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Gastronomie vor Herausforderungen: Mehrwertsteuer senkt, Mindestlohn steigt

Essengehen wird trotz Steuersenkung nicht flächendeckend günstiger. Gastronomen kämpfen mit gestiegenen Kosten und hoffen auf Zukunftssicherung.

Am 1. Januar sinkt die Mehrwertsteuer für das Essen in Restaurants auf 7 Prozent.
Foto: Sina Schuldt/dpa

Mit Jahresbeginn sinkt die Mehrwertsteuer für Speisen in Restaurants von 19 auf 7 Prozent – dennoch wird Essengehen wohl nicht flächendeckend günstiger. «Die Preise sind maßgeblich abhängig von der Kostenentwicklung. Und hier haben wir in den letzten Jahren schon erhebliche Kostensteigerungen gehabt bei Nahrungsmitteln, bei alkoholfreien Getränken, bei Energie und insbesondere bei den Personalkosten», sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Gaststättenverbands Dehoga, der Deutschen Presse-Agentur. 

Mit dem Jahreswechsel steige zudem der Mindestlohn von 12,82 Euro auf 13,90 Euro – das sei eine große Herausforderung «gerade für die beschäftigungsintensiven Restaurants». Letztlich sei es Aufgabe eines jeden Unternehmers, die Preise zu kalkulieren. «Da können wir als Verband keine Empfehlungen abgeben.»

Viele Restaurantbesitzer hatten zuvor betont, dass ein Besuch in einem Restaurant kaum günstiger werden würde. Die Steuersenkung wird an vielen Orten genutzt, um die gestiegenen Kosten zumindest teilweise auszugleichen.

Verband: Mehrwertsteuersenkung sichert Arbeitsplätze

Der Dehoga setzt große Hoffnungen in die Mehrwertsteuersenkung, für die sich der Verband in den vergangenen Jahren intensiv eingesetzt hat. «Ich bin fest davon überzeugt: Das ist die wichtigste Maßnahme zur Zukunftssicherung der Restaurants und Cafés, also insbesondere der handwerklich arbeitenden Küche», sagte Hartges. Mit der Maßnahme würden Existenzen und Arbeitsplätze gesichert. 

«Wir wollen eine abwechslungsreiche Gastronomie – und deswegen sind die sieben Prozent so wichtig, damit nicht nur Take-Away-Imbisse und Ketten das Stadtbild prägen, sondern auch attraktive öffentliche Wohnzimmer, in denen man sich gerne trifft, in schöner Atmosphäre beisammensitzt und leckeres Essen genießt», sagte Hartges. 

Seit 2020 läuft es für viele Gastronomen nicht rund

Laut Dehoga erlebte die Gastronomie im Jahr 2025 das sechste Verlustjahr in Folge. Zuerst wurden die Betriebe durch die Corona-Maßnahmen wie Schließungen belastet, dann durch die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, wie zum Beispiel stark gestiegene Energiepreise. Laut Statistischem Bundesamt sind die Preise im Bereich Gaststätten und Beherbergungsdienstleistungen von Anfang 2020 bis November 2025 um etwa 34 Prozent gestiegen.

«Ich hoffe, dass es 2026 wieder bergauf geht», sagte Hartges. «Das hängt von vielen Faktoren ab, etwa den geopolitischen Herausforderungen, aber auch, wie sich insgesamt die Nahrungsmittelpreise, die Energiekosten entwickeln.» Da gebe es viele Fragezeichen. «Aber ich bin zuversichtlich, dass sich irgendwann die Stimmung aufhellt und die Menschen wieder gerne ausgehen und es sich auch leisten können.»

Hartges fordert mehr Pragmatismus statt Kennzeichnungspflichten

Hartges erhofft sich wie die meisten Wirtschaftsverbände vom Abbau der Bürokratie durch die Politik. Speziell könnte sie sich Erleichterungen bei der Allergenkennzeichnung und den Reinigungsprotokollen in den Toiletten vorstellen.

«Mich interessiert als Gast nicht irgendeine Liste, die in der Toilette hängt und wo im Stundenrhythmus Namen eingetragen sind. Entscheidend ist doch der Eindruck der Toilette. Ist sie sauber? Ist alles gepflegt», sagte Hartges. 

Auch bei weiteren Kennzeichnungspflichten fordert Hartges mehr Pragmatismus. «Redenden Menschen kann weitergeholfen werden: Wenn ich ein Stück Rinderfilet auf der Karte sehe für einen ordentlichen Preis, dann kann ich als Gast ja auch nachfragen, woher das Fleisch kommt», sagte Hartges. «Aber von vornherein immer neue Kennzeichnungspflichten einzuführen, ist wirklich nicht hilfreich.»

dpa