Der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt hat turbulente Zeiten hinter sich. Trotz Herausforderungen arbeitet er an Innovationen und wirtschaftlicher Stabilität.
BER: Vom Chaos zur Hoffnung

Der Hauptstadtflughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt, kurz BER, wurde vor fünf Jahren eröffnet, obwohl es neun Jahre Bauverzögerung, die Corona-Krise, Klimaproteste, Ferienchaos und einen Hackerangriff gab. Trotzdem hat er bereits eine turbulente Geschichte hinter sich.
Der BER wurde am 30. Oktober 2020 eröffnet – mit neun Jahren Verspätung aufgrund schwerwiegender Bau- und Planungsmängel. Die Baukosten betrugen 6,5 Milliarden Euro, dreimal so hoch wie ursprünglich geplant.
Die Flughafengesellschaft präsentiert den Standort mittlerweile als Innovationsfeld für technische Neuerungen: Mit buchbaren Sicherheits-Slots und neuen Scannern sollen Fluggäste so schnell wie möglich in der Luft sein. Dennoch bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt und in Bezug auf die Passagierzahlen ist der Flughafen noch weit von den Niveaus vergangener Jahre entfernt. So steht es um den BER:
Wie läuft der Betrieb fünf Jahre nach der Eröffnung?
Der Betrieb am BER hatte in den ersten Jahren nach der Inbetriebnahme teilweise erhebliche Probleme. Besonders in den Herbstferien 2021 stieß der Flughafen an seine Kapazitätsgrenzen. Aufgrund von Personalmangel und Platzproblemen kam es zu einem Abfertigungschaos. Reisende mussten stundenlang auf den Check-in warten und einige verpassten ihren Flug. Die Abfertigungsprozesse wurden damals zusätzlich durch die Corona-Einschränkungen erschwert.
Inzwischen funktionieren die Abläufe reibungslos. Selbst zu Stoßzeiten rund um die Ferien müssen die Passagiere selten übermäßig lange beim Check-in oder den Sicherheitskontrollen warten. Lediglich wegen Streiks kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Betriebsbehinderungen. Zuletzt sorgte zudem ein Hackerangriff auf einen IT-Dienstleister für tagelanges Chaos beim Check-in.
Um die Abläufe zu beschleunigen, setzt die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg (FBB) auf technische Innovationen: CT-Scanner an den Kontrollstraßen ermöglichen es Passagieren, Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr separat auszupacken. In Zukunft sollen die Scanner sicherstellen, dass Fluggäste wieder größere Flaschen oder Kosmetiktuben mitführen können. Zudem hat die FBB kostenfreie Zeitfenster für die Sicherheitskontrollen eingeführt. Dadurch können Fluggäste ohne lange Wartezeiten zum gebuchten Zeitpunkt die Kontrollen passieren.
Wie viele Menschen reisen über den BER?
Der Flughafen eröffnete mitten in der Pandemie und somit in einer der größten Krisen in der Geschichte der Luftfahrt. Aufgrund der Reisebeschränkungen war die Nachfrage fast bei Null. Seitdem reisen die Menschen zwar wieder deutlich mehr. Vor ein paar Tagen begrüßten die Betreiber den 100-Millionsten Fluggast am Flughafen. Laut FBB flogen allein zwischen Januar und September dieses Jahres rund 19,4 Millionen Menschen über den Standort vor den Toren Berlins.
Diese Zahlen liegen jedoch weit unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie. Im Jahr 2019, dem bisherigen Rekordjahr für den Luftverkehr in der Hauptstadtregion, wurden an den damaligen Standorten Schönefeld und Tegel rund 36 Millionen Passagiere gezählt. Flughafenchefin Aletta von Massenbach und Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) fordern weiterhin mehr Langstreckenverbindungen am BER, um die Nachfrage zu steigern und die Hauptstadtregion für internationale Reisende attraktiver zu gestalten.
Wie geht es dem Flughafen finanziell?
Die finanzielle Situation der Flughafengesellschaft bleibt weiterhin angespannt. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von über 134 Millionen Euro. Die FBB kann sich noch nicht eigenständig finanzieren und ist auf die Unterstützung ihrer Eigentümer – dem Bund sowie den Ländern Berlin und Brandenburg – angewiesen.
Das Unternehmen hatte vor einigen Jahren mit ihnen einen Teilentschuldungsplan in Höhe von insgesamt mehr als 2 Milliarden Euro ausgearbeitet. Darin enthalten waren rund 1,7 Milliarden Euro zum Ausgleich der Corona-Schäden. Weitere 660 Millionen Euro sollen im Jahr 2026 fließen. BER-Chefin von Massenbach ist zuversichtlich, dass sich die FBB dann wieder selbst mit Krediten am Kapitalmarkt refinanzieren kann.
Welche Herausforderungen muss der BER in Zukunft meistern?
Der BER ist einer der wichtigsten Arbeitgeber für die Hauptstadtregion. Etwa 20.000 Menschen arbeiten dort, davon 2.000 bei der Flughafengesellschaft FBB. In den nächsten Jahren wird das Unternehmen weiterhin bestrebt sein, die Nachfrage zu steigern. Dies ist keine leichte Aufgabe: Aletta von Massenbach kritisiert regelmäßig die hohen staatlichen Steuern und Gebühren für Flughäfen in Deutschland. Dies führt dazu, dass preissensible Fluggesellschaften wie Ryanair Verbindungen am BER reduzieren.
Ein weiteres Ziel der Betreiber ist es, den Flughafen bis 2045 klimaneutral zu betreiben. Bis 2030 soll sich der CO2-Ausstoß im Verantwortungsbereich der FBB um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010 reduzieren. Dabei geht es beispielsweise um die Elektrifizierung von Flughafenfahrzeugen und die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare Quellen.








