teuren Anlage, die auf eine hohe Kapazität ausgelegt ist, sei wirtschaftlich gesehen fragwürdig. «Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten», sagt Bratzel. «Es geht bei Ford nur darum, Verluste einzudämmen.» Die Firma brauche schnell neue preisgünstige Modelle, um am Markt doch noch Erfolg zu haben. «Sonst geht der Abbau weiter.»