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Bedrohung für Apotheken: Standortsterben in Deutschland

Apothekensterben bedroht die flächendeckende Versorgung. Stabilisierungsmaßnahmen sind dringend nötig, um das Aussterben zu stoppen.

Das rote A weist den Weg: Wer ein Medikament braucht, dürfte es hier bekommen.
Foto: Sven Hoppe/dpa

Der Weg zur nächsten Apotheke könnte mancherorts noch etwas weiter werden. Nachdem die Zahl der Apotheken in Deutschland im ersten Halbjahr um 238 auf 16.803 gesunken ist und damit binnen zehn Jahre etwa jeder sechste Standort geschlossen hat, sagte der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (Abda), Thomas Preis, in Düsseldorf: «Das Apothekensterben wird weitergehen, es sei denn, es kommt jetzt sehr schnell eine Anpassung des Honorars und eine Dynamisierung – dann wird dieses Apothekensterben gestoppt werden können.» 

Mit Dynamisierung ist gemeint, dass Apotheken steigende Kosten weiterreichen und so mehr Geld bekommen können. Nach Darstellung von Preis geht es beim Rückgang der Apothekenzahlen nicht nur um ländliche Regionen, sondern auch um Städte. «Das ist nicht nur die Landapotheke – es gibt leider immer mehr Stadtteile in großen Städten, wo es keine Apotheke gibt.» Die Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt seit Jahren, 2024 fiel sie der Abda zufolge auf den niedrigsten Stand seit 1978. 

Die Abda beklagt, dass qualifizierte Menschen aufgrund von Kostendruck und Schwierigkeiten bei der Nachfolgesuche, wenn Apothekeninhaber in den Ruhestand gehen, in die Industrie oder Krankenhausapotheken abwandern.

Abda-Chef Preis findet es alarmierend, dass im ersten Halbjahr 240 Haupt- und Einzelapotheken geschlossen haben, während nur 23 Neueröffnungen zu verzeichnen sind. Auch die Anzahl der Filialen nimmt ab.

Online-Apotheken: «Brauchen keine Panikmache»

Unter Druck geraten stationäre Apotheke auch durch Online-Apotheken wie DocMorris und Shop Apotheke. Diese Konkurrenten, die auf Bestellungen im Internet setzen und vor Ort nicht präsent sind mit Standorten, sehen die Entwicklung weniger dramatisch. Der Rückgang der Vor-Ort-Apotheken gefährde nicht die Versorgung, da die Schließungen überproportional Gebiete mit hoher Apothekerdichte betreffe, heißt es in einem Papier des europäischen Verbandes der Online-Apotheken EAEP. Man brauche keine «Panikmache».

Koalition aus Union und SPD setzt positives Signal

Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD Maßnahmen zur Stabilisierung der Branche vereinbart, darunter auch Verbesserungen bei der Vergütung. Dies hat dazu geführt, dass sich die Sorgen der Apotheker etwas verringert haben. In einer Online-Umfrage unter 500 Apothekeninhabern gaben etwa 42 Prozent an, dass sie in den nächsten zwei bis drei Jahren eine etwas oder deutlich schlechtere wirtschaftliche Entwicklung an ihrem Standort erwarten. In den Jahren 2023 und 2024 waren es jedoch jeweils etwa 63 Prozent bei derselben Umfrage gewesen.

Rund 31 Prozent beantworteten die Frage in der diesjährigen Umfrage mit deutlich oder etwas besser, ein Jahr zuvor waren es 18 Prozent. Der Rest geht von einer unveränderten wirtschaftlichen Lage aus. Die Koalition aus Union und SPD habe in ihrem Koalitionsvertrag ein positives Signal gesetzt, sagte Preis, nun müsse sie aber auch liefern. «Die Stimmung kann ganz schnell wieder kippen.» 

Beim Deutschen Apothekertag in Düsseldorf, der am Dienstag beginnt, wird erwartet, dass Gesundheitsministerin Nina Warken anwesend ist. Apothekeninhaber hoffen darauf, dass die CDU-Politikerin das zukünftige Vorgehen der Bundesregierung konkretisiert.

dpa